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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Geist. Wie wir dem Wald die Gabe des Bewußtseins brachten, so gibt uns das Bloomenveldt Psychotropika, die eben aus diesem chemischen Empfinden entstanden, um uns mit den höchsten Reichen des Bewußtseins zu belohnen, die es uns im Augenblick zu schenken vermag. Eine wahre Symbiose, ein gerechter und lohnender Austausch zwischen unseren beiden Arten.«
    »Der Duftgarten…«, keuchte Guy. »Wo Menschen und Blumen symbiotische Vollkommenheit erreicht haben. Wo der Entwicklung der Blumen und Menschen die Verschmelzung gelungen ist. Wo nirvanische Transzendenz aus der Chemie des Gehirns selbst entsteht.«
    »So sagt man«, erklärte der Alte. »Und so suche ich dieses Reich des Geistes, da die physikalische Grundlage desselben vergeht.«
    »Mögest du finden, was du suchst«, sagte ich ihm mit weitem Herzen.
    »Y tu también.«
    Und damit erhob er sich und verschwand mit langen, wenn auch etwas zittrigen Schritten, in der Tiefe des Bloomenveldts, im rosigen Dunst der Dämmerung, in den tiefen Geheimnissen, aus denen noch kein Mensch zurückgekehrt war, um die Geschichte zu erzählen.
    Als er wie ein verblassender Geist verschwunden war, verließen Guy und ich die Blume, auf der er erschienen war, und diskutierten auf einem anderen Blatt, was wir im Duft des Parfüms erfahren hatten.
    »War das nicht ein Zeichen, das zu deinem Bewußtsein und deinem Geist gesprochen hat, Sunshine?« fragte Guy. »Gibt es nun noch etwas, das uns davon abhalten könnte, ins Herz der Dinge zu reisen? Wirst du mich jetzt auf der Suche begleiten, auf der wir alles gewinnen können, da du erfahren hast, daß wir in Wirklichkeit nichts riskieren? Nun, da du mit diesem Geist von allem, was es zu gewinnen gibt, gesprochen hast?«
    Und wirklich, so war es. Nichts hielt uns zurück.
    »Laß uns früh am Morgen aufbrechen«, sagte ich munter, »damit meine Entschlossenheit nicht im kalten, klaren Licht des Tages schwindet.«

 
   17
     
     
    Als sich am nächsten Morgen Belshazaars Sonne über dem Bloomenveldt erhob, waren wir unterwegs – ausgerüstet mit Schwebegürteln, Gasmasken, Behältern zum Sammeln der Blumenessenzen, einem Monatsvorrat an Konzentraten; und der Sicherheit, die wir durch die Erscheinung des vorangegangenen Nachmittags hatten, sowie mit einem Plan, der uns narrensicher schien.
    Wir wollten fünf Tage gerade nach Westen ins Innere vorstoßen. Bei der Geschwindigkeit, die wir vorlegen konnten, wenn wir zwischen den Baumwipfeln sprangen, sollte das reichen, um einige hundert Kilometer weit ins Bloomenveldt vorzudringen, und wenn wir nach fünf Tagen keine Menschen sahen, dann konnte man mit einiger Berechtigung sagen, daß die Mystiker, Libertinisten oder andere sich irrten und daß die Wissenschaftler, so kleingeistig sie waren, recht hatten damit, daß es keine nennenswerte menschliche Bevölkerung gab.
    An diesem Punkt wollten wir dann einfach umkehren und in die Richtung zurückgehen, aus der wir gekommen waren. Selbst ohne Funkgeräte bestand kaum Gefahr, daß wir uns verirrten, denn gen Sonnenaufgang lag die Küste, und wenn man ihr in einer beliebigen Richtung höchstens zwei oder drei Tage folgte, stieß man unweigerlich auf eine Kuppel.
    Die einzige Gefahrenquelle schien der Geist zu sein, denn wir kannten den Zustand der Verwirrung, der sich einstellen konnte, wenn man ungeschützt durchs Bloomenveldt wanderte, dank der entsprechenden Lektion von Meade Ariel Kozuma sehr genau. Deshalb erklärte sich Guy mit einigem Widerstand auf mein Drängen mit einer weiteren Vorsichtsmaßnahme einverstanden. Wir würden auf dem Weg ins Landesinnere beide Masken tragen, und wenn wir unterwegs anhielten, um das Angebot irgendeiner Blume zu versuchen, würden wir nie gleichzeitig die Maske ablegen – wenn einer von uns die Rolle des Psychonauten spielte, würde der andere immer als Bodenkontrolle achtgeben.
    Wir informierten Marlene Kona Mendes oder ihre Mitarbeiter nicht über unsere Absichten, sondern nahmen einfach unsere Sachen und gingen, denn einerseits hatte man uns bereits unmißverständlich erklärt, daß wir nicht auf eine Rettungsaktion hoffen konnten, falls wir in Schwierigkeiten gerieten, und andererseits war es Guys erklärtes Ziel – oder wenigstens sein vergeblicher, finanzieller Grund für dieses Abenteuer des Geistes –, die Wissenschaftler kommerziell auszustechen, indem er mit Mustern von Psychotropika aus dem Dschungel zurückkehrte, die sie mit ihren lächerlichen Bemühungen vor Scham erblassen

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