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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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verhungerten?
    Doch endlich entdeckten wir eine unbesetzte Blume, ein leeres Boudoir, in violettes Licht gebadet, das nur auf zwei wandernde Wesen wie uns wartete.
    »Ein Zeichen, oder?« sagte Guy nachdrücklich. »Ein deutlicher Wink der Bestimmung, no?«
    »Vielleicht des Schicksals…«
    »Pah! Wenn du Wein trinkst, hörst du dann kurz vor dem Rausch auf? Wenn du sexuellen Verkehr genießt, achtest du dann darauf, den Orgasmus zu vermeiden?«
    »Um dieselbe Quelle zu zitieren, ich bin eine mystische Libertinistin, keine Geisteskranke.«
    Guy betrachtete mich mit einem Ausdruck, der irgendwo zwischen verächtlichem Ärger und einem düsteren, enttäuschten Schmollen lag.
    »Nun gut«, sagte ich. »Ich erinnere dich an unser Abkommen. Es besagt, daß einer von uns immer die Bodenkontrolle für den Psychonauten spielen muß. Deshalb werden wir zur Blume deiner Wünsche gehen, einer von uns ohne Maske, und wenn er die reine Freude der Blume erfahren hat, dann werden wir die Rollen tauschen.«
    »Bist du wirklich so gemein, vorzuschlagen, daß wir auf diese Weise eine transzendente passage d’amour erleben sollen?«
    »Es ist keine Gemeinheit«, sagte ich gereizt. »Und als Beweis dafür und ohne Rücksicht auf männliche Galanterie sollst du die Ehre haben, als erster die Maske abzulegen.«
    Auf diese freimütige Geste hin konnte Guy sich kaum noch weiter sträuben, so gab er mit wortlosem Nicken seine Zustimmung und begann sich zu entkleiden. Ich tat es ihm gleich, und kurz darauf standen wir nackt voreinander oder, besser, nur noch bekleidet mit den Gasmasken, die unsere Nasen und Münder bedeckten – ein Anblick, der eher komisch als erotisch wirkte.
    Doch kaum hatte Guy seine Maske abgelegt, da verschwand das ironische Grinsen, das der bizarre Anblick auf seine Lippen gelegt hatte, und wich einem verzückten Lächeln priapischer, wenn auch nicht unsanfter Lust, die unverkennbar von der plötzlichen Erektion seines drängenden Lingam begleitet wurde.
    Eher verwirrt als erregt erlaubte ich ihm, meine Hand zu nehmen und mich in den violetten Lichtbalken unter dem durchscheinenden Baldachin der Blume zu führen. Ich dachte nicht daran, in dieser Umgebung meinen Fühler zu aktivieren, denn während Guy sich nie über meine übernatürliche erotische Kraft gewundert hatte – zweifellos schrieb er sie seiner eigenen übernatürlichen Genußfähigkeit zu –, schien es mir, als sei diese chemische Verstärkung mehr als ausreichend, so daß die Elektronik überflüssig war.
    Von meinem Standpunkt aus gibt es über die Eröffnungszüge unseres Duetts nicht viel zu bemerken, außer daß es anscheinend endlos war, außer der Standhaftigkeit von Guys phallischer Kraft und der ironischen Tatsache, daß es Sunshine war, die Bodenkontrolle, die durch die Liebkosungen ihres pheromonisch verstärkten Psychonauten Höhepunkt auf Höhepunkt erlebte. Diesmal überließ sich Guy völlig dem Schenken von Freude, ohne Gedanken und ohne den Rhythmus, der ihm selbst die orgasmische Vollendung bringen würde, während ich mich der süßen Fülle meiner eigenen Ekstasen hingab.
    Vraiment, der Überfülle derselben, denn Guy fuhr im ewig gleichen Rhythmus fort, lange nachdem die süßen Ekstasen einem Übermaß an Freude und Entzücken gewichen waren und sich Müdigkeit in mir ausbreitete, und schließlich wich sogar die Müdigkeit einem Überdruß an Orgasmen, wenn man das überhaupt sagen kann.
    Als ich seine zarte, selbstlose Zuwendung nicht mehr ertragen konnte, aktivierte ich schließlich den Fühler und brachte ihn, indem ich die Wurzel seines Lingam packte, zu einem stöhnenden, schaudernden, zitternden Abschluß, nach dem, wie ich sicher war, auch der mächtigste Liebhaber nicht fähig war, weiterzumachen.
    Doch nein, quelle chose, kaum hatte er sein abgerissenes Keuchen einigermaßen wieder unter Kontrolle, da war sein immer noch triumphierender Phallus wieder zur Stelle, entschlossen, mich mit noch mehr ungewollter Freude zu erfüllen.
    Nun schien es nur noch eine Möglichkeit zu geben, obwohl ich sicher war, daß keine Kraft der Menschenwelten in mir weiteres Verlangen erwecken konnte. Ich riß die Gasmaske vom Gesicht und streifte sie Guy mit roher Gewalt über.
    Wie sehr ich mich irrte!
    Kaum hatte ich den ersten unmaskierten Atemzug getan, da fuhr ein stechender, süßer Moschusduft durch meine Nase in die hintersten Winkel meines Kleinhirns, von wo aus er sich wie eine lebendige, feurige Schlange meine Wirbelsäule

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