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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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angemessenem Rahmen reisen, bis du dein Ziel erreicht hast, und wenn es eine Weile dauert – tja, das ist das Geschenk der Vorsehung, denn wir reisen gratuit, Liebes, wie es sich für freie Geister der Künste geziemt!«
    Doch immer noch hielt mich etwas zurück.
    »Merde, was ist denn jetzt noch, Kind?« sagte Wendi, denn zweifellos stand mir meine letzte Angst offen im Gesicht geschrieben.
    »Ich kann die Kosmokultur nicht ausstehen«, platzte ich düster heraus. »Ich bin schon mal so gereist, und ich hab’ keine Lust, daß noch einmal so langweilige, leere Leute über ihre eleganten Nasen hinweg auf mich herabschauen!«
    »Bin ich ein langweiliger, leerer Mensch?« sagte Wendi leise. »Hast du bemerkt, daß ich von der Höhe aristokratischer Blasiertheit auf dich herabblicke?«
    »Natürlich nicht… ich wollte nicht…«
    Sie nahm meine Hand und drückte sie fest, während sie mich ins Clear Light und zum Straßenausgang führte.
    »Je comprends, Liebes, wirklich«, sagte sie. »Die Wahrheit ist, daß du zwar im Grand Palais warst, daß du aber nie wirklich in der Kosmokultur gereist bist, daß du nie ein Geehrter Passagier warst. Du wurdest als kleines dummes Mädchen betrachtet, und deshalb fühltest du dich wie ein Streuner, der in eine Feier eindringt, no…«
    »Ich glaube, so könnte man es ausdrücken…«, räumte ich verdrossen ein.
    »Ah, aber dies ist eine andere Sache, Sunshine«, sagte Wendi, als wir die Straße erreichten. »Denn du bist keine dumme Göre mehr! Denn nun wirst du auf Einladung und auf Kosten der Kosmokultur reisen, und nicht indem du dir den Eintritt erkauft hast.«
    Mit einer kleinen Verbeugung bat sie mich in ein wartendes Schwebetaxi. »Denn du bist kein zerlumptes kleines Kind des Glücks mehr, sondern die Heldin einer Ode, eine Persönlichkeit, deren Worte für wert befunden werden, in der Matrix festgehalten zu werden, und keine geringere als Wendi Sha Rumi hilft dir dabei als Freundin und Patronin! Gewiß fehlt doch der, die allein durchs Bloomenveldt reiste, nicht der Mut, sich als geliebte Tochter derselben in die haut monde des Zweiten Raumfahrenden Zeitalters zu wagen?«
    Ich lachte. Ich seufzte. Ich zuckte die Achseln. Ich stieg ins Schwebetaxi. »Ich sollte inzwischen wissen, daß man sich mit Wendi Sha Rumi nicht streiten kann«, sagte ich, als es uns davontrug.
    »Das sagst du jetzt«, erklärte Wendi Sha Rumi. »Aber wenn unsere Reise vorbei ist, werden wir dir hoffentlich diese unpassende Demut ausgetrieben haben. Und dann werden wir wirklich Schwestern des Geistes sein, du und ich!«

 
   27
     
     
    Und so betrat ich abermals den Grand Salon eines Grand-Palais-Moduls, um an einer Abflugfeier teilzunehmen, während Belshazaars Flinger die Mistral Falcon für den ersten Sprung beschleunigte.
    Die Mistral Falcon unterschied sich in Aufbau und Funktion nicht von der Unicorn Garden, doch der Stil des Grand Palais, soll heißen, das Ambiente, in dem ich diese Reise erleben sollte, war naturellement etwas ganz anderes als meine erste Erfahrung, wie man es von zwei Werken zweier maestras derselben Kunst auch erwarten konnte.
    Die Traumkammern im untersten Deck unterschieden sich kaum von jenen, die ich auf der Unicorn Garden kennengelernt hatte, und ebensowenig waren die Zerstreuungen auf dem Unterhaltungsdeck etwas anderes – doch im Speisedeck, das die Domo der Mistral Falcon, Su Jon Donova, gestaltet hatte, kam ihr Stil voll zur Geltung.
    Wände, Decken und Boden des formellen Speisesaals waren durchsichtige Schirme, auf die langsam wandernde Muster von Farben und Formen projiziert wurden, die wie die Tafelweine von Gang zu Gang wechselten. Häufig waren sie abstrakt, ab und zu jedoch gegenständlich, und dann tauchten Landschaften, Gesichter, berühmte Gemälde und so weiter aus dem gewundenen und gemessenen Tanz von Farben und Licht einen Augenblick auf, um sofort wieder zu schmelzen. Passend zu diesem Stil waren Tische und Stühle luftige Filigrane aus goldenem Draht, die beinahe aussahen, als wären sie von verzauberten Spinnen gewoben worden.
    Das Refektorium dagegen war mit bläulichem, grob behauenem Holz verkleidet, und die langen Tische und Bänke waren mit groben Axtschlägen, deren Spuren man noch überall sehen konnte, aus der gleichen Substanz gehauen. Der Boden war mit Sägemehl bedeckt, und die Decke war hinter einem richtiggehenden Bloomenveldt aus hängenden Pflanzen verborgen.
    Der dritte Salon war in einem Stil aufgemacht, der meinen

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