Kinder der Apokalypse
Ellcrys, aber mein Vater sagte, ich dürfe es niemandem verraten.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Er ist nicht nur mein Vater, er ist der König. Was dachtest du denn, was ich tun sollte?«
Kirisin schwieg und wartete einfach. Einen Moment später blickte sie auf, um nachzusehen, ob er immer noch zuhörte, und dann wandte sie sich wieder ab.
»Ich liebe meine Arbeit, Kirisin, auch wenn du es nicht glaubst. Ich glaube an meine Arbeit. Ich würde sie gegen nichts eintauschen, und ich …« Sie unterbrach sich. »Manchmal gehe ich sie in der Nacht besuchen, genau wie du. Ich bin gerne in ihrer Nähe, allein mit ihr. Ich kann spüren, wie sie mich beobachtet. Ich weiß, das ist albern, aber so kommt es mir vor. Ich sitze im Garten und … bin einfach mit ihr zusammen. Sie hat nie etwas getan, um mich wissen zu lassen, dass sie mich auch nur bemerkt, bis vor zwei Wochen. Da erzählte sie mir von der drohenden Gefahr und davon, sie zum Schutz in den Loden zu stecken.«
Hilflos schüttelte sie den Kopf. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich musste sofort mit jemandem reden. Ich beschloss, zu meinem Vater zu gehen, und flehte ihn an, etwas zu unternehmen. Zuerst dachte ich, er würde helfen. Aber dann sagte er, die Sache sei komplizierter, als mir klar sei. Er sagte, ich verstünde nicht, worum ich bitte, dass ich nicht genug über den Loden wüsste, um erkennen zu können, was geschehen würde, wenn mein Vater tut, worum ich bitte. Er sagte, wir müssten noch warten, bis meine Zeit als Auserwählte vorüber sei. Wenn ich keine Auserwählte mehr wäre, werde er handeln.«
Als Kirisin etwas sagen wollte, hob sie die Hände. »Ich sagte ihm, ich verstünde nicht, wie wir so lange warten könnten. Aber Vater erwiderte, das bedeute nichts verglichen mit der Lebenszeit der Ellcrys. Die Ellcrys lebe schon seit Hunderten von Jahren. Ein paar Monate würden kaum mehr ausmachen als ein Tag für uns. Wahrscheinlich weniger. Es sei nicht notwendig, sofort zu handeln.«
»Das kann er nicht wissen«, widersprach Kirisin.
»Was er glaubt, dass er nicht wissen kann«, sagte Erisha müde, »ist, was mir zustoßen wird, wenn ich nicht warte.«
Kirisin wollte antworten, dann hielt er inne. »Wie meinst du das?«
»Ich meine, es ist tatsächlich mehr an dieser Sache, als wir ahnen. Der Loden ist ein Elfenstein, ein magischer Talisman. Vater sagt, wenn man ihn benutzt, begibt man sich in große Gefahr. Er will nicht verraten, worin diese Gefahr besteht, nur, dass er mir nicht gestatten wird, ihn zu suchen. Ich sagte, ich habe keine Angst, ich sagte, ich sei immerhin die Anführerin der Auserwählten und dass ich handeln müsse.«
Sie sah seine Miene und verzog das Gesicht. »Das kannst du mir glauben, Kirisin, oder auch nicht, aber das habe ich gesagt. Er wurde wütend. Er erklärte, ich wisse nicht, wovon ich rede. Er sagte, wenn ich weitermache, würde er mich zwingen, meine Stellung als Auserwählte aufzugeben.«
Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Als ich widersprechen wollte, schrie er mich nieder. Er war so wütend! Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen. Was konnte ich denn tun? Er ist mein Vater! Er bestand darauf!«
Langes Schweigen senkte sich herab. Sie starrten einander an, und keiner sagte mehr etwas. Kirisin wusste nicht einmal mehr, wie er sich fühlen sollte. Er war wütend auf den König, aber andererseits verstand er, dass Arissen Belloruus seine einzige Tochter vor etwas schützen wollte, was er für die Gefahr bei der Benutzung des Loden hielt. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte war die nagende Vermutung, dass der König Erisha nicht alles gesagt hatte, was er wusste, dass er etwas zurückhielt. Er war Kirisin gegenüber verlogen gewesen, es war durchaus möglich, dass er sich seiner Tochter gegenüber nicht besser verhalten hatte.
»Was wirst du tun?«, fragte sie ihn schließlich.
Er wusste es nicht. Er hatte geglaubt, es zu wissen, wenn er die Antwort auf seine Frage bekam, wenn Erisha die Wahrheit sagte, aber das war nicht geschehen. Er fühlte sich noch genauso verstört wie zuvor.
»Woher weiß dein Vater, dass der Loden gefährlich sein könnte?«, fragte er.
Sie zuckte mit den Achseln. »Als ich ihm erzählte, was die Ellcrys gesagt hatte, ließ er mich eine Weile warten und schickte dann den alten Culph aus, damit er sich die Historien ansieht und herausfindet, worum es geht. Erst nachdem Culph das getan hatte, kam Vater zu dem Schluss, ich dürfe nichts mit der Sache zu tun haben. Er
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