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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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geleistet hat, bin ich verpflichtet, in dieser Angelegenheit jede Art von Gewalt zu meiden«, sagte er nicht ganz überzeugend. »Und als Unterpfand dafür biete ich Ihnen an, auf jeden Fall Ihre Überfahrt nach Ciudad Pallas zu bezahlen, falls Sie sich weigern sollten…«
    »Und wie soll ich in den Straßen von Ciudad Pallas überleben?« fragte ich, denn ich erinnerte mich jetzt sehr deutlich an die üble Öde dieser Straßen und an die Tatsache, daß die einzige Beschäftigungsmöglichkeit für ein Kind des Glücks die Arbeit als Versuchskaninchen war.
    Urso gab mit einer Handbewegung seine Unwissenheit zu und schenkte mir ein Lächeln, das für meinen Geschmack etwas zu verschlagen und selbstsicher war.
    Auf diese beredte, wortlose Antwort hatte ich nichts zu erwidern. Wirklich, nun, da ich über die praktische Frage meines Überlebens nachdenken mußte, wußte ich auch in meinem augenblicklichen Zustand nur zu genau, daß ich alles andere als frei entscheiden konnte.
    Denn ich war mit ohnmächtiger Armut konfrontiert – noch vollkommener als jene, die ich nach meinem Hinauswurf aus dem Hotel Yggdrasil erlebt hatte. Edoku hatte für die Armen wenigstens Essen und die öffentlichen Bedürfnisanstalten bereitgestellt. Und was eine kleinlaute Rückkehr nach Glade anging, so war der Kreditchip, der sie mir erlaubt hätte, zusammen mit meinem Rucksack in den Tiefen des Bloomenveldts verschwunden. Mein Vater hätte mir zweifellos ein Duplikat gegeben, doch es hätte mehrere Wochen oder länger gedauert, die Nachricht per Sprungschiffpost nach Glade und den Chip wieder zurückzubringen, und in dieser Zeit wäre ich schon lange verhungert.
    Urso Moldavia Rashid war dies sicher nicht unbekannt, was heißen soll, daß er zwar einen Eid gegen Gewaltanwendung geschworen hatte, daß aber das Schicksal solche Rücksichten nicht kannte. Und wie er genau wußte, mußte ich sein Angebot annehmen oder untergehen.

 
   25
     
     
    Und so zog ich nach einem kurzen Shuttleflug nach Ciudad Pallas und einer raschen Fahrt im Schwebetaxi in Begleitung von Urso Moldavia Rashid im Clear Light Sanatorium ein.
    Am ästhetischen Standard von Ciudad Pallas gemessen hätte die Klinik zweifellos als Triumph der architektonischen Kunst gegolten. Ein weitläufiges, einstöckiges, halbmondförmiges Gebäude ohne Fenster zu der Straße, an der es lag. Der Innenbogen umschloß in einer Krümmung von etwa zweihundert Grad einen großen, runden Garten, dessen Umgrenzung von einer hohen Betonmauer vervollständigt wurde, die vor den Blicken der Insassen geschickt durch einen dichten Hain von noch höheren Nadelbäumen verborgen wurde. Der Garten selbst bestand hauptsächlich aus einer grünen Wiese, die mit Eichen besetzt und von gewundenen Steinpfaden durchzogen war. Hier und dort waren kleine Blumenbeete gepflanzt, Holzbänke standen herum, und dazwischen waren kleine, schattige Gartenhäuser errichtet.
    Mein Zimmer blickte wie das aller anderen Insassen zu diesem Innengarten hinaus. Eine Wand war voll verglast, und man konnte sie zur Seite schieben und direkt den Garten betreten, und wenn ich wollte, konnte ich das Glas undurchsichtig machen. Es gab ein Bett, einen Schrank, mehrere kleine Schränkchen und einen Stuhl – alles aus rötlichem, grob gehauenem Holz gebaut –, und die übliche Toilette aus grobkörnigem grauem Stein. Die Wände waren kräftig gelb gestrichen, die Decke himmelblau, und der Teppich war ein braunes, zottiges Kunststoffding.
    Alles in allem eine Umgebung, die das Bewußtsein beruhigte und den Geist belebte, wenn auch der umfriedete Garten mit seinen klug verborgenen Mauern in meinen Augen schon bald Erinnerungen an das Vivarium der Unicorn Garden weckte, wo die Realität der Enge ebenfalls hinter Bäumen verborgen gewesen war.
    Auch die anderen Bedingungen meines Wohnsitzes waren wie versprochen. Ich bekam eine kleine Garderobe – Blusen, Röcke und Hosen, und ich konnte dreimal täglich im Speisesaal essen. Und wenn die Kochkunst gemessen an einem Grand Palais und selbst an den Imbissen der Gypsy Joker auch zu wünschen übrig ließ, so konnte man doch immerhin sagen, daß die Kost im Clear Light eine deutliche Verbesserung gegenüber der im Lagerraum der Forschungskuppel war – von den eintönigen Naturprodukten des Bloomenveldts ganz zu schweigen.
    Was die versprochene Freiheit anging, die Straßen von Ciudad Pallas zu durchstreifen, wenn meine Anwesenheit nicht von den Wissenschaftlern des Sanatoriums gefordert

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