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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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hervorzurufen, die einem ansonsten sicherlich erspart geblieben wären. Ach, was sollte es, er konnte es jetzt auch nicht mehr ändern.
    Beim nächsten Anrufversuch war Lucas Handy noch immer aus. Bevor er jetzt auch noch verhungerte, würde er zumindest kurz auf einen kleinen „Imbiss“ in die Stadt gehen, beschloss Angel. Dann war er wenigstens satt, wenn Luca ihm den Hals umdrehen würde. Also steckte er das Handy ein, warf sich seine schwarze Lederjacke über und begab sich auf die Suche nach einer hübschen, willigen Nahrungsquelle. Wer konnte schon sagen, wann er wieder dazu kommen würde? Die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, stapfte er ebenso verärgert wie auch besorgt in Richtung Studentenviertel.
     
    „Guten Abend, die Damen. Ich hoffe, es geht Ihnen allen den Umständen entsprechend gut. Ich bedaure zutiefst, dass es Ihnen derzeit an dem sicherlich gewohnten Luxus ein wenig mangelt. Sobald wir das Festland erreicht haben, wird es wieder besser. Das darf ich Ihnen versprechen.“ Alexandres Blick glitt, Mitleid heuchelnd, über die fünf Frauen, die nun schon seit vielen Stunden gefesselt in der dunklen Kabine ausharrten.
    „Sie können sich ihre salbungsvollen Sprüche sparen. Ein w enig Nahrung wäre uns wesentlich lieber, wenn Sie uns verhungern lassen, wird das ja wohl kaum irgendwelchen, wie auch immer gearteten Lösegeldplänen förderlich sein, oder?“ Selda kochte vor Wut, ihre Jugend und ihr aufbrausendes Temperament ließ Angst oder Vorsicht gar nicht erst aufkommen.
    Ihr Entführer lächelte nachsichtig. „Holde Selda, das sind Sie doch, nicht wahr? Seien Sie versichert, es geht mir nicht um Geld. In über zweitausend Jahren bieten sich einem doch zahlre iche Möglichkeiten, das eigene Vermögen ein wenig, sagen wir, aufzustocken. Ich brauche keine weiteren Reichtümer, kein Gold, keine Häuser, keine Schiffe.“ Alexandre machte eine wegwerfende Geste. „Nein, mein hübsches Kind, mir geht es darum, denen, die sich vor so langer Zeit den Göttern gleichgestellt haben, die über Leben und Tod entschieden, zu zeigen, dass es wirklich übel sein kann, wenn man plötzlich andere Götter neben sich dulden muss.“
    Samira hatte in den letzten dunklen Stunden den anderen Al exandres Geschichte erzählt, wodurch Selda nun in der Lage war, zu verstehen, wovon der Mann der mit zynischem Lächeln vor ihr stand, sprach.
    „Glauben Sie mir, ich habe in Geschichte gut aufgepasst. Sie wären so oder so vor die Hunde gegangen. Bis zum heutigen Tage sind noch alle wahnsinnigen Tyrannen untergegangen. Unsere Ahnen hatten nur eine etwas experimentelle Methode ausgewählt. Es sollte Ihnen klar sein, dass sie euch auch einfach allen die Kehle hätten durchschneiden können.“
    Alexandres Gesicht war jetzt ganz nahe an ihrem und sein Blick hatte einen mehr als drohenden Ausdruck. „Experimentell? So nennen Sie das also? Eine interessante Betrachtungsweise. Leider muss ich Sie aber enttäuschen, wir hatten die Möglichkeit, die Welt zu beherrschen. Wenn ich damals vor so langen Jahren sagte, ich wolle unsterblich werden, dann meinte ich damit, dass ich, gemeinsam mit einem einzigartigen Menschen, den es so nie wieder gab und nie wieder geben wird, die Geschichte der ganzen Welt auf immer und ewig verändern wollte. Mein Platz, mein ganz spezieller Platz im Olymp, darum ging es. Ich spucke auf dieses Drecksleben, Alexander der Große war ein Gott und uns stand die Ewigkeit offen – und zwar so, wie wir sie wollten!“
    „Hm, wenn ich mich richtig erinnere, dann ist Alexander kurz danach ein toter Gott gewesen, blöd gelaufen, oder?“ Selda konnte ihre Zunge beim besten Willen nicht im Zaum halten und Audrey, die direkt neben ihr kniete, zuckte erschrocken zusammen, als Alexandre auf die letzten Worte der kecken Fürstentochter hin seine Hand hob und ihr zornig ins Gesicht schlug.
    Selda waren ob des heftigen Schlages die Tränen in die Augen getreten, doch es waren Tränen des Zornes und ihre Wut machte sie nur noch mutiger. „Ich sehe schon, Sie sind ihm in vielen Dingen sehr ähnlich. Sie haben nicht nur seinen Namen ang enommen, Sie mögen es auch, Frauen zu schlagen, das konnte Ihr antiker Wüstling ja auch ganz hervorragend, nicht wahr?“ Mit vor Groll funkelnden Augen sah sie unerschrocken zu dem erzürnten Vampir auf. Ehe der ein zweites Mal ausholen konnte, erklang die Stimme seines Sohnes und ließ ihn einhalten.
    „Vater, ich bitte dich! Vergiss dich nicht. Das ist doch

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