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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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klettern.«
    »Was ist mit dir, Durnik?« fragte Barak.
    »Ich verstehe nicht viel von der Jagd, Freund Barak«, antwortete Durnik zweifelnd. »Aber ich komme mit, wenn du möchtest.«
    »Und Ihr, mein Herr?« fragte Barak den Grafen von Seline.
    »O nein, Barak«, lachte Seline. »Ich habe meine Begeisterung für diesen Sport schon vor Jahren verloren. Trotzdem danke, ich für die Einladung.«
    »Hettar?« fragte Barak den Algarier.
    Hettar warf seinem Vater einen raschen Blick zu.
    »Geh ruhig, Hettar«, sagte Cho-Hag mit seiner leisen Stimme. »Ich bin sicher, König Anheg wird mir einen Krieger leihen, der mir beim Gehen hilft.«
    »Das werde ich selbst tun, Cho-Hag«, sagte Anheg, »ich habe schon schwerere Lasten getragen.«
    »Dann komme ich mit, Lord Barak«, sagte Hettar. »Danke für die Einladung.« Seine Stimme war tief und wohlklingend, wenn auch sehr leise und damit der seines Vaters sehr ähnlich.
    »Und du, Bursche?« fragte Barak Garion.
    »Hast du völlig den Verstand verloren, Barak?« fuhr Tante Pol ihn an. »Hast du ihm nicht gestern schon genug Schwierigkeiten bereitet?«
    Das war zuviel. Der plötzliche Stolz, den er bei Baraks Einladung empfunden hatte, verwandelte sich in Zorn. Garion biß die Zähne zusammen und ließ alle Vorsicht fahren. »Wenn Barak nicht glaubt, daß ich nur im Wege stehe, dann gehe ich gerne mit«, verkündete er trotzig.
    Tante Pol starrte ihn an. Ihre Augen waren eiskalt.
    »Dein Kleines bekommt Zähne, Pol«, kicherte Meister Wolf.
    »Sei still, Vater«, sagte Tante Pol, ohne den Blick von Garion zu wenden.
    »Diesmal nicht, meine Teuerste«, sagte der alte Mann mit einer gewissen Schärfe. »Er hat seine Entscheidung getroffen, und du wirst ihn nicht dadurch demütigen, daß du sie für ihn zurücknimmst. Garion ist kein Kind mehr. Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, aber er ist fast so groß und so kräftig wie ein Mann. Er wird bald fünfzehn, Pol. Du mußt deinen Griff irgendwann einmal lockern, und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um ihn wie einen Mann zu behandeln.«
    Sie starrte ihn einen Moment entgeistert an. »Wie du willst, Vater«, sagte sie schließlich mit täuschender Sanftmut. »Ich bin sicher, daß wir später noch darüber reden werden – ganz unter uns.«
    Meister Wolf kniff die Augen zusammen.
    Dann sah Tante Pol auch Garion an. »Sei bitte vorsichtig, mein Lieber«, sagte sie »und wenn du zurückkommst, wollen wir uns recht lange unterhalten, nicht wahr?«
    »Wird mein Herr meine Hilfe benötigen, um sich für die Jagd zu rüsten?« fragte die Dame Merel in der gespreizten und verletzenden Redeweise, die sie Barak gegenüber immer anschlug.
    »Das wird nicht nötig sein, Merel«, antwortete Barak.
    »Ich möchte keine meiner Pflichten vernachlässigen«, sagte sie.
    »Laß es gut sein, Merel«, sagte Barak.
    »Du hast einen Punkt gut.«
    »Habe ich dann also die Erlaubnis meines Herrn, mich zurückzuziehen?« fragte sie.
    »Ja«, antwortete er kurz.
    »Vielleicht möchten sich die Damen mir anschließen«, schlug Königin Islena vor. »Wir könnten sehen, ob wir den Ausgang der Jagd voraussagen können.«
    Königin Porenn, die etwas hinter der Königin von Cherek stand, verdrehte resigniert die Augen. Königin Silar lächelte ihr zu.
    »Dann wollen wir gehen«, sagte Barak. »Die Wildschweine warten.«
    »Und schärfen zweifellos ihre Hauer«, sagte Silk.
    Barak schritt voran zur roten Tür der Waffenkammer, wo ein grauhaariger Mann sich ihnen anschloß, der enorm breite Schultern hatte und ein Lederhemd trug, das mit Metallplättchen besetzt war.
    »Das ist Torvik«, stellte Barak den grauhaarigen Mann vor, »Anhegs Jagdmeister. Er kennt jedes Wildschwein im Wald mit Vornamen.«
    »Mein Lord Barak ist zu freundlich«, sagte Torvik mit einer Verbeugung.
    »Wie geht man bei dieser Jagd auf Wildschweine vor, Meister Torvik?« fragte Durnik höflich. »Ich habe noch nie eine mitgemacht.«
    »Das ist ganz einfach«, erklärte Torvik. »Ich nehme meine Treiber mit in den Wald, und wir scheuchen die Tiere mit Lärm und Geschrei auf. Du und die anderen Jäger warten damit auf sie.« Er deutete auf einen Ständer mit starken, breitspitzigen Sauspießen. »Wenn das Wildschwein dich sieht, wird es sich auf dich stürzen und versuchen, dich mit seinen Hauern zu töten, aber du kommst ihm mit deinem Spieß zuvor.«
    »Ich verstehe«, meinte Durnik leicht zweifelnd. »Klingt nicht sehr kompliziert.«
    »Wir tragen Kettenhemden, Durnik«, sagte Barak.

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