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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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sagte ich, indem ich auf die Blüte deutete, die sie offensichtlich in ihren Bann zog. Dann hob ich einen einzigen Finger. Ich hielt die andere Hand hoch und wackelte wieder fragend mit den Fingern. »Mehr Blumen? Mit mehr Menschen?«
    Wieder begannen die drei mit allen Fingern zu wackeln. »Menschen… Blumen… Menschen… Blumen…«
    Als sich nach weiterem Kichern ihr Interesse erschöpft hatte und sie wieder schwiegen, betrachtete mich die Frau mit einem Ausdruck, der unter diesen Umständen beinahe als aufmerksam gelten konnte, und bekam schließlich zustande, was, berücksichtigte man die Quelle, zweifellos ein beeindruckender Wortschwall war. »Menschen… Blumen…«, sagte sie, indem die Arme weit ausbreitete und mit allen Fingern wackelte. »Rot… blau… weiß… purpur…« Dann hörte sie mit dem Gezappel auf, streichelte das gelbe Blütenblatt, auf dem sie lag, und ein Ausdruck orgasmischer Ekstase breitete sich in ihrem fetten Gesicht aus. »Gelb… «, schnurrte sie begeistert. »Gelb, gelb, gelb, ah! ah! ah!«
    »Ah! Ah! Ah!«
    Nun begannen alle drei in rauhem Unisono leise zu stöhnen, streckten sich flach auf den Blättern aus, als hätte sie die gewaltige Anstrengung völlig erschöpft, und zeigten kein weiteres Interesse an uns.
    »Höhere Formen?« sagte ich zu Guy, indem ich verächtlich die Nase rümpfte. »Edle Blumen? Merde!«
    Guy zuckte die Achseln. »Vielleicht liegt in diesen anscheinend dekadenten Körpern eine unbekannte innere Wonne…?« sagte er ironisch.
    »Bien«, erwiderte ich. »Vielleicht willst du dann die Maske abnehmen und die hübsche Blume riechen…?«
    Selbst Guy Vlad Boca kniff vor dieser scherzhaften Einladung. »Aber es gibt eine positive Seite«, unterstrich er. »Wir haben bewiesen, daß es wirklich Menschen im Innern des Bloomenveldts gibt. Wir haben bewiesen, daß die Gnome der Forschungskuppeln nicht wissen, wovon sie reden.«
    »Haben wir das? Oder haben wir nur eine Handvoll armer Hunde entdeckt, die genau das sind, was sie sagten?«
    »Quien sabe?« räumte Guy ein. »Es ist noch viel zu früh, um etwas zu sagen. Laß uns eine Weile in dieser Gegend bleiben und sehen, was eine weitere, nähere Untersuchung ergibt.«
     
    Vraiment, die weitere Untersuchung der Gegend während der nächsten beiden Tage erwies sich als fruchtbar, wenn auch alles andere als entzückend, denn wir sahen ein Dutzend weiterer Blumen, die von anscheinend ehemals zivilisierten Menschen besetzt waren. Wenn man berücksichtigte, wie weit unsere Entdeckungen verstreut waren und wie willkürlich wir suchten, wenn man bedachte, wieviele Blumen es in dieser Gegend gab, dann hatten wir zweifellos eine Menge weitere nicht entdeckt.
    Die Stämme der Bloomenkinder, von denen wir gehört hatten, waren nirgends zu sehen, denn nirgends begegneten wir mehr als drei oder vier Menschen bei einer Blüte; nach den zerlumpten Fetzen, die noch an ihren Körpern hingen, war offensichtlich, daß alle diese Menschen aus dem Reich der Zivilisation stammten und keineswegs mythische Abkömmlinge von Generationen verarmter Wilder waren – edle oder andere.
    Überwiegend waren sie nicht gesprächiger und manchmal sogar wortkarger als die erste Gruppe, die wir entdeckt hatten, wenn auch die Natur ihrer Hingabe mit den Blumen wechselte, die sie gerade besuchten, oder, vielleicht passender gesagt, mit der Vielfalt der Blumen, die ihre Geister gebannt hatte.
    Außer drei weiteren Exemplaren der gelben Blume mit den schwarzen Stempeln entdeckten wir Besucher einer bauschigen schwarzen Blüte, die ein besonderes Verhalten zeigten, indem sie bei unserer Annäherung die Hände verschränkten und den Gegenstand ihrer Zuneigung umringten; außerdem sahen wir die Anbeter einer bestimmten grell pinkfarbenen Blüte, die uns mit pantomimischen Gesten einluden, an ihren energiegeladenen, wenn auch etwas kunstlosen orgiastischen Figuren teilzunehmen, die sie unter dieser Blüte der animalischen Lust anscheinend unbeschränkt lange aufrechterhalten konnten.
    Nicht einmal Guy war versucht, mit den Psychotropika der Blumen, die wir während dieser zwei Tage fanden, zu experimentieren, denn es schien allzu offensichtlich, daß ihre Besucher dem Bann der Moleküle verfallen waren, die ursprünglich entwickelt wurden, um die primitiven Triebe der eingeborenen Säuger zu erwecken, so daß die von ihnen hervorgerufenen Bewußtseinszustände kaum als Erhöhung über die menschliche Norm hinaus betrachtet werden konnten.
    Ebensowenig

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