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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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die Chuzpe anging – nun, ich mußte zwar zugeben, daß sie mir etwas fehlte, wenn ich die Waren von Köchen oder Handwerkern verkaufen wollte, doch wenn es darum ging, meine eigenen Waren anzupreisen, war ich nicht ganz ungeschickt.
    Doch leider mußte ich einsehen, daß es mir genau daran mangelte. In Nouvelle Orlean hatte ich meinen Mythos verkauft und in Edoku meine elektronisch verstärkten tantrischen Fähigkeiten, doch die Ware eines Geschichtenerzählers waren Geschichten, und davon hatte ich keine.
    »Ich glaube, du hast recht, soweit es um den Ehrgeiz geht«, erklärte ich Pater, »und ich glaube wohl, daß ich das Talent habe, mit Worten zu spielen, und vielleicht auch den Mut, mich auf die Straße zu stellen und zu reden, aber welche Geschichten soll ich erzählen?«
    »Es gibt nur eine Geschichte zu erzählen, und die können wir alle erzählen«, sagte Pater. »Wie beim Vielfarbigen Tuch hat jeder Teil seine eigene Geschichte, aber die wirkliche Geschichte ist das Ganze.«
    »Und welche Geschichte soll das sein?« fragte ich zweifelnd.
    »Die Geschichte, die zu erzählen du lernen mußt. Was sonst?«
    »Merde! Und wie, glaubst du, soll ich sie lernen, wenn du sie mir nicht erzählst?«
    »Aber ich habe sie dir erzählt, seit der erste Affe vom Baum kletterte!«
    »Können wir vielleicht aus den luftigen Höhen eines Zen-Koans in das Reich des Alltagswissens herabsteigen?« schlug ich trocken vor. »Wie soll ich nun dieses mythische Einhorn von Geschichte fangen?«
    »Glücklicherweise muß man dazu nicht unschuldig sein«, sagte Pater belustigt. »Im Reich der Maja kommt es einfach darauf an, genug Versionen anzuhören, bis du hinreichend angeregt bist, um deinen eigenen Flicken in den Stoff zu weben. Mit noch trockeneren Worten, es kommt beim Geschichtenerzählen wie bei jeder anderen Kunst darauf an, den Willen des Geistes auf das geduldige Studium des Handwerks zu verwenden.«
    »Quelle chose!« sagte ich nicht sehr begeistert. »Täuschen mich meine Ohren, oder habe ich von den Lippen Pater Paris wirklich eine Aufforderung vernommen, geduldig zu studieren?«
    »Aber gewiß!« rief Pater großartig. »Ich habe einige Jahrtausende geduldig studiert, bis ich den größten Triumph der Kunst des Geschichtenerzählens erringen konnte, nämlich mein großartiges, legendäres Selbst!«
     
    Ich sollte die innere Wahrheit dieser Überspanntheit erst nach sehr viel Karma und viel später in den Tiefen des Bloomenveldts erkennen, als es mich aus dem Wald der Blumen heraus und zurück zu den Menschenwelten führte, doch selbst damals, als ich begann, die ersten praktischen Schritte zu tun, um die Kunst des Geschichtenerzählens zu lernen, sah ich eine gewisse bizarre Wahrhaftigkeit hinter Pater Pans unbescheidener Prahlerei.
    Da ich keine Geschichte kannte, um mir das Ruegelt selbst zu verdienen, verkaufte ich weiterhin meine tantrischen Dienste und Alis Schmuck, um einen kleinen Vorrat anzulegen, während ich mehr und mehr Zeit damit verbrachte, den Geschichtenerzählern in der Zeltstadt zu lauschen und ihnen zu folgen, wenn sie ihre Geschichten in die Stadt trugen.
    In der Tat war es die selbsterschaffene Legende, mit der Pater Pan geprahlt hatte, die den mythischen Mantel schuf, auf den die Geschichten unserer Geschichtenerzähler genäht wurden. Oder vielleicht war es Pater Pan gewesen, der aus verschiedenen Geschichten seine eigene Sagengestalt zusammengenäht hatte; Geschichten, die vielleicht auf Oden zurückgingen, wie sie von den Barden der präliterarischen Vergangenheit vorgetragen wurden; gewiß aber hatten sie Vorläufer, die über das Raumfahrende Zeitalter zurückreichten. Ob die Geschichtenerzähler der Gypsy Joker das Legendengewebe Pater Pans aufdröselten, um ihre eigenen Geschichten zu spinnen, oder ob Pater sein Gewand des persönlichen Mythos aus Geschichten, erzählt von Generationen von Geschichtenerzählern, gesponnen hatte oder ob die Wahrheit in der Mitte lag – das ewige Kind des Glücks war der Held der beliebtesten Geschichten, und der Domo der Gypsy Joker war in den Erzählungen des Stammes offensichtlich die wichtigste Verkörperung dieses Geistes.
    Wirklich, jeder Geschichtenerzähler hatte ein ziemlich begrenztes Repertoire, wenigstens schien es mir so, und viele von ihnen erzählten dieselben Geschichten, wenn auch die erfolgreichsten Erzähler alle eine oder zwei Geschichten besaßen, die sie sich ganz zu eigen gemacht hatten; und alle stilisierten die Geschichten, die sie

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