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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dunklen, ausgeprägten Zügen, den ruhelosen Augen. Panther bemerkte es und wandte rasch den Blick ab.
    Sie zogen rasch durch die Stadt, es kam zu keinerlei Vorfällen. Sie begegneten keinen Freaks, keinen anderen Stämmen und keinen Hindernissen, die ihren Weg verlangsamt hätten. Der Tag blieb trüb und die Luft feucht. Nebel stieg vom Pflaster auf und klebte an den Gebäuden, überzog alles mit seinen Schwaden. Schon bald kam das Skelett der Space Needle über den Gebäudedächern in Sicht, ein zerklüfteter Turm, der sich in den Himmel erhob wie eine Fackel, deren Licht erloschen war. Früher einmal hatte man einen Fahrstuhl bis nach oben zu einem Restaurant nehmen können und zu einer Aussichtsplattform, von der aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Aber das war in den Tagen vor handbetriebenen Generatoren und Treppen gewesen, die das Beste waren, auf das man jetzt noch hoffen konnte, nachdem der Strom in der Stadt und die Fahrstühle nicht mehr funktionierten.
    Es musste ein unglaublicher Anblick gewesen sein, dachte er: nicht die Stadt – die konnte man schließlich immer noch sehen –, nicht einmal so sehr der Blick zu den Aussichtspunkten auf den Hügeln der Umgebung –, sondern die Bevölkerung, die die Stadt lebendig machte, all die Menschen und der Verkehr und die Bewegung und Farbe, bevor alles auseinanderfiel.
    Ihr Ziel erschien vor ihnen, ein breites zweistöckiges Gebäude mit einem herausgebrochenen Panzerglasfenster, dessen Fassade von Feuer und anderen Elementen beschädigt war. Hawk hatte es bei einer Vorratsexpedition vor zwei Jahren zufällig gefunden: ein Lager- und Verteilungszentrum für chemische Produkte, darunter auch Reinigungstabletten. Die Vorräte waren zu groß, um sie bei einer einzigen Aktion wegzubringen oder sie in den Grenzen ihres unterirdischen Heims zu lagern. Aber die Tabletten waren kostbar und schwierig zu finden in einer Zeit, in der der Einzelhandel schon lange geplündert worden war und nichts mehr liefern konnte. Also hatte Hawk sich so viel wie möglich auf den Rücken gepackt und den Rest im Keller hinter ein paar leeren Kisten versteckt. Bisher hatte niemand sonst diesen Vorrat gefunden.
    Sie gingen zu dem Gebäude und blieben dann stehen, um einen Moment durch die herausgebrochenen Fenster nach drinnen zu schauen.
    »Also, wie lautet der Plan, Vogelmann?«, fragte Panther im Singsangton.
    Hawk ignorierte ihn, sah sich im Schatten und Nebel um, lauschte der Stille und verließ sich auf seine Instinkte. Er spähte die Straße entlang, soweit ihr Verlauf zwischen den Gebäuden und im Nieselregen zu sehen war. Das Pflaster war nass vom Regen und daher glatt und glitschig, und die Luft schmeckte nach Metall und altem Fisch. Er warf einen Blick zu Candle, die ihn erwiderte und den Kopf schüttelte. Bisher keine Gefahr, sagte sie ihm damit.
    Er wandte sich den anderen zu. »Fixit, du wartest gleich drinnen, hältst dich zurück und bist wachsam, wir anderen holen die Tabletten.«
    Sie stiegen durch eines der Fenster, um die Tür zu vermeiden, die verbarrikadiert und zugekettet war. Drinnen herrschten tiefe Schatten, und lange, schwere Streifen grauen Lichts lagen auf einem Durcheinander von Regalen, Tischen, Theken, Kisten und Schutt aller Art. Sie ließen Fixit an der vorderen Außenwand stehen, dann führte Hawk die anderen auf eine Wand zu, die die Vorderseite und Rückseite des Ladens voneinander trennte. Innerhalb der Wand öffnete sich eine Falltür zu Treppen in den Keller. Wieder zögerte Hawk. Er mochte es nicht, wie sich dieser Eingang anfühlte, hatte es nie gemocht. Dann schob er seine Angst beiseite, schaltete die Solartaschenlampe ein und ging nach unten.
    Die Treppe endete mitten im Keller, der kohleschwarz und muffig war und sich in alle Richtungen zu Mauern erstreckte, die im schwachen Licht von Hawks Taschenlampe kaum zu sehen waren. Packkisten standen an der hinteren Wand, und darin befanden sich auch die Tabletten, deretwegen sie gekommen waren. Die Wand links von ihnen war halb eingestürzt, und dort klaffte ein schwarzes Loch, das sich in den Keller des riesigen benachbarten Lagerhauses öffnete. Das Loch war zerklüftet und schimmerte vor Feuchtigkeit, und der Raum dahinter war so voller Schatten, dass man unmöglich etwas erkennen konnte. Tiefe, durchdringende Stille hing über allem.
    Sofort sagte Candle: »Hier unten ist etwas.« Sie zeigte auf das Loch in der Wand und die undurchdringliche Dunkelheit dahinter. »Da drinnen.«
    Alle

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