Kinder der Dunkelheit
wann versteht ihr keinen Spaß mehr?“ Das kantige Gesicht unter dem weißblonden, nach oben gegelten Haarschopf verzog sich zu einem breiten Grinsen.
„Habt ihr eigentlich keine anderen Probleme, meine Lieben? Die Dame ist, das gebe ich sehr gern zu, absolut bezaubernd. Bonsoir, liebe Sabine. Ich stelle mich selbst vor, denn dieses ungehobelte Pack bekommt das sonst nie anständig hin: Richard Vezelay. Nennen Sie mich einfach Richard und ich darf schon jetzt versprechen: Sollten Sie einmal zu uns kommen, Paris wird Ihnen zu Füßen liegen.“
Luca wollte gerade etwas erwidern, doch Fürst Richard war schneller. „Jetzt aber haben wir keine Zeit für l’amour, denke ich zumindest.“
„D’accordo! Da hat er nicht unrecht“, schaltete sich ein sehr eindrucksvoller Mann mit müder Stimme ein.
Ehe er weitersprechen konnte, ergriff Fürst Matthew das Wort. „Fürst Massimo, ich denke, ich spreche für alle, die wir hier sind, wenn ich mein zutiefst empfundenes Beileid zum Tode deines Sohnes ausspreche!“
Alle nickten zustimmend und auch der letzte Neuzugang auf dem Bildschirm meldete sich zu Wort. „Er spricht ein wahres Wort! Ich grüße euch alle, auch von mir und meiner Familie, mein herzliches Beileid. Ich kann es gut nachvollziehen, so wie wohl wir alle, denn der Tod meines Ältesten vor zehn Jahren ist so lebendig in meinem Herzen, als sei es gestern gewesen.“
Raffaele hatte sich etwas aufgerichtet. „Mustafa, wie schön, dich endlich wiederzusehen! Ich hoffe, deine Familie ist woh lauf? Wie geht es der kleinen Selda?“
Der Name zauberte ein Lächeln auf die Lippen des ernsten, dunklen Mannes. „Klein? Das darfst du getrost vergessen. Der Fratz ist jetzt fünfundzwanzig, hat den Dickschädel der Mutter, ist frech und vorlaut, benimmt sich einfach überaus menschlich und ist, davon mal abgesehen, das schönste und bezauberndste Wesen, das mir jemals geschenkt wurde.“
Angel räusperte sich hörbar. „Da fällt mir ein, in der wunderschönen Türkei war ich schon lange nicht mehr. Ich denke, es wäre einmal wieder an der Zeit.“ Mustafa huschte bei dieser Ankündigung erneut ein leichtes Lächeln übers Gesicht. „Du bleibst gefälligst, wo du bist! Hast du mich verstanden?“
Angel zuckte grinsend die Schultern. „Na gut!“
Raffaele unterbrach die Männer ungern, aber es galt, Wichtiges zu besprechen. „Nachdem wir jetzt ein paar Nettigkeiten austauschen durften, möchte ich euch alle herzlich begrüßen. John und Marlon bitten um Verzeihung, doch sie haben derzeit in ihren Gebieten ziemlich viel Ärger. Sie haben mich aber beide wissen lassen, dass sowohl Edinburgh als auch Berlin im größten Notfall selbstverständlich zur Verfügung stehen. Ich würde jetzt gern kurz die Fakten schildern und das weitere Vorgehen mit euch absprechen. Ist das in Ordnung?“ Einhelliges Nicken war die Antwort und so sprach Raffaele weiter. „Ihr habt inzwischen alle die traurigen Nachrichten erfahren. Der Tod von Pietro, der Tod von Abdallahs Sohn Habib, sie alle sind nur kleine Glieder in einer langen Kette von Morden. Seit ziemlich genau zehn Jahren, also seit dem Jahrtausendwechsel, tötet ein wahnsinniger Mörder die erstgeborenen Söhne der Ältesten und hat ihnen damit unsagbaren Schmerz bereitet. Genau das ist es, was er will. Ihr alle habt die Depesche erhalten und wisst, von wem ich spreche. Habib starb unter unseren Augen und so etwas darf sich nie wiederholen. Noch dazu droht die Gefahr jetzt allen Ältesten und den Fürsten selbst. Damit sind vor allem Mustafa, Domingo, Matthew, Massimo, Richard, Vittorio, Abdallah und ich im Visier des Mörders und seiner Schergen. Danach kämen John, Juri und Marlon, als die nächsten Nachfahren ihrer inzwischen in den Tod gegangenen Eltern. Ihr alle, mich ausgenommen, habt noch weitere Kinder. So wohl ihr müsst, natürlich mitsamt eurer Familien, geschützt werden. Vorerst heißt es, Abdallah und die Seinen in Sicherheit zu bringen. Er steht jetzt wohl auf der Liste ganz vorn.“
„Bitte entschuldige, wenn ich dich unterbreche. Aber wer sagt dir, dass das nicht du bist, mein Freund? Abdallah schweigt b eharrlich dazu, wo deine Wurzeln sind, und soweit ich weiß, war es sein Vater, der dich mit aufgezogen hat. Mein Lieber, aber du hast auch ein paar Jährchen auf dem Buckel. Im Grunde ist dir klar, dass er auch hinter dir her ist. Auch du solltest Vorsicht walten lassen!“
Aus Mustafas Stimme klang echte Sorge, doch Raffaele wiege lte ab. „Ich
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