Kinder der Dunkelheit
Die Frauen waren b ereits wieder gefesselt und anständig verpackt, niemand würde in den professionell gewickelten Teppichen jemanden vermuten, vor allem war ja hier auch niemand, der etwas vermuten konnte. Dieser verlassene Strandabschnitt war weise gewählt. Ares kicherte leise in sich hinein, ihm fiel gerade wieder ein, dass es ausgerechnet der Film „Kleopatra“ gewesen war, der ihn auf diese Idee gebracht hatte. Auch die ägyptische Herrscherin hatte sich, in einen Teppich eingewickelt, vor Julius Caesar tragen lassen. Daher fand Ares diese Transportmöglichkeit für die Fürstentöchter durchaus angemessen.
Schnell und problemlos waren die Damen auf die Boote verl aden worden, woraufhin er und sein Vater zusammen mit Andro auf das letzte Boot sprangen. Bedauernd sah Ares der sofort wieder abfahrenden Jacht hinterher. Er hatte die endlose Freiheit auf dem Meer sehr genossen, sie hatte ihm gut getan.
Mit der herrlichen Weite der See war es jetzt erst einmal vo rbei. Kaum war der Strand erreicht, näherten sich vier riesige Dodge-Geländewagen, die Ares hauptsächlich wegen der gigantisch großen Ladefläche gewählt hatte. Ihre Fracht wurde erneut sorgsam verladen und sofort verließen die Fahrzeuge den Strand, der so endlos und einsam wie zuvor im Mondschein hinter ihnen zurückblieb. Wenn sein Plan gelang, würden sie noch weit vor Sonnenaufgang ihr Ziel erreicht haben. Wenn alles wie angedacht lief, waren dort bereits zweihundert über lange Jahre trainierte Krieger zusammengezogen worden, die nur darauf warteten, endlich das zu tun, wofür sie ausgebildet worden waren – zu töten.
Luca wurde von einem lauten, metallischen Klirren aus seinen wirren Träumen gerissen und war sofort hellwach. Mit einem Satz war er aus dem Bett, zog sich im Laufen sein Hemd über und rannte in den Saal, aus dem der Lärm kam.
Dort aber fand er zu seiner großen Erleichterung nur Saif und Sergej, die ihre Kräfte und ihr Können im Schwertkampf auslot eten. „Mann Leute, ich dachte schon, es wäre etwas Ernstes. Wie spät ist es denn?“
Sergej warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Kurz vor sieben.“
„Was, so spät schon, warum weckt mich denn keiner? Ich wollte doch längst unterwegs sein!“ Luca reagierte aufgebracht über die Tatsache, dass es schon Abend war und niemand es für angebracht gehalten hatte, ihn zu wecken.
„Komm runter, Luca, du hattest die Ruhe dringend nötig. Craigh war oben bei dir und du hast gepennt wie ein Toter, also lass mal die Kirche im Dorf. Gib zu, dass es dir jetzt besser geht.“ Saif musterte den Freund besorgt ob dessen angeschlagenen Zustandes.
„Mag ja sein, dass du recht hast, aber trotzdem will ich losfa hren.“ Luca wollte gerade aus dem Zimmer, als Sergej ihn zurückhielt.
„Sag mir mal, was du dort eigentlich erreichen willst. Angel sagte doch klar und deutlich, dass deine Frau nicht mehr in V enedig ist.“
„Mann, darum geht es doch gar nicht! Was, wenn sie doch z urückkommt oder wenn dorthin die Nachricht geht, wohin man sie gebracht hat?“
„Mit der Logik hapert es bei Verliebten offenbar immer etwas. Denk doch bitte mal vernünftig nach. Wenn der Kerl sie haben sollte, was ja noch nicht feststeht, dann bringt er sie doch zu den anderen Frauen, oder? Der ist doch nicht so dämlich und lässt sie irgendwo in der Nähe von Venedig.“ Saif schüttelte leicht g enervt den Kopf. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
„Während ihr hier Maulaffen feilhaltet, hole ich mir jetzt einen kleinen Wodka. Denn ob wir fahren oder nicht, dann verkrafte ich es wenigstens etwas besser, schon wieder in so einer engen Karre sitzen zu müssen.“ Sergej wartete die Reaktion der anderen gar nicht erst ab, sondern stapfte ärgerlich grummelnd aus dem Raum.
„Ich muss sagen, dass ich mir etwas mehr Unterstützung erhofft hätte.“ Luca war ob der, wie er es empfand, ablehnenden Haltung der anderen Hüter frustriert.
„Luca, verdammt noch mal, natürlich sind wir an deiner Seite und natürlich wollen wir, dass du deine Liebste zurückb ekommst! Und selbstverständlich hast du unsere Schwerter. Wir versuchen nur, vernünftig zu denken und zu klären, was jetzt im Augenblick das Beste ist. Ganz ehrlich, ich denke nicht, dass es Sinn macht, nach Venedig zu fahren. Hol Angel her und wir versuchen herauszufinden, wohin sie die Mädels gebracht haben. Dann trommeln wir die Krieger der Fürsten zusammen und fahren alle gemeinsam dorthin
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