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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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werden?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht einmal eins gesehen.«
    »Ehrliche Leute halten sich nicht in der Nähe solcher Orte auf«, sagte Durnik.
    »Ich habe gehört, daß es dort schrecklich ist – dunkel, kalt und voller Ratten.«
    »Was soll dieses Gerede über Verliese?« fragte Durnik.
    »Ich habe Angst, daß wir schon sehr bald alles darüber wissen werden«, antwortete Garion und gab sich Mühe, nicht allzu ängstlich zu klingen.
    »Wir haben nichts Unrechtes getan«, sagte Durnik.
    »Warum läßt uns der König dann festnehmen? Könige tun so etwas nicht ohne guten Grund.«
    »Wir haben nichts Unrechtes getan«, wiederholte Durnik stur. »Aber Meister Wolf vielleicht«, deutete Garion an. »Der König hat all diese Soldaten doch nicht ohne Grund hinter ihm hergeschickt – und wir werden vielleicht alle mit ihm ins Verlies geworfen, nur weil wir zufällig bei ihm sind.«
    »So etwas geschieht in Sendarien nicht«, sagte Durnik bestimmt.
    Am nächsten Tag blies der Wind sehr heftig vom Meer, aber es war ein warmer Wind, und der knöcheltiefe Schnee auf den Straßen wurde matschig. Gegen Mittag fing es an zu regnen. Durchnäßt und mißmutig ritten sie zur nächsten Herberge.
    »Ich fürchte, wir werden unsere Reise unterbrechen müssen, bis sich der Wind gelegt hat«, sagte Hauptmann Brendig an jenem Abend, während er aus einem der kleinen Fenster der Herberge nach draußen spähte. »Morgen früh wird die Straße fast unpassierbar sein.«
    Den nächsten und übernächsten Tag verbrachten sie in dem engen Aufenthaltsraum der Herberge und lauschten auf das Prasseln des windgepeitschten Regens – ständig unter den wachsamen Augen von Brendig und seinen Soldaten.
    »Silk«, sagte Garion am zweiten Tag und ging hinüber zu der Bank, auf der der rattengesichtige kleine Mann döste.
    »Ja, Garion?« fragte Silk und erhob sich.
    »Was für ein Mann ist der König?«
    »Welcher König?«
    »Von Sendarien.«
    »Ein dummer Mann – wie alle Könige.« Silk lachte. »Die sendarischen Könige sind vielleicht noch ein bißchen dümmer, aber das ist nur natürlich. Warum fragst du?«
    »Nun ja…« Garion zögerte. »Angenommen, jemand hat etwas getan, was dem König nicht gefallen hat, und mit demjenigen reisen noch ein paar andere Leute, und der König hätte alle diese Leute festnehmen lassen. Würde der König sie alle einfach ins Verlies werfen? Oder würde er die anderen gehen lassen und nur den behalten, der ihn geärgert hat?«
    Silk sah ihn einen Moment an und sagte dann streng: »Die Frage ist deiner nicht würdig, Garion.«
    Garion wurde rot. »Ich habe Angst vor Verliesen«, sagte er mit dünner Stimme und plötzlich sehr beschämt. »Ich will nicht für immer ins Dunkle gesperrt werden, wenn ich nicht einmal weiß wofür.«
    »Die Könige von Sendarien sind gerechte und ehrenhafte Männer«, sagte Silk. »Nicht allzu helle, fürchte ich, aber immer gerecht.«
    »Wie können sie Könige sein, wenn sie nicht klug sind?«, fragte Garion.
    »Klugheit ist eine nützliche Eigenschaft für einen König«, erklärte Silk, »aber nicht unbedingt notwendig.«
    »Wie werden sie denn dann Könige?« wollte Garion wissen.
    »Einige werden dazu geboren«, sagte Silk. »Der dümmste Mann der Welt kann König werden, wenn er die richtigen Eltern hat. Sendarische Könige haben einen Nachteil, weil sie so tief unten angefangen haben.«
    »Tief?«
    »Sie wurden gewählt. Niemand hat je zuvor einen König gewählt – nur die Sendarier.«
    »Wie wählt man einen König?«
    Silk grinste. »Sehr schlecht, Garion. Es ist ein armseliger Weg, einen König zu bestimmen. Die anderen Wege sind noch schlimmer, aber eine Wahl ist ein sehr schlechter Weg, einen König zu finden.«
    »Erzähl mir, wie es gemacht wurde«, bat Garion.
    Silk sah kurz auf das regennasse Fenster und zuckte die Achseln. »Auch eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben«, sagte er. Dann lehnte er sich zurück, streckte die Füße gegen das Feuer aus und begann.
    »Es hat alles vor fünfzehnhundert Jahren angefangen«, sagte er, laut genug, daß Hauptmann Brendig, der an einem Tisch in der Nähe saß und ein Stück Pergament beschrieb, es hören konnte. »Sendarien war damals kein Königreich, nicht einmal ein eigenes Land. Von Zeit zu Zeit hatte es zu Cherek, Algarien oder Nordarendien gehört – zu den Wacitern oder Asturiern, je nachdem, wie der arendische Bürgerkrieg stand. Als dieser Krieg schließlich zu einem Ende kam, die Waciter vernichtet

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