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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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um mit der sich rascher entwickelnden Fauna im Bloomenveldt Schritt zu halten. Wie gewisse terrestrische Tiere sind die Bäume des Bloomenveldts Kollektivorganismen, zumindest genetisch gesehen.« Er zuckte die Achseln. »Leider ist das alles, was ich über derlei esoterische Dinge weiß.«
    Die Fauna des Bloomenveldts floh vor unserer nicht gerade vorsichtigen Annäherung; wir konnten sie nur aus der Ferne als rasche, verschwommene Bewegungen sehen, die sich vor uns Eindringlingen zurückzogen.
    Ich sah Trupps der braunfelligen Zweifüßer, die ich vom Holo kannte; sie drängten sich um blutrote, schwarzgestreifte Blüten. Die kleinen, schwarzen Fellwesen flatterten mit ihren Hautschwingen wie ein Vogelschwarm auf, wenn wir heranstolperten und sie dabei störten, wie sie mit langen Röhrenzungen Nektar aus den Tiefen blaßorangener Blüten saugten. Beinlose, schlangenähnliche Säuger mit einem diamantartig braun und grün gemusterten Pelz glitten ins Blattwerk davon, als wir uns einer Traube gewaltiger roter Boviste näherten.
    Auch das Tierleben schien sehr artenreich; alle Tiere waren Säuger oder sahen wenigstens wie Säuger aus, alle wichen scheu zurück, wenn wir uns näherten, und alle schienen nicht mehr als zwei oder drei verschiedene Typen von Blüten aufzusuchen.
    »Vraiment, jede Blütenart verströmt Duftstoffe, die ganz bestimmte Bestäuber anlocken, und versetzt den Nektar und die Früchte mit Alkaloiden, die den Gaumen derselben besonders munden«, erklärte Omar uns. »Wenn auch zu verschiedenen Zeiten oder in verschiedenen Phasen der Paarung, kann dasselbe Tier von verschiedenen Pflanzen angezogen werden, genau wie wir durch pheromonische Reize je nach Alter, Berauschung oder sogar der Mondphase von verschiedenen Partnern betört werden – denn auch im Reich der Chemie ist Abwechslung das halbe Leben, no?«
    »Da wir gerade davon reden«, sagte Guy. »Wir haben gelernt, durch die Baumwipfel zu schweben und unser Auge an die Fauna und Flora zu gewöhnen – ist es nun nicht an der Zeit, die Gasmasken abzulegen und die geheimnisvollen Düfte, für die das Bloomenveldt berühmt ist, zu probieren?«
    »Quelle chose!« sagte Omar grinsend. »Du willst doch wohl nicht sagen, daß du die nüchterne und kluge Warnung der Wissenschaft in den Wind schlagen und dich hemmungslos dem mystischen Libertinismus hingeben willst?«
    »Beim Weintrinken hört Guy Vlad Boca nicht kurz vor dem Rausch auf«, informierte Guy ihn.
    »Und du, meine schöne Dame?«
    »Beim Genuß der sexuellen Vereinigung achtet Sunshine Shasta Leonardo nicht darauf, keinen Orgasmus zu bekommen«, erwiderte ich munter, um mich nicht ausstechen zu lassen, wenn auch nicht ohne ein gewisses ängstliches Zittern.
    »Gut gesprochen, meine wahren Kinder des Glücks!« sagte Omar. »Und als Unterpfand meiner Wertschätzung für solchen Geist werde ich die Maske aufbehalten, um als eure Bodenkontrolle zu dienen, denn schließlich muß man sich erst daran gewöhnen.«
    Und so nahmen Guy und ich die Masken ab, steckten sie in die Taschen und sprangen auf Omars Anweisung von dem Blatt, auf dem wir gestanden hatten, um in der Nähe einer Blüte niederzugehen, die aussah wie eine weite, runde Veranda aus samtenen, purpurnen Blütenblättern um eine hohe, röhrenförmige Säule, die mit köstlichen, krümeligen, rosa Pollen bedeckt war.
    Köstlich? Vraiment, äußerst köstlich, denn meine Nase – genauer mein Kleinhirn – wurde gefüllt, überflutet, ganz verwandelt in einen Brennpunkt reinen Verlangens nach dem wundervollsten Aroma – komponiert aus der Kruste von gebratenem Fleisch und dem Geschmack schmelzender brauner Schokolade und einem Dutzend feiner Untertöne, die alles boten, was der Gaumen verlangte –, während zugleich mein Mund mit absoluter chemischer Gewißheit überzeugt wurde, daß das beste Werk des allerbesten chief maestro aller Welten verglichen mit diesem vollkommenen, rosa Ambrosia der reinste Fraß war.
    Ich mußte nur das Gesicht in die Pollenmasse stecken, sie umarmen, volle Hände in den aufgesperrten Schlund schaufeln, und meine Geschmacksknospen würden in einem Orgasmus kulinarischer Ekstase explodieren -
    »Mit äußerstem Nachdruck nicht zu empfehlen!« rief Omar, der mich mit nackter Gewalt zurückhielt, als ich versuchte, das Gesicht in die Pollen zu drücken. Dann riß er mit der anderen Hand Guy von einem ähnlichen Versuch zurück. »Springt, Kinder, springt!« befahl er und gab mir einen Tritt in den

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