Kind des Glücks
Pater Pans fröhlich lächelndes Gesicht, umgeben von seiner goldenen Mähne aus Sonnenlicht. Der strahlende Kreis der aufgehenden Sonne über dem Bloomenveldt. Der Anblick des Meeres bei meiner triumphierenden Rückkehr in die Menschenwelten. Guy Vlad Boca, der mich lüstern über unsere Reistafel im Crystal Palace anblickte, als wir glücklich mit Hinterlist und Vereinigung spielten. Guys schlaffes, leeres Gesicht unter dem Band des Laders im Hotel Pallas. Guy, der in vollkommenem Bloomenkind-Entzücken seinen Lotus anstarrte. Doch als Antlitz all dessen, gegen das sich mein glühendheißer Zorn richtete und Rache suchte, als Antlitz des Feindes, der jetzt den Geist Pater Pans genommen hatte, wie er im Duftgarten schließlich Guys genommen hatte, sah ich nur das gestaltlose Gesicht der Leere.
»Sunshine! Sunshine!« Wendi schüttelte mich an den Schultern. »Geht’s dir nicht gut?«
Ich blinzelte. Ich schauderte. Irgendwo in mir wuchs eine kalte Entschlossenheit. Schließlich beantwortete ich diese dümmste aller Fragen. »Ich hab’ noch alle Tassen im Schrank, wenn du das meinst«, sagte ich. »Natürlich wissen wir beide, daß ich nach Florida gehen muß, sobald das Schiff Alpa erreicht.«
Im Nachhall des Schocks verwischten sich die Emotionen zu etwas Kompliziertem, das ich kaum verstehen konnte. Einmal hatte ich Guy mit meiner Willenskraft und meinen Armen aus der bösen Umarmung des Laders gerissen, und doch hatten ihn alle meine Anstrengungen nicht vor seiner Blume der Vollkommenheit retten können, und ich war gezwungen gewesen, den Geist eines wahren Freundes und Geliebten aufzugeben, um meinen eigenen zu retten. Nun war der, dessen Geist Raum und Zeit überwunden hatte, um in der Traumzeit in meiner Stunde der Not auf dem Bloomenveldt bei mir zu sein, in derselben schlimmen Lage, aus der ich einst Guy gerettet hatte. Gewiß stand diesmal das Überleben meines eigenen Geistes kaum in Frage! Gewiß konnte ich nicht wieder einen Freund und Geliebten seinem erbarmungslosen Schicksal überlassen, welcher Dämon seines eigenen Geistes ihn auch immer zu diesem Harakiri der eigenen Seele verleitet hatte!
All dies kam in dieser kalten, entschlossenen Feststellung über meine Lippen, und Wendi schien den ganzen Gehalt zu begreifen. »Natürlich mußt du es tun, Liebes«, sagte sie mitfühlend und weich. »Wenn ich du wäre, würde ich mich schämen, wenn ich es nicht täte…«
Sie umarmte mich einen Augenblick und gab mich wieder frei. »Ich kann dich nach Florida begleiten, wenn du willst«, sagte sie, »aber dieses Angebot ist nur eine weitere vergebliche Geste im Interesse der Freundschaft, no…«
»In der Tat, Wendi«, erwiderte ich leise. »Aber verstehe, daß ich es mit demselben zärtlichen Geist zurückweise, mit dem es ausgesprochen wurde.«
»Gut gesprochen, Freundin und Kollegin«, sagte sie. »Ich werde also in Lorienne, das ist Alpas Metropole, auf deine Rückkehr warten, denn nun ist mein früheres Angebot, das auf meinen herausgeberischen Fähigkeiten fußte, erledigt, und wir müssen die Geschichte der Flötenspielerin des Bloomenveldts beenden – was auch immer in Florida passiert.«
»Ich will dir nichts versprechen, Wendi«, erklärte ich ihr aufrichtig. »Nicht einmal, daß wir uns je wiedersehen.«
»Hoppla – aber ich kann dir zum Ausgleich zweierlei versprechen, Liebes«, sagte Wendi Sha Rumi. »Erstens, daß die Geschichte enden wird wie jede andere, damit eine neue beginnen kann, wenn dein Herz es jetzt auch nicht glauben kann; und zweitens, daß ich, wenn du einen Weg findest, das Ende dieser Geschichte süß in deinem Geist klingen zu lassen, gern zugeben will, daß du die größere Meisterin unserer gemeinsamen Kunst bist.«
Die Stunden zwischen meinem Erwachen in diese bittere Wahrheit und der Ankunft der Arrow of Time im Orbit um Alpa verbrachte ich damit, alles, was greifbar war, über den Lader zu erfahren, denn ich war nicht mehr das naive junge Mädchen, das sich dumm und mit seliger Unschuld ins schreckliche Bloomenveldt gewagt hatte, ohne die psychischen Gefahren des Terrains studiert zu haben. Doch was ich beim Studium dieser Dinge lernte, tat leider wenig, außer mir den Mut zu nehmen.
Ich hatte schon vorher gewußt, daß der Lader das Elektrohologramm des menschlichen Bewußtseins verstärkte, ohne seine Topologie zu verändern, so daß das, was die Ladersüchtigen angeblich erlebten, eine Verstärkung des subjektiven Bewußtseins ohne Störung der vorher
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