Kind des Glücks
hinunterwand, um in meinen unteren Chakras eine wahrhaftige kundalinische Explosion zu entzünden. Vraiment, eine rosige, träge Explosion, die aufwallte, hinaus und nach innen, ausgehend von der Basis meiner Wirbelsäule, füllte meine Lenden und meine Glieder, sogar mein Gehirn, mit brodelnden Wolken aus sinnlichem, rosafarbenem Rauch, der rascher, als ich es erzählen kann, alle anderen Aspekte meines Wesens auslöschte.
Es schien mir – soweit noch ein »mir« blieb –, daß mein Körper eine ekstatische Hülle voll leidenschaftlichem Feuer geworden sei, wie der berühmte brennende Busch, entflammt und doch unverzehrt.
Ich nahm Guy in die Arme, rollte mich auf ihn und rammte sein Fleisch in den rosigen, durchsichtigen Schein meines Körpers. Wie wundervoll er war! Sein Körper hatte die warme Glätte von Seide vor einem Freudenfeuer. Jedes ekstatische Zittern seines Körpers sandte kristallene Splitter von schmerzhaft zarter Freude durch meine Nerven, die Geräusche seiner Lust entzündeten Funken in meinem Herzen, und sein Gesicht war das einer Gottheit, eine Maske von tantrischer Vollkommenheit, umgeben vom Schein seines wundervollen Geistes.
Es gab nichts im Universum außer dem exquisiten Gefühl von seidigem Fleisch und seidigem Seufzen, nichts existierte außer dem rosenfarbenen Atem seines Fleisches an meinem.
Meine Erinnerung will nicht preisgeben, wie lange dies dauerte. Es gab Schreie, Stöhnen, Zittern, wortlose Rufe, bis eine dünne und schmerzliche Stimme rief: »Hör auf! Hör auf! Hör auf!«
Dann sah sich das bewußtlose Feuerwesen, das ich geworden war, wie eine gewichtslose Wolke durch die Luft getragen, während etwas Kaltes, Gummiartiges in mein Gesicht gedrückt wurde…
Und…
Und der vernünftige Mensch, der ich gewesen war, saß plötzlich auf einem Blatt und starrte Guy an. Wir trugen beide unsere Masken, beide keuchten wir vor Erschöpfung, und beide waren wir erfüllt vom Duft der Leidenschaft und trieften vor Schweiß.
Wir starrten uns blinzelnd an, eine lange Zeit, bis wir sprechen konnten.
»Vraiment, du hattest recht – zusammen ohne Maske wären wir für ewig verloren gewesen«, keuchte Guy schließlich.
»Das wäre es fast wert gewesen…«, seufzte ich.
Doch nicht einmal Guy Vlad Boca war bereit, das Experiment ganz ohne Maske zu wiederholen, und ebensowenig gefiel uns die Idee, so gefährliche Versuche abwechselnd als Psychonaut und Bodenkontrolle zu unternehmen. Denn während man in gewisser Weise sagen konnte, daß die Bodenkontrolle ebensoviel Lustgewinn aus der chemisch verstärkten Kraft des Psychonauten zog wie dieser selbst, so war doch der wirkliche sexuelle Austausch unterbrochen. Denn unter dem Einfluß der Blume würde sich die Freude des maskierten Geliebten immer in Schmerz oder Überdruß verwandeln, während der Geliebte unter dem Bann der Blume buchstäblich nie zu befriedigen war.
Offenbar war diese Blume nur für Liebende gedacht, denen das gleichzeitige erotische Seppuku ein akzeptabler letzter Lebenssinn war, denen der Tod durch Hunger oder Erschöpfung ein annehmbarer Preis schien. Für derartige Samurai-Romanzen bedeutete der Duft der violetten Blume gewiß eine große Gabe; und wirklich, unter kontrollierten Bedingungen war er womöglich ein außergewöhnliches Heilmittel gegen Impotenz, sexuelle Unlust und sogar Kraftlosigkeit bei der Vereinigung – Guy jedenfalls glaubte fest daran.
Certainement handelte es sich um ein Produkt, das die Interstellar Master Traders mühelos mit beträchtlichem Profit vermarkten konnte. Mit Rücksicht auf die geschäftliche Moral, so erklärte Guy, sollte die Natur der psychotropen Effekte dem Käufer offen enthüllt werden, so daß er sein Schicksal völlig in den eigenen Händen hielt.
Wie dem auch sei – unsere Erfahrungen hatten gezeigt, daß das Bloomenveldt mehr zu bieten hatte als bloße Reizung der einfachsten Säugertriebe, denn die violette Blume produzierte certainement eine intensive erotische Erregung, in welcher die spirituelle Dimension absolut nicht fehlte – als gäbe es tatsächlich eine Art Blumen-Intelligenz, die im Bloomenveldt am Werk war und mit ihrem biochemischen Wissen die nötige Feinheit aufbrachte, um auch das menschliche Herz zu rühren.
Vielleicht wären wir fähig gewesen, alles mit einer zufälligen Übereinstimmung zwischen der Biochemie der Blumen von Belshazaar und einer ebenso zufälligen Entwicklung gewisser isolierter menschlicher Gehirnzentren zu erklären,
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