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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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woran man sie erkannte und welchen Orten und Dingen man besser aus dem Weg ging. Er konnte die ganze Nacht Wache halten, wenn es erforderlich war. Er hätte notfalls sogar schon standhalten und kämpfen können.
    Er wuchs schnell heran, war sportlich und stark, ein schlauer Schüler und eifriger Freiwilliger. Als er zwölf war, war bereits klar, dass er eines Tages ein Anführer sein würde. Selbst seine älteren Brüder und Schwestern fügten sich seinem überlegenen Urteilsvermögen und seinen Fähigkeiten. Panther strengte sich sehr an, der Beste zu sein. In seinem Hinterkopf wusste er, dass das notwendig war. Immer wieder hörten sie von der Armee, die über die Osthälfte des Kontinents zog. Alle wussten, dass es noch schlimmer kommen würde, dass die Gefahr immer mehr wuchs. Früher einmal, vor langer Zeit, war darüber gesprochen worden, wieder zum alten Weg zurückzukehren – einem Weg, von dem Panther nichts wusste und den er sich bestenfalls vage vorstellen konnte. Aber dieses Gerede verschwand im Laufe der Zeit. Man akzeptierte, dass die Vergangenheit ein für alle Mal verloren war und nicht zurückkehren würde.
    Es beunruhigte die älteren Männer und Frauen, die sich an etwas bessere Zeiten erinnerten. Panther und seine Altersgenossen, die nur wussten, wie die Dinge in der Gegenwart aussahen und sich damit besser fühlten, ganz gleich, wie groß die Gefahr sein mochte, störte das weniger. Panther dachte damals, es wäre das Beste, einfach einen Tag nach dem anderen zu überleben und für ihre Sicherheit zu sorgen, so gut es ging. Und eine Weile genügte das tatsächlich.
    Doch dann kehrte er eines Tages, kurz nachdem er vierzehn geworden war, mit vier anderen von einer wochenlangen Vorratsexpedition zurück, und sie mussten feststellen, dass alle, die sie zurückgelassen hatten, tot waren. Sie lagen im Park verstreut, die Gesichter schmerzverzerrt, Arme und Beine weit von sich gestreckt, die Münder aufgerissen, Blut war aus ihren Ohren und Nasen gesickert. Es gab kein Anzeichen von Gewalttätigkeit, keinerlei Hinweis darauf, was sie umgebracht hatte. Es sah ganz so aus, als hätte das, was für ihren Tod verantwortlich war, sie schnell getötet. Es sah nach einer Seuche aus.
    Panther durchsuchte den ganzen Rest des Tages und noch den nächsten das Lager, wühlte sich verzweifelt durch Behälter und Schutt und wollte die Ursache finden. Er glaubte, erst wieder Frieden finden zu können, wenn er das Geheimnis gelüftet hatte. Aber nichts zeigte sich. Als das schließlich deutlich wurde, brach er zusammen und weinte, kniete zwischen den Leichen, wiegte sich hin und her, bis er vollkommen leer war. Etwas veränderte sich an diesem Tag in ihm, etwas verging, von dem er wusste, dass es nie zurückkehren würde. Alles, woran er geglaubt hatte, stand auf dem Kopf. Begeisterung und Fähigkeiten allein genügten nicht, um einen am Leben zu erhalten. Was einen am Leben erhielt, war Glück. Reiner Zufall. Was einen am Leben erhielt, war etwas, was man kein bisschen kontrollieren konnte.
    Er begrub seine Familie – seine Mutter, seine Brüder und Schwestern – und ignorierte den Einspruch seiner Freunde, dass er seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzte, indem er die Toten berührte, weigerte sich, sich ihre Warnungen anzuhören, dass das, was sie getötet hatte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ansteckend war. Als er fertig war, verabschiedete er sich von den anderen, die beschlossen hatten, in der Stadt zu bleiben und Zugang zu einem der Lager zu finden, nahm sich von den Waffen und Vorräten, was er bekommen konnte, packte sie sich auf den Rücken und machte sich auf den Weg nach Norden.
    Ein paar Wochen später war er in Seattle und fand Hawk und die Ghosts und sein neues Zuhause.
    In den ersten Wochen, nachdem er Mitglied dieser neuen Familie geworden war, hatte er über das reden wollen, was ihm zugestoßen war. Danach sprach er nie wieder darüber, machte es zu einem Teil der Vergangenheit, einem Teil seines Lebens, der vorüber war. Aber Hawk wusste, dass er es nicht vergessen hatte, dass er es einfach nur von sich abgeschottet hatte, es aber weiterhin weiß glühend und ätzend in ihm brannte. Der Schmerz und der Zorn fraßen weiter an ihm, und er musste immer noch eine Möglichkeit finden, damit zurechtzukommen und es heilen zu lassen, damit er die Vergangenheit zur Ruhe betten konnte.
    Manchmal sah es so aus, als würde das nie geschehen.
    Hawk schaute nun zu ihm hinüber, zu den

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