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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und indem er es sagte, wurde er der Flötenspieler der neuen Art der Kinder des Glücks in unserem Zweiten Raumfahrenden Zeitalter. So sprach der König der Gypsies, und indem er es sagte, wurde er der Prinz der Joker unseres Stammes, der dem Geist nie treuer war als in jenem Augenblick, da er ihn von der Maja befreite, an die wir uns geklammert hatten!«
    Leicht zitternd endete er in sachlicherem Ton, lehnte sich gegen den Stuhl, aus dem er sich erhoben hatte, und sprach nicht mehr wie ein Geschichtenerzähler, sondern eher wie ein Stammesmitglied zu einem anderen.
    »So spricht Shane Kol Barka, und so sollten wir jetzt alle sprechen, und indem wir es sagen, uns als Gypsy Joker aus unserer goldenen Zeit befreien und als nackte Wesen in die Straßen Edokus hinausgehen, nicht um der Maja zu gedenken, sondern um des wahren Geistes unserer Art willen.«
    Obwohl ein wenig kurz angelegt und in seiner berauschten Wortwahl ein wenig langatmig, hatte Shane Kol Barkas Geschichte dennoch das Geheimnis angerührt, das mein Herz verwirrt hatte. Warum war mein Klagen um den Verlust der Vollkommenheit nach und nach von der erregten Erwartung des Namenlosen ersetzt worden? Warum war dies geschehen, als ich erfuhr, daß meine Tage als Gefährtin der Geschichtenerzähler enden mußten?
    Naturellement, weil mir nun die schwierige und quälende Entscheidung abgenommen war, mich als einsame Reisende auf der Zauberstraße aus dem Camp der Gypsy Joker zu wagen. Alles, an das ich mich noch hätte klammern können, war mir unter den Füßen fortgerissen worden. Ich war jetzt ein freier Geist, denn ich konnte keinen anderen Kurs einschlagen.
    Vraiment, wie alle Satoris scheint auch dieses im Rückblick wie die Wiedergabe von etwas Offensichtlichem, denn wie alle Satoris rückte es jene bisher übersehenen Wahrheiten, die in dem lagen, das wir bereits wußten, einen erleuchteten Augenblick lang ins volle Licht des Bewußtseins.
    Und wie alle wahren Satoris drängte es den Geist zu weiteren Erkenntnissen. Indem ich beobachtete, wie eine improvisierte, leicht berauscht vorgetragene Geschichte aus meinen nebelhaften Überlegungen einen Moment der Klarheit kristallisierte, konnte ich einen Blick auf das Höchste werfen, das ein Geschichtenerzähler erreichen konnte.
    Es war genug, um in mir endlich den Entschluß reifen zu lassen, daß ich mich nicht länger nostalgisch im Camp der Gypsy Joker herumtreiben würde, nachdem die Geschichtenerzähler am Morgen aufgebrochen waren. Ich wollte lieber als nacktes Wesen in die Straßen Edokus hinausziehen und, komme was da wolle, den Mut finden, meinen edlen Lehrern nachzueifern.
     
    Und das tat ich auch. Oder wenigstens stopfte ich meine paar Habseligkeiten in meinen Rucksack, verabschiedete mich und überredete Ali mit einschmeichelnden Worten, mir genug Ruegelt als Abschiedsgeste zu überlassen, um eine einzige Fahrt mit dem Rapid ins Nirgendwo machen zu können.
    Statt zu irgendeinem Ort, den ich zuvor besucht hatte, zurückzukehren, beschloß ich, tatsächlich ins Nirgendwo zu gehen. Was heißen soll, daß ich einfach die lange Liste mit dem Titel »Öffentliche Plätze« auf den Bildschirm meiner Blase abrief, die Augen schloß, während die Wahlmöglichkeiten abrollten, und das erste Ziel auswählte, das mein Blick traf, als ich die Augen wieder öffnete. »Luzplatz«, sagte ich dem Rapid, und sofort wurde ich dorthin befördert.
    Gleich nachdem ich die Rapid-Station verlassen hatte, die in einem strahlend blauen Würfel recht offen versteckt war, hatte ich allen Grund, mich zu wundern, welchen Scherz sich der Geist der zufälligen Wahl mit mir erlaubt hatte, und ebenso hatte ich Grund, mich zu erinnern, daß die Umgebung des Lagers der Gypsy Joker in keiner Weise typischer für das große Edoku war, als irgendeine Gegend darin typisch für irgendeine andere war.
    Ohne daran zu denken, hatte ich mich entschieden, meine Mittel aufzuwenden für eine einfache Fahrt zu der vielleicht sonderbarsten und einschüchterndsten Gegend, die ich bisher auf dem Planeten gesehen hatte.
    Ich war von hohen Gebäuden umgeben, die mit ihrer Schlichtheit, ihrer Geradlinigkeit und ihrer neutralen Oberflächenstruktur so gewaltig und urtümlich wirkten wie ein Wald aus Monolithen. Was nicht heißen soll, daß die Gebäude am Luzplatz Musterbeispiele für schmucklose Funktionalität waren, denn jede Oberfläche flammte in einem Chaos von Farben, daß man auf den ersten Blick glaubte, sie seien nicht aus Materie, sondern

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