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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gesehen hatte, ob es nicht einfach eine optische Täuschung gewesen war, und die Erinnerung an eine frühere Zeit stieg plötzlich in ihr auf.
    * **
    Sie lebt auf den Straßen von Los Angeles, versucht immer noch, im Barrio ein Zuhause zu finden. Johnny ist nun drei Jahre tot, und sie ist kein Kind mehr, sondern eine junge Frau – viel stärker und klüger, viel erfahrener. Sie wurde viele Male geprüft, seit Johnny ihr gezeigt hat, wie man sich verteidigt, und seine Lektionen haben sie jedes Mal gerettet. Alle, die in dem Viertel leben, das sie nun als ihres bezeichnet, kennen sie inzwischen; sie ist es, an die sie sich wenden, wenn sie Schutz und Führung suchen. Sie wird gefürchtet und geachtet, sie ist eine Kraft, die man nicht unterschätzen sollte.
    Sie zieht umher, wenn sie das will, aber nie nach demselben Muster. Sie geht tagsüber oder in der Nacht nach draußen, eine patrouillierende Soldatin. Selbst die Mutanten machen einen Bogen um sie. Sie haben keine Angst vor ihr, sie scheinen einfach nur keine Lust zu haben, sich mit ihr anzulegen. Die Übereinkunft ist schlicht: Angel lässt sie in Ruhe, und sie lassen Angel in Ruhe. Ein paar Unbarmherzige prüfen sie hin und wieder. Sie greifen ihre Leute an, sie plündern ihre Vorräte. Die Ergebnisse sind immer die gleichen. Angel verfolgt sie und bringt sie um.
    Ihr Leben ist ereignisreich, aber irgendwie sinnlos. Sie kann diesen Kampf nicht gewinnen. Es gibt zu viele von ihnen, und sie ist allein. Dennoch, sie weiß, das ist alles, was sie tun kann, also macht sie weiter.
    Aber als sie an diesem Tag durch die Straßen geht, suchend, beobachtend und auf das Unvermeidliche wartend, begegnet sie etwas, das sie nie zuvor gesehen hat. Zuerst ist sie nicht einmal sicher, was sie vor sich hat. Es scheint ein Mann zu sein, aber sein Umriss ist vage und schimmert wie etwas, das aus Wasser gemacht ist. Sie wendet den Blick nicht ab, sie konzentriert sich weiter, und schließlich nimmt der Mann eine deutlichere Gestalt an.
    Nun schaut sie ihn forschend an. Er steht im Schatten zwischen den Häusern, dicht an einer Wand. Er ist groß und kräftig, aber es scheint keine Gefahr von ihm auszugehen. Sie kann nicht erklären, was es ist, aber sie spürt es. Sie kann sein Gesicht nicht sehen, also geht sie näher heran, um festzustellen, was er tun wird. Er tut nichts. Er bleibt einfach stehen und wartet auf sie.
    »Engel der Straßen« , grüßt er sie schließlich mit grollender Stimme, die von so tief aus ihm herauszukommen scheint, dass sie sich kaum vorstellen kann, wie sie sich befreien konnte. »Wandelst du dieser Tage im Schatten oder im Licht?«
    Sie muss gegen ihren Willen lächeln. »Ich wandele immer im Licht, amigo. Quién eres?«
    Er kommt nun aus dem Schatten, und sie erkennt, dass er ein Ureinwohner ist, die Züge stumpf und stolz, die Haut kupferfarben, das Haar onyxschwarz und geflochten. Er trägt schwere Stiefel und Tarnkleidung von einer Art, wie sie sie noch nie gesehen hat, und seine Schulterstücke zeigen Blitze und Kreuze. Eine Hand hält einen langen schwarzen Stab, der von oben bis unten mit seltsamen geschnitzten Symbolen versehen ist.
    Er lächelt liebenswert. »Ich heiße Two Bears, kleine Angel« , sagt er. »O’olish Amaneh in der Sprache meines Volkes. Ich bin ein Sinnissippi, aber mein Volk gibt es nicht mehr, sie sind schon seit mehreren hundert Jahren ausgestorben. Ich bin der letzte. Also versuche ich, aus meiner Mühsal so viel wie möglich zu machen. «
    Sie nickt. »Und deshalb bist du hier?«
    »Teilweise. Ich bin letzte Nacht von einem anderen, weniger freundlichen Ort gekommen, auf der Suche nach einem Versteck. Die, die mich jagen, sind sehr beständig. Sie würden es vorziehen, dass es mich nicht gäbe. «
    »Los Angeles ist auch keine besonders freundliche Stadt, amigo«, sagt sie und sieht sich gewohnheitsmäßig um. »Es mag so aussehen, aber was hier lebt, wartet nur darauf, dass es gleich wieder angreifen kann. Es gibt hier Dinge, deren Namen ich dir nicht einmal nennen könnte. Du wärst vielleicht an einem ruhigeren, kleineren Ort besser dran. «
    »Das könnte sein« , stimmt er zu. »Ich werde es herausfinden, wenn ich gehe. Aber erst muss ich mit dir sprechen. Aus diesem Grund bin ich auch hier. «
    Sie verbirgt ihre Überraschung und fragt sich, wieso er von ihr weiß. »Wie du willst. Aber das sollten wir nicht hier tun. Hast du Hunger? Hast du heute schon gegessen?«
    Das hat er nicht, und sie gehen an eine Stelle,

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