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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Verhalten zu veranlassen. Was heißen soll, wenn man eine Blume ist, braucht man nur gewisse Substanzen abzusondern, um sie zu entflammen, und man kann solche Wesen am Kleinhirn nehmen und dem einzigen Zweck dienen lassen, dem sie offensichtlich dienen, nämlich der Verteilung und Befruchtung der Pollen.«
    Er lachte. »Wenn man allerdings ein mystischer Libertinist ist, dann kann diese Blumenlogik in den Dienst der Säugetiere gestellt werden.«
    Omar lächelte uns nachsichtig an. »Da ihr nun euren Beitrag zur Entwicklung der Blumen geleistet habt, meine Kinder, wollen wir unsere Lektion abschließen, indem wir besagte Blüten noch einmal aufsuchen – diesmal aber in vollem Besitz unseres kritischen Bewußtseins, das uns von der natürlichen Fauna des Bloomenveldts unterscheidet.«
    Und da er darauf bestand, folgten wir ihm. Wir kehrten zur Blüte der geschmacklichen Leidenschaft zurück und hielten uns im wundervollen Aroma des kulinarischen Nirwana auf, doch wir konnten dem unangemessenen Impuls, einfach alles zu verschlingen, widerstehen. Als wir die gelbe Blume aufsuchten, deren Parfüm uns zu träger Ruhe drängte, standen wir davor, inhalierten den wundervollsten Frieden, die wundervollste Gelassenheit des Geistes, ohne dem Drang nachzugeben, uns auf ihre Blütenblätter zu legen. Und als wir vor unserer rosafarbenen Blume der Leidenschaft standen, im vollen Bewußtsein der Effekte ihrer pheromonischen Verlockungen und durch unsere gerade abgeschlossene Übung erotisch gesättigt, konnten wir die Aphrodisiaka aus der abstrakteren Perspektive eines Connaisseurs genießen.
    Schließlich begann die Sonne auf dem Bloomenveldt unterzugehen und tiefgrüne Schatten über die helleren Töne der Baumwipfel zu werfen, und wir setzten unsere Gasmasken wieder auf und machten uns in schwebenden Sprüngen zum tiefen Blau des Meeres am östlichen Horizont auf.
    »Seht!« rief Omar, als wir uns auf einem Blatt zum nächsten Sprung bereitmachten. »Da kommt ein Wanderer!«
    Weit im Norden, wohin sein Finger unsere Blicke wies, sah ich eine dunkle Gestalt, die ich zuerst für eins der Tiere des Bloomenveldts hielt. Sie sprang mehr oder weniger in unsere Richtung über die Baumwipfel. Dann erkannte ich, daß die Sprünge viel zu groß waren, um ohne Schwebegürtel ausgeführt zu werden, und erkannte einen Menschen, der sich näherte.
    »Laßt uns einen Augenblick warten und sehen, ob wir mit ihm reden können«, schlug Omar vor. »Wenn das möglich ist, wird es vielleicht interessant. Wenn nicht, wird er es uns schon sagen.«
    Ein paar Minuten später landete eine ziemlich bizarre Gestalt auf einem benachbarten Blatt: ein großer, pummliger, dunkelhäutiger Mann mit einer langen, fransigen, blonden Haarmähne. Sein Körper schien aus einem abgerissenen Umhang herauszuquellen, der mehrere Nummern zu klein war. Vraiment, er trug einen Schwebegürtel, doch nirgends war eine Gasmaske zu sehen; er hatte auch keinen Rucksack dabei. Seine Augen, obwohl sie vom physiologischen Standpunkt klar und gesund wirkten, schienen etwas von der alltäglichen Realität entrückt zu sein.
    »Wir grüßen Sie, Wanderer«, rief Omar. »Ich bin Omar Ki Benjamin, und meine Gefährten sind Sunshine Shasta Leonardo und Guy Vlad Boca…«
    Der Mann starrte uns abwesend blinzelnd an, als versuchte er, sich an die Bedeutung solch höflicher Vorstellungen zu erinnern.
    »Kommen Sie, mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?«
    Als Antwort verstärkte sich das Blinzeln.
    »Sind Sie schon lange im Bloomenveldt?« fragte ich; doch seinem Äußeren nach war die Frage völlig rhetorisch.
    »Der Aufgang der Sonne… erwachen… die Rufe der Blumen… Essen… der Untergang der Sonne… Schlaf…«, sagte der Mann zögernd, als handele es sich um kosmische Enthüllungen. »Der Kreislauf wiederholt sich… das große Rad dreht sich…«
    »Wirklich«, sagte Omar. »Das habe ich auch schon beobachtet. Aber woher kommen Sie, und wohin gehen Sie?«
    »Das große Rad dreht sich… der Geist folgt seinem Karma, wie der Wind ihn weht…«
    »Zweifellos«, sagte Guy. »Aber würden Sie so gut sein, uns zu erklären, woher Sie der Wind geweht hat…?«
    Der Wanderer schien sich große Mühe zu geben, tief darüber nachzudenken. Schließlich deutete er nach Westen, dann schwang er zögernd den Finger in einem Bogen von Westen nach Nordwesten herum, bis er schließlich mehr oder weniger nach Norden die Küste hinauf deutete.
    »Wenn ich eine Übersetzung versuchen

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