Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
wäre er nicht gewesen, hätte es keine Sabine mehr gegeben, die hätte entführt werden können. Und du, Stefano, versuchst, dich ein wenig in Lucas Gefühle hineinzuversetzen, oder muss ich dich an einen Abend vor über zweihundert Jahren erinnern, an dem er es war, der deine Verzweiflung mit dir gemeinsam ertragen hat?“ Raffaeles zornige Stimme duldete keinen Widerspruch. Wütend wanderte sein Blick zwischen den beiden Streithähnen hin und her. „Ihr seid fast wie Brüder, dann benehmt euch auch endlich so! Das muss jetzt ein Ende haben und bald wird der Tag kommen, an dem ihr beide verstehen werdet, warum.“

39.
     
     
    „Mann, ich bin doch keine Paketpost, die andauernd neu verpackt und versandt wird! Könnt ihr euch nicht mal was Neues überlegen?“ Selda rieb sich den Hinterkopf, nachdem zwei der Typen, die sie hier wieder aus den staubigen Teppichen ausgewickelt hatten, es wohl witzig gefunden hatten, sie in einem großen Schwung aus ihrer Verpackung auf den harten Marmorboden krachen zu lassen. „Schwachsinnige Barbaren!“ Die schöne Türkin war verdammt verärgert. Auch ihr war bewusst, dass die Beule innerhalb weniger Minuten wieder verschwunden sein würde, trotzdem hatte es verflixt wehgetan. Die Hand noch immer am Hinterkopf, hörte sie, wie sich die Tür öffnete und die letzten beiden verschnürten Teppichbündel hereingetragen wurden.
    Ares trat hinter den Trägern in den Raum und sah sich um. „Gut, alles so, wie es sein sollte.“ Erst dann fiel ihm auf, dass mit Selda etwas nicht stimmte. „Was hast du? Hast du dich verletzt?“ Zwar war sein schönes Gesicht ausdruckslos wie eh und je, aber immerhin zeigte er Anteilnahme.
    Selda schniefte wütend, sich noch immer den Kopf massierend. „Ich mich selbst ja wohl kaum. Sag das mal deinen beiden Helden, die mit mir Wurfübungen gemacht haben! Auch wenn es schnell heilt und man es kaum glaubt, aber auch wir verspüren Schmerzen und mit dem Kopf auf einem harten Steinboden zu landen, tut nun mal verdammt weh.“ Neugierig musterte sie ihn, in der vagen Hoffnung, vielleicht doch eine Gefühlsregung bei dem verkappten Erzengel entdecken zu können.
    Und tatsächlich erschienen auf seiner Stirn leichte Sorgenfa lten. Er trat auf sie zu und streckte die Hand aus, woraufhin Selda, erschrocken ob der plötzlichen Nähe, einen Schritt zurückstolperte. „Ich tue dir nichts, hab keine Angst, ich will mir das nur ansehen.“
    Ihrer Sache noch nicht so ganz sicher, senkte Selda den Kopf ein wenig, um ihn die mittlerweile dicke, pulsierende Schwellung betrachten und betasten zu lassen. Ares tat dies mit unerwarteter Vorsicht und äußerst behutsam. Allerspätestens jetzt wäre es auch Selda klar gewesen, wie mächtig der blonde Hüne war, denn in dem Moment, als seine Hand sanft ihre Verletzung b erührte, ließ der Schmerz bereits nach und war einen Augenblick später ganz verschwunden. Langsam zog Ares die Finger zurück. „Besser?“
    „Hey, es ist weg. Du bist gut, das muss ich dir leider lassen. Danke.“ Selda hätte ja gern irgendetwas Boshaftes gesagt, aber in Anbetracht von Ares’ immer noch besorgter Miene fiel ihr leider gerade gar nichts ein.
    „Gern geschehen. Ich will nicht, dass du oder eine der anderen leiden müsst, ihr habt ja nichts Böses getan.“
    Er hatte den Satz kaum beendet, als er sich den beiden Männern zuwandte, die, noch immer die Enden des Teppichs festhaltend, aus dem sie gekullert war, leicht verunsichert dastanden. „Und jetzt zu euch Schwachköpfen. Wenn so etwas noch einmal passiert, dann seid ihr Fischfutter, habe ich mich klar ausgedrückt?“ Wütend holte Ares aus und schlug dem ihm am nächsten Stehenden mit der flachen Hand ins Gesicht. Seine Kraft war so groß, dass der durch den ganzen Raum flog und nun seinerseits auf den Boden krachte. Ares kam nicht dazu, auch dem Zweiten eine zu verpassen.
    Selda war neben ihn getreten, war ihm mutig in den Arm gefa llen und verhinderte so den Schlag. Ares sah vollkommen verblüfft auf die schmale junge Frau hinunter, die ohne Anzeichen von Furcht zu ihm aufsah. „Lass das, damit kannst du es auch nicht ungeschehen machen! Ich denke, die beiden haben ihre Lektion auch so gelernt.“
    Ares war total verblüfft. Erst nach ein paar Sekunden fand er seine Sprache wieder. „Wieso setzt du dich für diese Idioten ein? Sie h aben dir mit ihrer Dummheit Schmerz zugefügt und du hilfst ihnen?“
    Selda nickte. „Ja, das liegt mir im Blut, weißt du. Das hat etwas mit

Weitere Kostenlose Bücher