Kinder der Dunkelheit
weiß deine Sorge zu schätzen, doch ich bin in den besten Händen, wie ihr wisst. Meine Sorge gilt Abdallah und dann dir, Mustafa. Mein Plan lautet, zusammen mit Luca und Saif nach Tunesien zu reisen. Mustafa, kannst du Saif innerhalb der nächsten fünf Stunden zum Flughafen nach Tunis schaffen lassen?“
Mustafa nickte. „Ich muss schnell sein, aber das ist zu schaffen. Ich sage Saif sofort Bescheid.“
„Dir ist klar, dass Sergej gerade in Rom ist und wesentlich schneller anreisen könnte“, warf Juri ein.
„Ja, ich weiß. Aber Sergej geht nie als Araber durch, Saif hi ngegen sehr wohl.“
„Gutes Argument“, gestand Juri ein.
Raffaele wandte sich erneut an alle. „Ich bitte euch, in Bereitschaft zu bleiben. Sollten wir Unterstützung benötigen, was ich fast vermute, dann brauchen wir eure Krieger, vor allem aber die Hüter. Das bedeutet, Sergej und Craigh sollten sich auf jeden Fall schon mal mit dem Gedanken anfreunden, zu uns zu stoßen. Sobald Marlon einen seiner Leute in Berlin entbehren kann, kommt dieser zu uns und löst Angel ab. So lange wird Angel auf Sabine achten. Ich muss euch nicht sagen, was es bedeuten würde, wenn unser Feind herausfände, wie wichtig sie Luca und dass sie ohne Schutz ist.“ Wieder nickten alle und zustimmendes Gemurmel klang über die ab und an leise knarzende Verbindung.
„Ich will ja jetzt nicht die Pferde scheu machen, aber warum holen wir nicht einfach Stefano mit ins Boot?“ Matthews Blick glitt fragend über die vier in ihren Ledersesseln.
Raffaele atmete tief ein und schien eine heftige Antwort hinunterzusc hlucken. „Weil ich zum einen nicht weiß, wo der sich gerade herumtreibt und zum anderen ziemlich sicher bin, dass keiner von uns ihn kontrollieren könnte. Er kann es ja nicht einmal selbst. Zumindest konnte er es vor neunzig Jahren noch nicht.“ Sein Blick glitt seltsam unruhig über die Gesichter der Männer. „Hat einer von euch etwas von ihm gehört?“
„Öhm, ja schon. Er war eine Weile bei uns. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, ist, dass er in Travemünde von einer Fähre aus Helsinki gestiegen ist und nach Berlin zu Marlon wollte. Keine Ahnung, was er dann vorhatte.“ Es schien Juri seltsam unangenehm zu sein, über Stefano zu sprechen.
„Oh, das habe ich nicht gewusst.“ Raffaele hatte die Stirn in Falten gelegt. „Ich werde mal bei Marlon nachfragen, was aus ihm geworden ist. Danke für die Information. Warum hast du mich nicht benachrichtigt, als Stefano bei dir aufgetaucht ist?“
Juri hob die Schultern. „Er hat mich darum gebeten. Daher h abe ich nichts gesagt. Du weißt, wie schwer es ist, sein Vertrauen zu gewinnen. Am besten, du sprichst bei nächster Gelegenheit einmal selbst mit ihm. Es wäre wirklich wichtig, okay?“
„Schon klar, aber trotzdem ist Stefano im Moment keine Opt ion für uns. Er ist einfach zu gefährlich, denn mein letzter Stand ist leider, dass er eine viel zu große Gefahr für sich und andere ist.“
Es war Mustafa, der sich mit ernster Stimme einmischte. „Ra ffaele, mein Freund. Allein die Tatsache, dass Stefano noch lebt, sollte dir zu denken geben. Jeder andere wäre bereits vor langer Zeit ein Raub der Sonne geworden. Also, denk nach!“
„Ja, ich verspreche es. Aber jetzt müssen wir handeln. Daher seid bitte alle vorsichtig, achtet auf eure Familien und sorgt d afür, dass ihr allzeit sofort benachrichtigt werden könnt, wenn sich etwas Neues ergibt. Ich darf euch allen von Herzen danken und mich verabschieden!“
Alle trennten sich mit dem Wunsch, dass Friede mit ihnen sein möge, und ein Bildschirm nach dem anderen verdunkelte sich wieder. Raffaele schaltete die Monitore schließlich ganz aus und die Schreibtischplatte glitt lautlos zurück an ihren Platz. Die Bildschirme an der Wand verschwanden hinter den beiden sich automatisch schließenden Holzvertäfelungen. Nach zwei Minuten sah das Büro wieder aus wie ein altes, sehr gut erhaltenes venezianisches Arbeitszimmer und nicht mehr wie ein Hightech-Studio der NASA.
Sabine hatte sich vorgenommen, sich über gar nichts mehr zu wundern, doch das Gespräch hatte bei ihr einige Fragen aufg eworfen. Sie war einfach neugierig. „Luca, wenn ihr doch so dringend Unterstützung braucht, was ist denn los mit diesem Stefano? Er scheint doch für den Kampf gut geeignet, wenn ich die Aussagen der Fürsten richtig verstanden habe.“
Die erste Reaktion auf ihre Frage nach Stefano war eisiges Schweigen. Raffaele erbarmte sich
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