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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mit einem langen grauen Umhang und breitkrempigem Hut, war er das Fleisch gewordene Böse. Die Augen seien es, woran man sich erinnerte, schrieb Robert, hart wie Stahl, so kalt, dass man spüren kann, wie sie die Haut verbrennen. Aber ohne jede Menschlichkeit.
    Noch vor Roberts Briefen hatte es Gerüchte gegeben. Ein Dämon, dessen besondere Fähigkeit darin bestand, Ritter des Wortes aufzuspüren, habe schon seit Jahren Jagd auf sie gemacht und diese Ritter getötet. Angel wusste nicht, wie viele außer Robert der Alte umgebracht hatte, aber es waren mehr als eine Handvoll. Und er würde auch sie finden.
    Aber sie würde sich nicht so leicht in die Falle locken lassen, dachte sie, und packte erneut den Stab fester.
    Sie huschte aus ihrem Versteck, rannte wieder die Straße entlang und bog dann ab, wich Schutt und Wracks aus, um den Eingang zu dem Hotel zu erreichen, das direkt am Rand des Lagers von Anaheim lag.
    * **
    Fünfzig Schritte weiter hinten, dort, wo die Einst-Menschen gegen das Lagertor anrannten, stand der Alte und sah zu. Er trug seinen grauen Umhang, und sein Gesicht lag im Schatten des Schlapphuts mit der breiten Krempe. Tatsächlich sah er ein wenig aus wie Gandalf, bis man nahe genug kam, um sein Gesicht zu sehen und das Gewicht dieses Blickes zu spüren. Dann wusste man, dass er kein Zauberer war, dem es darum ging, den Einen Ring zum Schicksalsberg zu bringen, sondern ein Geschöpf, dessen Seele für immer verloren war.
    Der Alte wusste nichts von Gandalf und dem Einen Ring und hätte sich auch nicht dafür interessiert. Er war ein Dämon, und Menschen waren sein Wild. Er war dabei gewesen, als die ersten echten Risse in der schwächer werdenden Fassade der Zivilisation erschienen waren. Es hatte ihn zu Zeiten von Nest Freemark gegeben, als der Zigeunermorph entstanden war. Es gab ihn schon seit Jahrhunderten, eine Faser im Gewebe der Welt. Es gab ihn schon so lange, dass er jede menschliche Haltung völlig abgelegt hatte. Als Dämon betrachtete er die Menschen als Seuche, als einen Krankheitsherd, der ausgelöscht werden musste.
    Aber der Alte unterschied sich auch von denen seiner Art. Er ließ sich nicht einfach von Instinkten treiben. Die meisten Dämonen verloren auf spektakuläre Weise das Verständnis für ihre gefühlsmäßigen Essenzen. Sein Kampf lief ganz anders ab. Er wurde von keinem Bedürfnis nach Rache oder persönlicher Bereicherung getrieben, und es interessierte ihn auch nicht, ob er eine Spur auf der Erde hinterließ oder nicht. Was ihn trieb, was ihn verzehrte wie Feuer, war das unersättliche Bedürfnis, das tiefe und durchgehende Versagen der Menschheit zu enthüllen und unabweisbar zu belegen, dass die Entscheidung, sich von dieser Spezies zu trennen, die einzig richtige gewesen war.
    Er hatte diese Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen, als er seine Menschlichkeit gegen eine Dämonenseele eintauschte. Er hatte sich in dieser kurzfristigen Hülle nie wohl gefühlt, nie akzeptiert, dass er nichts weiter als eine kurze Präsenz am Firmament des Lebens sein sollte, für einen Augenblick da und dann wieder verschwunden. Die Leere zu akzeptieren war ein guter Tausch, nicht zuletzt wegen der Tiefe der Macht, die sie seiner neuen Identität bot, und er hatte diese Entscheidung nie bereut. Er nutzte jede Gelegenheit, das Wesen seiner früheren Spezies zu erforschen. Wenn man ihre Geschichte erzählte, erwiesen sich die Entdeckungen als endlos überraschend. All das war notwendig auf seinem Weg, um herauszufinden, wie er seine Theorien reifen lassen konnte.
    Tatsächlich hatte er Jahrhunderte gebraucht, um den perfekten Weg zu finden, aber am Ende, mit dem Zusammenbruch der Zivilisation, war es geschehen.
    Die Sklavenlager waren seine Idee gewesen. Sein Experimentierlabor. Züchtungen und genetische Neuerungen konnten einem so viel über eine Spezies verraten. Die Möglichkeiten waren unbegrenzt, die Ergebnisse ganz erstaunlich. Es wunderte ihn jetzt selbst, was er alles hatte tun können. Die Vernichtung der Menschen war das ultimative Ziel, aber es gab keinen Grund, sich übermäßig zu beeilen.
    Dennoch, er wurde langsam müde, seine Studien waren lang und schwierig gewesen, daher hatte er nicht mehr die körperliche oder geistige Kraft, die ihm lange Zeit so gut gedient hatte. Es fehlte ihm nicht an der Entschlossenheit und Intensität, mit denen er auf sein Ziel zusteuerte. Aber die Zeit hatte an seiner Energie gezehrt, und wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war,

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