Kind des Glücks
heiße Kim, und du kannst dich darauf verlassen, edle maestra, daß ich glücklich sein werde, dir jeden Wunsch zu erfüllen.« Nun schien seine gespielte Verlegenheit von der Wahrheit verdrängt zu werden, die dennoch mit einer gewissen bezaubernden jungenhaften Männlichkeit ausgesprochen wurde. »Selbst die Wünsche, die du jetzt noch nicht empfindest.«
Der Bann, unter dem ich diesen Jungen zu halten schien, war mir ziemlich gleichgültig, im Gegensatz zu den praktischen Zielen, zu denen ich ihn verwenden konnte. Da mir jedoch Kims Lebhaftigkeit im Gegensatz zur klebrigen Anbetung seiner Genossen auffiel, erlaubte ich ihm, in meine Dienste zu treten, und ließ mich dankbar in sein schlichtes kleines Zelt führen, ließ ihn mir Essen und Trinken besorgen und darauf achten, daß die anderen mich in Ruhe ließen.
Ich nahm ein elendes Mahl aus getrockneten fruits de mer und Gemüse zu mir, das ich mit reichlich saurem grünem Wein herunterspülte, und gedankenleer durch die Ereignisse des Tages, benommen vom Wein und schläfrig nach meinem bleiernen und ekligen Mahl, fiel ich bald auf Kims federnder Matte gnädig in Schlaf.
Die Sonne stand schon hoch im Himmel, als ich am nächsten Morgen erwachte, doch Kim erschien kurz darauf im Zelt und brachte ein Frühstück aus frischen Früchten und gewässertem Korn in Milch, was mir bewies, daß er stundenlang geduldig draußen gewartet hatte.
Er saß vor mir und beobachtete meine Bewegungen, während ich schweigend aß, und er sprach erst, als ich verschlungen hatte, was ich trotz meines Mangels an wirklichem Appetit zu verspeisen mich moralisch verpflichtet fühlte.
»Pater Pan schweigt, und wir sind verzweifelt«, sagte er. »Aber ich habe ihnen erzählt, o mi maestra, daß die Flötenspielerin des Bloomenveldts, die seine Gefährtin und die Schwester seines Geistes ist, den seinen beschwören wird, damit er wieder spreche.«
»Du hast kein Recht, für andere solche Versprechungen abzugeben!« erwiderte ich gereizt.
»Hab’ ich was falsch gemacht?« rief er mit hinterlistiger Unschuld. »Hab’ ich nicht die Wahrheit gesagt? Willst du wirklich hierbleiben und nichts tun? Bist du aus einem anderen Grund hier, als mit dem Geist deines großen Geliebten zu sprechen?« Er hob ironisch eine Augenbraue. »Kann es denn sein, daß du nur hier verweilst, weil du dem Charme eines geringeren Wesens erlegen bist?«
»Merde!« knurrte ich, wenn auch nur, um ein Lachen zu unterdrücken, das unter diesen schrecklichen Umständen äußerst unpassend gewesen wäre. »Nun gut, Kim«, erklärte ich. »Ich will versuchen, deine öffentliche Prophezeiung zu erfüllen, doch nur, weil es keine andere Möglichkeit gibt, deinen unverschämten amourösem Absichten zu entgehen.« Insgeheim aber mußte ich mir eingestehen, daß er meine klare Absicht deutlich gesehen hatte und kaum dafür gescholten werden konnte, wenn er seinen Ruf unter seinen Gefährten verbessern wollte, indem er großartig weissagte, was ohnehin geschehen mußte.
Als ich im Vielfarbigen Zelt eintraf, war alles in Aufruhr. Gut zwei Dutzend Menschen hatten sich zwischen den Stoffwänden versammelt, plapperten und stritten direkt vor dem Kissenthron, auf dem Pater Pan saß wie ein versunkener Bodhi, während drei junge Männer und ein noch jüngeres Mädchen von der Zeithüterin des Orakels ihr Geld zurückverlangten.
»Vier Kredite für Schweigen!«
»Gib mir sofort mein Geld zurück!«
»Betrüger!«
»Nom de merde!«
Der Geruch zu vieler nicht gerade eifrig gewaschener Körper, das nervtötende Getöse, das Bild der gierigen Geldwechsler in einem Tempel, das mir ungebeten in den Sinn kam – all dies ließ meine Gleichgültigkeit gegenüber den Stammesangelegenheiten dieser armen Hunde in gerechtem Zorn versinken.
»Gebt diesen Tölpeln sofort ihr Geld zurück!« befahl ich, während ich ins Zelt trat. »Wahre Kinder des Glücks nehmen sich nicht gegenseitig aus, und es ist nicht gerade ehrenhaft, aus dem Hinübergang eines edlen Geistes aus dem Reich der Sterblichen Profit zu schlagen. Solange ich in diesem Lager bin, wird es keine derartigen gemeinen Geschäfte mehr geben!«
Darauf breitete sich ein verblüfftes Schweigen aus. Das Mädchen, das Pater Pans Zeit in Krediteinheiten gemessen hatte, und ihr Kollege mit dem Chip-Umbucher an der Tür waren die ersten, die eswagten, protestierend die Stimme zu erheben.
»Und wer sagt das?«
»Welches Recht hast du, unseren freien Handel zu
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