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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Hast du etwas von Angel gehört? Sabine ist nicht rein zufällig wieder aufgetaucht?“
    „Nein, weiterhin keine Spur von ihr. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich für eine Angst ausstehe. Wenn tatsächlich dieser Dreckskerl sie in seiner Gewalt hat, dann hätte er endlich das Druckmittel, das ihm bisher immer gefehlt hat, und das weiß er ganz genau.“
    Raffaele nickte zustimmend und sah entsprechend besorgt aus. „Ja, das wäre fatal, allerdings sagt mir mein Verstand, dass es leider genau so ist. Wir werden mit dieser Situation klarkommen müssen, es hilft nichts. Warum tut das Mädel so etwas Dummes? Sie ist doch ein intelligentes Geschöpf?“
    „Nach dem, was Stefano ihr in seiner – wie du weißt, sehr unverblümten – Art erzählt haben wird, sah sie mich wahrscheinlich als gewalttätiges Monster, das wahllos Köpfe abschlägt und hilflose Kreaturen abschlachtet. Er hat so eine, nennen wir es, eigenwillige Weise, die Dinge auszudrücken. Ihr Bedarf an Gewalt dürfte aber nach dem, was sie vorher erlebt hatte, für lange Zeit gestillt gewesen sein. Genau darum hatte ich ihr doch nicht alles gesagt.“
    Raffaele seufzte tief. „Hier können wir, auch wenn ich es u ngern zugebe, etwas von Stefano lernen. Man sollte jedem von Anfang an reinen Wein einschenken, auch wenn es wehtut, und man kommt später nie in die verzwickte Situation, Dinge neu erklären zu müssen. Und jetzt hör auf damit, den Teufel an die Wand zu malen, noch ist nicht alles verloren. Vergiss bitte nicht, wer du bist. Du und die Männer, die treu an deiner Seite stehen, ihr habt so viel Macht, dass selbst dieser Wahnsinnige nicht unbesiegbar ist. Wir werden ihn finden, ihn stellen und dann werden wir sehen, was er zu bieten hat.“
    „Vor allem einmal seinen ihm treu ergebenen und, so wie ich das sehe, sehr klugen und strategisch fantastischen Sohn“, knurrte Luca. „Bedenke, dass er es war, der Habib getötet hat, dass ich ihn nicht einmal wahrnehmen konnte. Auch, dass er die Entführung von vier Fürstentöchtern geplant und problemlos durchgeführt hat. Der Kerl hat sich sozusagen unseren Respekt verdient. Dummerweise steht er auf der falschen Seite.“
    „Auch dieser Sohn, so sehr Alexandre ihn zu einer Kampfm aschine erzogen hat, so sehr er ihn militärisch gedrillt haben mag, hat irgendwo eine Schwachstelle. Und die werden wir finden.“ Raffaele schien sich seiner Sache durchaus sicher, wohingegen Luca noch immer zweifelte.
    „Na komm, Luca, leg dich eine Weile hin, du hast Nahrung zu dir genommen, nun sieh zu, dass du etwas Ruhe findest. Du brauchst deine ganze Kraft, das ist eine Anweisung, hast du mich verstanden?“
    Luca stand etwas schwerfällig aus dem bequemen Sitzmöbel auf. Dann klopfte er dem silberhaarigen Vampir liebevoll auf die Schulter und verschwand in die Gästeräume im obersten Stockwerk des Castellos.
    Zurück blieb ein nachdenklicher Raffaele, der sich erschöpft und nervös zugleich tief in einen der Sessel sinken ließ. „Und ich hatte gehofft, mein Leben würde irgendwann ruhiger. Das kann ich jetzt dann wohl getrost vergessen.“

38.
     
     
    Die Jacht war etwa eine Meile vor der Küste vor Anker gegangen und nun wartete Ares auf die Boote, die ihre kostbare Fracht hinüber zu der kleinen Bucht bringen würden. Es war alles so problemlos gelaufen, dass es fast schon etwas beängstigend war, aber darüber wollte er sich jetzt am allerwenigsten Gedanken machen. Allerdings beunruhigte ihn wirklich schwer, war, dass er sich allen Ernstes um die Tochter von Fürst Abdallah Sorgen machte. Die Frau war eine strahlende Schönheit gewesen, als er sie das erste Mal gesehen hatte, doch vor zwei Stunden, kurz nachdem Andro den Damen endlich das erste Blut seines Vater kredenzt hatte, sah sie tatsächlich krank aus. Eigentlich hätte das Blut sie, wie die anderen auch, in kürzester Zeit nähren müssen, doch dem war nicht so.
    Selda hingegen hatte so ausgesehen, als wolle sie ihm das Blut am liebsten ins Gesicht speien, aber sie war klug genug gewesen, das zu unterlassen und tapfer zu schlucken. Überhaupt war diese freche Göre ausgesprochen bezaubernd.
    Augenblick, so konnte das nicht weitergehen! Die Frauen w aren ihre Gefangenen, lange und genau war alles geplant worden und wie am Schnürchen gelaufen – und jetzt hegte er freundliche Gefühle sie? Seine Gemütslage begann, ihm Sorgen zu bereiten.
    Ares wurde durch die sich leise nähernden Boote seiner Männer aus seinen seltsamen Gedanken gerissen.

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