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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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bitte den Gefallen, nachdem ich mich vorgestellt habe, den formellen Austausch der Namensgeschichten auf eine andere Gelegenheit zu verschieben.«
    Ich kämpfte mit meinen Gedanken, um eine alltägliche Antwort zustande zu bekommen, denn die Umgangsformen eines zivilisierten Lebens waren mir inzwischen recht fremd, während mir das Erzählen meiner endlosen Geschichte viel näher war. »Ich bin die einzige Geschichte, die es zu erzählen gibt; sie hat uns von den Blumen unserer Vorfahren gebracht zu…« Ich blinzelte. Ich hielt inne. Mit großer Anstrengung brachte ich mich auf ein neues, lange nicht mehr befahrenes Gleis. »Ich bin Moussa… ich bin Sunshine Shasta Leonardo, Gypsy Joker, Kind des Glücks, Geschichtenerzählerin«, bekam ich heraus, und ich war mit den Ergebnissen meiner Bemühungen ganz zufrieden.
    Urso lächelte warm. »Gut«, sagte er beifällig. »Und ich bin Urso Moldavia Rashid, Heiler, Kundiger der Psychotherapie, Domo des Clear Light Sanatoriums, und genau in dieses möchte ich Sie einladen.«
    »Einladen?«
    »Einladen, proposer, anbieten, la même chose, nicht wahr; ich biete Ihnen an, im Clear Light Ihren Wohnsitz zu nehmen, zu Bedingungen, über die wir uns noch einigen müssen.«
    »In eine Nervenklinik eingesperrt wie meine Kameraden?« rief ich erschrocken und entsetzt.
    »No, no, no!« erklärte Urso, als fände er diesen Gedanken ebenso abscheulich wie ich. »Ich war gezwungen, diesen Schurken die Vormundschaft abzukaufen, um Ihnen dieses Angebot machen zu können, und während man über Ihre geistigen Fähigkeiten streiten könnte, verzichte ich hiermit als Geste meines guten Willens auf jedes Recht, Sie ohne Ihren Willen unter meiner Vormundschaft zu behalten. Die Bedingungen, die ich anbiete, haben mit unfreiwilligem Einsitzen nichts zu tun. Sie werden ein angemessenes Privatquartier bekommen, drei Mahlzeiten per diem, bescheidene, doch zivilisierte Kleidung, Sie können unsere therapeutischen Dienste kostenlos benutzen, und in vernünftigen Grenzen können Sie nach Belieben kommen und gehen. Alles, was Sie als Gegenleistung tun müssen, ist, uns bei unseren Forschungen zu helfen.«
    »Ich werde mich nie zu Experimenten mit den Psychotropika des Bloomenveldts bereiterklären, um auf diese Weise ein Bloomenkind der Sanatorien zu werden!« gab ich immer zusammenhängender zurück, denn ich begann mich nur zu gut zu erinnern, welche Art von Forschung dort betrieben wurde.
    Urso lachte und wischte meinen Einwand mit einer Handbewegung fort. »Keine Sorge«, sagte er. »Ihr langer Aufenthalt im Einfluß der Psychotropika des Bloomenveldts macht Sie als Versuchsperson der psychopharmakologischen Forschung denkbar ungeeignet. Aber Sie bezeichnen sich als ›Geschichtenerzählerin‹, nicht wahr? Und das ist, wie ich hörte, jemand, der seinen Lebensunterhalt mit dem Erzählen von Geschichten verdient…?«
    Ich nickte zustimmend.
    »Nun, dann betrachten Sie mein Angebot als eines, bei dem Ihre beruflichen Fähigkeiten gefragt sind.«
    »Geschichtenerzählerin in einem Sanatorium?« sagte ich völlig verwirrt.
    »Genau das«, erklärte Urso. »Denn wenn man den Feststellungen der Wissenschaftler dieser Kuppel glauben darf, dann scheinen Sie unter anderem bis zum sogenannten Duftgarten vorgedrungen zu sein und waren ein Bloomenkind des tiefen Waldes, und wie ich mit eigenen Augen sehen konnte, sind Sie von dort zurückgekehrt und können die Geschichte erzählen. Isn’t it true? C’est vrai?«
    Abermals nickte ich. »Ich bin der Geschichte des Flötenspielers der Zauberstraße von den Blumen unserer Vorfahren zurück zu den weitverstreuten Menschenwelten gefolgt«, stimmte ich zu.
    »Nun, dann ist Ihnen gewiß klar, daß ein solches Abenteuer des Geistes von bedeutendem Interesse für die Wissenschaften des Geistes ist«, sagte Urso. »Was von Ihnen verlangt wird, ist also nichts weiter als mehrere Stunden per diem Ihre Geschichte zu erzählen und uns auf unsere weitergehenden Fragen ausführliche Antworten zu geben, um unsere Untersuchungen der wissenschaftlichen Fakten zu stützen. Und während ich offen zugebe, daß unser höchstes Ziel der Fortschritt der Wissenschaft ist, so werden Sie bei diesem Prozeß dennoch genügend geistige Klarheit zurückgewinnen, um sich dem Alltagsleben der Menschenwelten wieder als unabhängiges Wesen anzuschließen. Sie werden akzeptieren, nicht wahr?«
    »Und wenn nicht?«
    Urso zuckte die Achseln. »Als Ehrenmann, der den Eid des Hippokrates

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