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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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an, dass er in alle Ewigkeit an Sutekh gebunden war.
    „Ich weiß nicht, ob ich mich darauf einlassen soll“, meinte sie. Dabei wusste sie, dass er recht hatte. Es musste etwas geschehen. Irgendwann war der Moment gekommen, da sie sich ihren Dämonen stellen musste. Und das war jetzt.
    Kai griff über den kleinen Tisch hinweg und nahm ihre Hand. „Glaub mir …“
    „Hey!“, erscholl plötzlich laut von der Kasse her die Stimme der Frau, mit der sie gesprochen hatten. „Geben Sie das wieder her!“
    Amber fuhr herum und sah einen Mann mit langem, ungepflegtem Haar und ausgebeulten Jeans, der in Richtung Tür eilte. In der Hand hielt er das Kästchen, für das sich Kai interessiert hatte. Offenbar hatte man es versäumt, es wieder zurück ins Regal zu stellen, und nun war dieser Typ dabei, es zu stehlen.
    Kai war aufgesprungen und wollte hinter ihm her, zögerte dann jedoch. Er sah Amber an und war offensichtlich im Zwiespalt, ob er sie für einige Zeit allein lassen konnte oder das Kästchen mit den Hieroglyphen verloren geben sollte. Die Frau an der Kasse zeterte immer noch.
    „Lauf nur“, meinte Amber. „Ich komme schon zurecht.“
    „Du rührst dich nicht vom Fleck“, befahl Kai. Dann setzte er sich in Bewegung.
    Es dauerte keine zehn Minuten, bis sie da waren. Amber hatte schon nach wenigen Minuten den Verdacht, dass der Diebstahl nichts weiter als eine Finte gewesen war, um Kai von ihr wegzulocken. Mit fünf Mann hatten sie sie umringt. Sie war unbewaffnet, und ein Schlupfloch, durch das sie hätte entkommen können, gab es nicht.
    Amber wartete auf die fällige Panikattacke, die sich aber eigentümlicherweise nicht einstellte. Nicht dass sie keine Angst gehabt hätte. Die hatte sie, und sie hatte auch allen Grund dazu. Was sie erwartete, war schlimmer als der Tod. Dennoch war sie sicher, dass Kai ihr früher oder später zu Hilfe kommen würde.
    In Begleitung der fünf Bewacher trat sie hinaus auf die Straße. Dort passte sie den Moment ab, in dem sich ein Wagen auf der Straße näherte, duckte sich und sprintete direkt vor dessen Motorhaube auf die Fahrbahn. Reifen quietschten. Der Fahrer hupte wie verrückt. Mit knapper Not schaffte Amber es, ohne überfahren zu werden, auf die andere Seite. Sie begann zu rennen, so schnell sie konnte. Hinter sich hörte sie schon die Schritte und lauten Flüche ihrer Verfolger.
    Amber handelte blitzschnell. Kai hatte ihr gezeigt, in welcher Richtung das Tesso’s lag. Kurz entschlossen schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein. Die panische Flucht kostete sie unerhört viel Kraft, und sie wusste, dass sie das Tempo nicht lange würde halten können. Am liebsten wäre sie in einer Menschenmenge untergetaucht, aber es war kaum jemand auf der Straße. Außerdem hätte ihr die Menge nur unzureichend Schutz geboten, auch wenn sie davon überzeugt war, dass es ihren Jägern lieber wäre, keine Zeugen zu haben, wenn sie sie schnappten.
    Amber fand eine schmale Seitenstraße, in der sie verschwinden und sich hinter einigen Müllcontainern verbergen konnte. Keuchend, die Hände auf die Knie gestützt, versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen. Als sie sich einigermaßen erholt hatte, beschloss sie, dass es so wirklich nicht weitergehen konnte.
    Es hatte keinen Zweck mehr. Es hatte keinen Zweck mehr davonzulaufen, sich zu verstecken, auf der Flucht zu leben. Die Männer, vor denen ihre Mutter sie gewarnt hatte, hatten sie von einem Ort zum anderen gejagt. Ein ums andere Mal hatte sie ihr Zuhause aufgeben müssen und so gut wie alles dabei verloren. Unter anderem die Jahre, die sie mit Kai hätte glücklich sein können.
    In ihr verfestigte sich die Überzeugung, dass dieselben Männer hinter ihr her waren, die Kai damals getötet hatten.
    Amber richtete sich auf und schaute zum Himmel empor. Sie wollte endlich Antworten haben. Und die bekam sie nicht, wenn sie weiter davonlief und sich versteckte. Entschlossen trat sie aus der Gasse hinaus, überlegte einen Augenblick, auf welchem Weg sie hierhergekommen war, und schlug dann die Richtung ein, in der sie das Tesso’s vermutete.
    Der Türsteher, ein Schrank von einem Kerl, hielt sie auf. „Keine Frauen.“ Mit finsterer Miene musterte er sie und fügte hinzu: „Es sei denn, Sie suchen einen Job und wollen hier anfangen.“
    Amber schauderte bei diesem Gedanken. „Sagen Sie Big Ralph, dass Amber Hale ihn sprechen möchte.“
    Die Augenbrauen des anderen gingen in die Höhe. Er öffnete die Tür und ließ Amber eintreten.

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