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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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derjenige sein solltest, der es ihr sagt.«
    »Warum würfeln wir nicht einfach um das Privileg?«, schlug Silk vor.
    »Ich habe dich schon würfeln sehen, Silk«, lachte Barak.
    »Wir können natürlich auch einfach noch ein Weilchen hierbleiben«, sagte Silk verschmitzt. »Ich kann mir gut vorstellen, daß Garions neue Spielgefährtin gern seine Erziehung vervollständigen würde, und dann müßten wir Polgara nicht damit belästigen.«
    Garion hatte flammend rote Ohren. »So dumm bin ich auch nicht«, sagte er hitzig. »Ich weiß, wovon ihr redet, und es ist nicht nötig, daß ihr Tante Pol etwas davon erzählt.« Er stapfte von dannen und trat bisweilen wütend in den Schnee.
    Nachdem Barak noch eine Weile mit seinem Schiffsbauer gesprochen hatte und es allmählich dunkel wurde, machten sie sich auf den Rückweg zum Palast. Garion trottete hinter ihnen her, immer noch beleidigt wegen ihres Gelächters.
    Die Wolken, die seit ihrer Ankunft in Val Alorn den Himmel bedeckt hatten, waren aufgerissen, und kleine Fleckchen blauen Himmels wurden sichtbar. Als der Abend sich langsam in den verschneiten Straßen ausbreitete, funkelten hier und dort schon einzelne Sterne. Weiches Kerzenlicht strahlte in den Fenstern der Häuser, und die wenigen Menschen, die noch unterwegs waren, beeilten sich, um vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein.
    Garion, der noch immer hinter ihnen hermarschierte, sah zwei Männer durch eine breite Tür unter einem einfachen Schild treten, das eine Weintraube darstellte. Der eine war der Mann im grünen Umhang mit dem hellen Bart, den er am Abend zuvor im Palast gesehen hatte. Der andere Mann trug eine dunkle Kapuze, und Garion hatte das Gefühl, ihn wiederzuerkennen. Obwohl er das Gesicht des vermummten Mannes nicht sehen konnte, war das auch nicht nötig. Sie hatten einander zu oft angesehen, als daß es Zweifel geben konnte. Wie schon oft zuvor, spürte Garion auch diesmal die seltsame Hemmung, als habe sich ein geisterhafter Finger auf seine Lippen gelegt. Der vermummte Mann war Asharak, und obwohl die Anwesenheit des Murgos hier eine Sensation darstellte, war es Garion aus irgendeinem Grund unmöglich, davon zu sprechen. Er beobachtete die beiden Männer nur einen Augenblick und eilte dann davon, um seine Freunde einzuholen. Er kämpfte mit dem Zwang, der seine Zunge gefrieren ließ und versuchte es dann auf einem Umweg.
    »Barak«, fragte er, »gibt es viele Murgos in Val Alorn?«
    »Es gibt überhaupt keine Murgos in Cherek«, erwiderte Barak. »Es ist allen Angarakanern bei Todesstrafe verboten, das Königreich zu betreten. Das ist unser ältestes Gesetz. Es wurde von dem alten Cherek Bärenschulter selbst niedergelegt. Warum fragst du?«
    »Ach, ich wollte es nur wissen«, sagte Garion lahm. Sein Verstand schrie in dem Bedürfnis, ihnen alles über Asharak zu erzählen, aber seine Lippen blieben versiegelt.
    An jenem Abend, als sie alle an dem langen Tisch in König Anhegs Saal saßen und ein großes Festmahl aufgetischt wurde, unterhielt Barak sie mit einer reichlich übertriebenen Schilderung von Garions Begegnung mit den jungen Leuten auf dem Hügel.
    »Ein mächtiger Schlag war es«, sagte er überschwenglich, »würdig auch des besten Kriegers, und wahrlich, er traf die Nase des Feindes. Das helle Blut floß in Strömen, und der Feind war entsetzt und überwunden. Wie ein Held stand Garion über dem Besiegten. Und wie ein wahrer Held prahlte und spottete er nicht vor seinem gefallenen Gegner, sondern bot ihm statt dessen seinen Rat an, um dieser purpurroten Flut Einhalt zu gebieten. Mit schlichter Würde verließ er dann das Feld, aber die glutäugige Maid wollte ihn nicht ohne Lohn für seine Tapferkeit ziehen lassen. Hastig folgte sie ihm und schlang liebevoll ihre schneeweißen Arme um seinen Hals. Dann gab sie ihm zärtlich einen Kuß, der des wahren Helden größte Belohnung ist. Ihre Augen strahlten vor Bewunderung, und ihr züchtiger Busen wogte vor neu erwachter Leidenschaft. Aber der bescheidene Garion ging unschuldig von dannen und forderte nicht die anderen süßen Entlohnungen, die der Maid zärtliches Verlangen so deutlich anboten. Und so endete das Abenteuer damit, daß unser Held den Sieg schmeckte, aber des Sieges wahre Entschädigung sanft ablehnte.«
    Die Krieger und Könige an dem langen Tisch brüllten vor Lachen und schlugen sich vor Begeisterung auf die Knie und auf die Tische und sich gegenseitig auf den Rücken. Königin Islena und Königin Silar

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