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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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was mich angeht. Es hat keinen Sinn, sich zu verstellen. Ich lebe schon recht lange, und meine Begeisterung für die meisten Dinge hat sich abgenutzt. Mein einziges Vergnügen beziehe ich jetzt noch aus den Kindern und den Experimenten. Wenn ich nichts anderes tun müsste, dann wäre ich glücklich.«
    Wieder wandte er sich ab und ließ sie das verdauen. Dann fügte er hinzu: »Bist du begierig, meinen Platz einzunehmen, Delloreen? Ich denke, vielleicht ist es Zeit dazu, aber es muss richtig gemacht werden. Meine Erklärung, dass ich dich unterstütze, wird helfen, aber das allein genügt nicht. Sie brauchen Gewissheit, dass sie die richtige Wahl getroffen haben, dass du die Armeen anführen kannst. Diese Sache wird deinen Rückhalt stärken.«
    Sie hatte kein Wort gesagt und hörte immer noch zu. »Bring mir den Kopf dieses Mädchens auf einem Pfahl, Delloreen.« Das kam sehr plötzlich heraus, beinahe, als wäre es nur ein Gedanke gewesen. »Den Kopf des Ritters des Wortes – welchen besseren Preis könnte ich verlangen? Wenn du das tust, mache ich dir den Weg frei.« Er nickte bedächtig. »Ja, ich werde dir mit Vergnügen den Weg freimachen.«
    Er wusste, was sie dachte, auch ohne sie anzusehen. Sie dachte, sie würde bald seinen Kopf auf einem Pfahl herumtragen. Also gut. Aber sie würde es jetzt noch nicht wagen, nicht, solange sie sich ihrer nicht vollkommen sicher sein konnte. Sie würde warten, bis sie auf sicherem Boden stand. Sie würde auf ihre Gelegenheit warten.
    »Hör zu, alter Mann«, sagte sie plötzlich und kam ihm so nahe, dass er ihren Atem an seinem Nacken spüren konnte. »Ich will deinen Platz nicht, ich will diesen Abschaum nicht befehligen.« Eine Klauenhand regte sich leicht auf seiner Schulter. »Ich werde dir dieses Mädchen bringen, weil ich es satthabe, dich deswegen murren zu hören.« Die Hand griff fester zu. »Aber damit soll es dann genug sein. Du kannst behalten, was du hast, und so will ich es auch halten.«
    Als er sich umdrehte, war sie verschwunden. Er versuchte, ihr nicht hinterherzuschauen, starrte weiter auf die Kämpfe an den Toren. Er hatte ihre Absichten nicht missverstanden, ganz gleich, was sie behauptete. Er glaubte keine Minute lang, dass die Dinge so bleiben konnten, wie sie waren. Sie hatte eine Grenze überschritten, und das war das Ende – ihr Ende.
    Er wusste nicht, wie er es zuwege bringen sollte, nur, dass er es musste. Aber erst galt es, sie lange genug aus dem Weg zu räumen, um darüber nachdenken zu können. Sie würde vollauf damit beschäftigt sein, diese Ritterin des Wortes zur Strecke zu bringen. Vielleicht überschätzte sie sich dabei sogar. Das wäre keine ideale Lösung, aber es würde genügen.
    Er hörte im Kopf immer noch ihre Stimme, die ihn wegen Nest Freemark verhöhnte und an den einzigen Fehler erinnerte, den er je gemacht hatte. Es war kein Fehler, den er wiederholen würde. Tatsächlich war es ein Fehler, den er eines Tages berichtigen würde. Denn irgendwann würde sich der Zigeunermorph zeigen, und wenn er das tat, würde er es erfahren und ihn töten.
    Er sah das Gemetzel vor sich und lächelte freudlos, als die Tore nachgaben und die Einst-Menschen das Lager stürmten, erwartungsvoll schreiend, voller Vorfreude auf das kommende Blutbad. Er würde sich ihnen irgendwann anschließen. Er würde sich in diese berauschende Mischung aus Töten und Unterwerfung versenken. Nein, dafür war er weder zu alt noch zu müde.
    Delloreen hatte ihn alter Mann genannt.
    Aber sein Dämonenname lautete Findo Gask.

10
    Angel Perez bewegte sich schnell durch die verlassene Hotellobby, kam an Müll und zerbrochenen Möbeln vorbei, den Blick auf die verfallene Treppe auf der anderen Seite des Raums gerichtet. Die Lobby lag in Trümmern, die Wände waren fleckig, der Teppich stellenweise herausgerissen und durchgewetzt. Ratten huschten in den Wänden umher, laut genug, dass sie sie hören konnte. Zerbrochene Glasscherben lagen auf dem Boden, und Papierfetzen waren in Haufen gegen die Wände geweht. Es roch überall nach toten Dingen.
    Sie sah sich schnell um, schaute in die Schatten. Keine Fresser in der Nähe. Ein gutes Zeichen.
    Draußen erklangen die Kampfgeräusche weiter, trieben durch die zerbrochenen Fenster herein. Die Intensität des Kampfs nahm zu, ein unmissverständliches Zeichen, dass ihnen die Zeit ausging. Das Lager würde innerhalb einer Stunde fallen. Sie konnte den Moment, den gefangenen Kindern zu helfen, nicht weiter

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