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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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dürfte…?« erbot sich Omar. »Sie kommen aus einer Forschungskuppel irgendwo oben an der Küste und sind unterwegs ins Inland abgebogen?«
    Der Bursche nickte einigermaßen begeistert und sprach dann wie durch geistige Nebelschleier, die sich zumindest etwas gelichtet hatten. »Forschungskuppel… oui… vor einigen Wochen… yo Psychoanthropologe… Meade Ariel Kozuma… ist das nicht mein Name…?«
    »Sie sind Psychoanthropologe und heißen Meade Ariel Kozuma«, sagte ich fest; ich hatte seine Sprechweise verstanden. »Sie haben vor ein paar Wochen eine Forschungskuppel an der Küste verlassen… für eine Felduntersuchung? Um die zu studieren… die durchs Bloomenveldt wandern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein… nicht die Wanderer… Stämme…« Er deutete erregt nach Westen.
    »Im Innern des Bloomenveldts leben ganze Stämme von Menschen?« rief ich.
    Er nickte. »Edle Blumen… höhere Formen… Stämme… ohne Maske… eins mit den Blumen… Prinzip der subjektiven Forschung…«
    »Alors!« rief Omar. »Wie weit sind Sie nach Westen gegangen?«
    Meade Ariel Kozuma brachte ein recht menschliches Achselzucken zustande. »Wo die Blumen eins sind mit den Menschen… evolutionäre Symbiose… nicht wie hier…«
    »Merde!« rief Omar. »Als nächstes werden Sie noch behaupten, Sie hätten den Duftgarten der Bloomenkinder besucht.«
    Der ehemalige Psychanthropologe beschwor den Geist dessen, was zweifellos einmal ein skeptisch verzogener Mundwinkel gewesen war. »Legende«, sagte er. »Nur Geschichten.«
    Die Sonne war schon fast untergegangen, die Schatten vertieften sich, und ein kühler Wind vom Meer wiegte die Kronen der gewaltigen Bäume. »Wir sehen besser zu, daß wir in die Kuppel kommen«, ermahnte Omar uns. Dann wandte er sich noch einmal an Meade Ariel Kozuma. »Wollen Sie uns zurück in die Menschenwelten begleiten?« bot er an.
    Der Psychoanthropologe schüttelte heftig den Kopf. »Das große Rad dreht sich…«, sang er. »Die Rufe der Blumen… die Sonne geht unter…« Dann sprang er plötzlich vom Blatt herunter und verschwand mit großen, langsamen Sätzen im Bloomenveldt, der Sonne entgegen wie ein Stein, der von einem geschickten Riesen geworfen über die Oberfläche eines unglaublich großen Teichs hüpfte.
    »Die meisten sind so wie er«, sagte Omar beiläufig. »Einige etwas verständlicher, andere weniger.«
    »Gibt es viele solcher Wanderer im Bloomenveldt?« fragte ich.
    Omar zuckte die Achseln. »Man sieht sie ab und zu.«
    Guy starrte mit seltsam abwesender Mine nach Westen in den Sonnenuntergang. »Stämme im Inneren…«, murmelte er leise. »Höhere Formen…? Bloomenkinder…? Der Duftgarten…?« Er wandte sich an Omar und sagte schärfer: »Existieren diese Dinge wirklich?«
    »Einige können wohl wahr sein, der Rest ist ein Märchen«, erwiderte Omar. »Die Menschen besuchen das Bloomenveldt seit Jahrhunderten, no, und einige wandern, wie unser benebelter Freund, zweifellos davon und werden nie wieder gesehen. Mit genügend Glück und Zeit kann man glauben, daß einige sogar überleben und Nachkommen haben, Stämme künstlicher Wilder sozusagen, im Bloomenveldt geboren. Man hört manchmal solche Geschichten, aber ihr habt ja gesehen, wie unzuverlässig ihre Erzähler sind.«
    »Sind diese Stämme die sogenannten Bloomenkinder?«
    Omar lachte. »Non«, sagte er. »Die Bloomenkinder sind Sagengestalten, und die Sage wird von den hypothetischen Stämmen diesen benebelten Wanderern erzählt, die ihrerseits mit Leuten wie uns plaudern. Mythische, unbekannte Wesen also, Bürger des Duftgartens, ein Xanadu tief im Innern des Waldes, wo die Erleuchteten in nirvanischer Vollkommenheit mit den Blumen leben.«
    »Glaubst du, daß ein solcher Ort wirklich existiert?« fragte Guy atemlos und feierlich, beinahe flüsternd.
    »Vraiment«, sagte Omar, »genau wie Xanadu und Oz und das Paradies.« Er tippte Guy belustigt auf den Kopf. »Da drin!«
    Er starrte unbehaglich nach Westen, wo die Sonnenscheibe längst den Horizont berührte. »Laßt uns nicht mit weiteren Diskussionen des Unergründlichen die Zeit verschwenden.« Und damit sprang er in Richtung Meer davon.
    »Wir müssen uns intensiver damit beschäftigen«, sagte Guy scharf. »Viel intensiver.«
    »Es ist nur eine Legende, Guy.«
    »Die Bloomenkinder und der Duftgarten vielleicht«, sage Guy mit einem verträumten, doch sehr entschlossenen Augenausdruck. »Aber die Stämme im Innern könnten existieren, und deshalb kann man

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