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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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fing an zu befürchten, dass er etwas ändern musste.
    »Hast du«, wiederholte er, als sie nicht gleich antwortete, »sie schon gefunden?« Diesmal sah er sie direkt an. »Hörst du mir zu, Delloreen?«
    Ihr flaches Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, bei dem ihre zugespitzten Zähne aufblitzten. »Ich höre dir immer zu, alter Mann. Ich habe sie noch nicht gefunden, nein; aber ich werde sie finden.«
    »Weißt du denn überhaupt, ob sie hier ist?«
    »Sie war gestern im Coliseum. Sie holte die Kinder, während wir die Tore einrissen und die Eltern töteten.« Ihr Dämonenlächeln wurde breiter. »Schlau von ihr.«
    Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Sie ist dir also wieder entgangen.«
    »Sie wird das Gleiche hier versuchen, sie wird die Kinder an uns vorbeibringen wollen, während wir uns auf die Erwachsenen konzentrieren.« Sie hielt inne, dann sagte sie: »Diesmal wird es ihr nicht gelingen.«
    »Das werden wir ja sehen. Du hattest schon drei Gelegenheiten, und es ist nichts daraus geworden.«
    Delloreens Lächeln wurde unangenehm. »Schade um die Kinder, das ist alles, was du denkst, Fin-Fin? Es hätte dich stundenlang amüsiert. All diese verlorenen Gelegenheiten, neue Dämonen zu machen. Was für eine Verschwendung! Es muss dich wütend gemacht haben, dass sie sie mitnahm.«
    Er zuckte desinteressiert die Achseln. »Ich brauche keine weiteren Kinder, Delloreen.«
    Sie lachte. »Selbstverständlich nicht. Du brauchst nur eine Erinnerung an die, mit denen du schon dein widerliches kleines Spiel getrieben hast. Oder?«
    Sie neckte ihn bewusst, etwas, was ihr im Lauf der Jahre zur Gewohnheit geworden war und was ihn aus Gründen, die er nicht erklären konnte, immer noch aus dem Konzept brachte. So, wie sie das sagte, wusste er, dass sich die Dinge zwischen ihnen auf eine Weise verändert hatten, die er nicht mehr berichtigen konnte. Es ging nicht so sehr darum, was sie sagte, als vielmehr um den Tonfall, den sie benutzte, als forderte sie ihn heraus, ihr zu widersprechen. Sie hatte ihn noch nie so deutlich angegriffen – niemand griff ihn an. Niemand, der recht bei Trost war.
    Sie lächelte ihn an, wie sie vielleicht ein Kind angelächelt hätte. »Mach dir keine Sorgen, alter Mann, du wirst bekommen, was du willst. Du bekommst deinen kostbaren Ritter des Wortes, um mit ihm zu spielen.«
    Er dachte immer noch daran, wie sie gerade mit ihm gesprochen hatte, nickte jedoch ernst. »Tatsächlich? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie zu viel für dich. Vielleicht sollte ich diesmal einen der anderen schicken. Vielleicht Klee?«
    Er bemerkte, wie ihr kurz die Röte ins flache Gesicht stieg. »Klee ist ein Tier. Er denkt nicht nach. Ich will nicht einmal wissen, was er mit ihr anstellen würde.«
    Er sah sie fragend an und zeigte nichts von der Bosheit oder Ablehnung, die er schon ein halbes Dutzend Mal empfunden hatte. Er gab nichts preis, sein verwittertes Gesicht war wie eine unlesbare Straßenkarte. »Vielleicht ist er ein Tier bei dem, was er braucht.«
    Er wandte sich ab, bevor sie antworten konnte, und ließ ihr etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Die Tore des Lagers begannen zu fallen. Die Einst-Menschen kamen stetig voran, und die Überlebenden benutzten die Leichen als Rampe. Eine Pyramide von Leichen hatte sich schon am Fuß der Mauern gebildet, hier und da zuckte noch einer. Das mache die Einst-Menschen so nützlich – sie interessierten sich nicht für die Toten.
    »Tatsache bleibt, dass sie eliminiert werden muss«, stellte er fest.
    »Ich habe dir gesagt, ich kann es tun.«
    In ihrer Stimme lag eine gewisse Schärfe, aber er richtete den Blick weiter auf den Kampf an den Lagertoren. »Ich fürchte, du unterschätzt sie, Delloreen.«
    »Wie du diese langweilige Nest Freemark«, murmelte sie. »Schau selbst in den Spiegel, bevor du ihn mir vorhältst, alter Mann.«
    In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sie würde töten müssen, aber er ließ es sich nicht anmerken und reagierte in keinster Weise. Er nickte nur und schaute sich weiter den Kampf an, während seine Gedanken sich überschlugen.
    »Nun«, sagte er schließlich. »Wahrscheinlich hast du Recht. Ich sollte kein Urteil über dich fällen. Tatsächlich habe ich das in letzter Zeit zu oft getan, weil ich dieses Geschäfts müde bin. Ich tue es einfach schon zu lange. Wir brauchen jemanden, der jünger und frischer ist.« Er blickte auf und sah das Misstrauen in ihren Echsenaugen. »Tu nicht so überrascht. Du hattest Recht,

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