Kind der Sünde (German Edition)
dass er leicht zusammenzuckte, als sie seine warme Haut berührte und sie mit Küssen bedeckte, während sie ihm die Hose von den Beinen streifte. Dann kamen, ebenfalls begleitet von ihren Liebkosungen, seine Boxershorts an die Reihe. Es endete damit, dass sie erschöpft und keuchend, Arme und Beine von sich gestreckt, auf ihm lag, nachdem er jede Saite in ihr nach allen Regeln der Kunst zum Klingen gebracht hatte.
Endlich tranken sie ihren inzwischen natürlich kalten Kaffee und aßen Kopenhagener dazu, die so süß waren, dass ihnen davon die Zähne wehtaten. Danach gingen sie zusammen unter die Dusche und zogen sich an. Kai hatte für sie beide in der Stadt Jeans und T-Shirts gekauft. Als Amber die Sachen begutachtete, staunte sie, wie er es fertiggebracht hatte, ihre Größe so genau einzuschätzen. Vor allem aber war sie dankbar dafür, nicht in ihre vom Regen der letzten Nacht noch feuchten Sachen steigen zu müssen.
„Ich möchte mit dir nach Toronto fahren“, sagte er, als sie fertig zum Aufbruch waren.
Amber erschrak. „Wieso nach Toronto?“
Kai verzog das Gesicht. „Ich will mit einem Typ sprechen, der Big Ralph genannt wird. Ich muss herausbekommen, warum Asmodeus dir so hartnäckig seine Leute auf den Hals hetzt.“
„Die Männer, die mich verfolgt haben, kamen aus Toronto. Mein ganzes Leben lang bin ich vor denen auf der Flucht gewesen. Und jetzt willst du mich ausgerechnet dorthinbringen?“ Sie stand auf und ging unruhig ein paar Schritte durch das Zimmer.
Mit einem Schlag war ihr Misstrauen wieder erwacht. Sie hatte das ungute Gefühl, in eine Falle geraten zu sein. „Diese Leute habe ich fürchten gelernt, solange ich denken kann. Schon als ich noch klein war, waren sie für mich das, was für andere Kinder der Schwarze Mann ist. Und du willst mich zu ihnen bringen. Willst du mich ihnen auf dem Silbertablett servieren?“
Kai, der sonst fast immer eine undurchdringliche Miene bewahrte, konnte einen Moment lang einen Ausdruck des Ärgers und der Kränkung nicht verbergen. „Du glaubst im Ernst, dass ich imstande wäre, dich ihnen auszuliefern?“, fragte er in scharfem Ton.
„Warum sollte ich dir trauen?“ Ohne nachzudenken, hatte Amber die Worte ausgesprochen. Und dann war es zu spät, sie konnte es nicht ungeschehen machen. Und die Frage war, ob sie sie überhaupt zurücknehmen wollte. Konnte sie es sich wirklich leisten, ihm zu vertrauen?
Amber hatte keine Ahnung, was aus Kai geworden war. Was bedeutete es, ein Reaper zu sein? Wo lebte er hauptsächlich – hier unter den Sterblichen wie sie, oder verbrachte er die meiste in der Unterwelt? Nicht einmal das wusste sie. Alles war verwirrend und undurchsichtig. Die Tatsache, dass sie miteinander geschlafen hatten, änderte daran nichts. Liebe zu machen bedeutete noch lange nicht, dass man sich liebte.
Und wie stand es damit? Liebte sie ihn noch immer?
Noch während sie sich diese Frage stellte, verspürte sie einen Stich im Innern. Sie wusste die Antwort längst. Nie hatte sie aufgehört, ihn zu lieben.
Als sich ihre Blicke trafen, fürchtete Amber, ihre Miene könnte sie verraten. Sie rechnete damit, dass er sich ärgerlich abwenden würde, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen näherte sich Kai ihr vorsichtig, behutsam. Als hätte er Angst, er könnte sie verscheuchen.
„Amber“, sagte er leise, nahm sie bei der Hand und zog Amber ein Stück zu sich. „Auch wenn ich kein normaler Sterblicher mehr bin, bist du nicht mehr allein. Du musst dich nicht mehr fürchten. Ich bin bei dir, und ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, selbst zu jener Zeit nicht, da ich davon überzeugt war, dass du mich in den Tod schicken wolltest. Ein Teil von mir hat dich dafür gehasst – das gebe ich zu. Aber der andere, der stärkere Teil in mir, hat einfach nie aufgehört, dich zu lieben.“
Seltsam. Genau dasselbe konnte sie auch von sich sagen. Genauso war es ihr ergangen.
„Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand dir auch nur ein Haar krümmt“, fügte er hinzu.
Kai nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. Dankbar spürte Amber seine Wärme und die Geborgenheit, die er ihr gab. Ihr Vertrauen in ihn wuchs, ob sie es wollte oder nicht. Aber wie gefährlich würde ihr das werden?
6. KAPITEL
Toronto, Kanada
Drei Tage später
Sie standen vorn an der Kasse des Cafés. Amber trug die beiden Tassen Cappuccino. Kai hielt den Bon in der Hand, um zu bezahlen, als Amber bemerkte, dass etwas seine Aufmerksamkeit fesselte. Statt
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