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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Sonne durch die golden schimmernden Vorhänge mit den Augen. Sie sog das warme, tröstliche Licht in sich auf und streichelte liebevoll über ihren Bauch. Es musste einfach alles gut gehen, ihr kleines Mädchen durfte nicht sterben!
    Etwa eine Stunde später erklangen Stimmen auf dem Flur und die Tür wurde lautstark geöffnet. Die Frauen hörten nur ein w ütend gezischtes: „Jetzt hör doch verdammt noch mal auf, dich zu wehren!“
    Eine nicht minder wütende Frauenstimme antwortete: „Dann nehmt mir eben diese stinkende Augenbinde ab!“
    „Gleich, mein Engelchen, hab Geduld, auch wenn du damit nicht im Übermaß gesegnet scheinst.“
    Zwei große, kräftige Vampire hatten ihre liebe Mühe, eine sich mit Händen und Füßen wehrende Frau in das Zimmer zu bugsi eren. Unter der Augenbinde, die den halben Kopf der Frau verdeckte, quollen lange blonde Haare hervor, die ihr fast den ganzen Rücken hinabreichten, und sie roch eindeutig nach Mensch. Endlich hatten die beiden es geschafft, sie auf dem bis dahin leeren Bett neben Samira zu fixieren und die Blondine schüttelte wütend den Kopf, um sich von der Augenbinde zu befreien. Der Größere trat vorsichtig einen Schritt zurück und rupfte ihr dann das Bandana ab, wobei er ihr offensichtlich ein ganzes Büschel Haare mit ausriss, die in dem Knoten festhingen, mit dem das Tuch zugebunden war.
    „Aua, du Volltrottel, das tut weh, ist dir das klar?“ Unter der Binde waren wütende, tiefblaue Augen aufgetaucht. Audrey stellte sofort fest, dass sie hier eine ebenso schöne wie verärgerte Vertreterin der Gattung Homo Sapiens vor sich hatten.
    „Lady, du hast selbst Schuld! Wenn du dich nicht so gewehrt hättest, dann wäre das nicht passiert. Ich muss schon sagen, du schmeckst außerordentlich gut, aber du hast einen schwierigen Charakter.“ Der Vampir, der ihr die Augenbinde abgerissen hatte, grinste die Frau noch einmal fast schon entschuldigend an, dann verabschiedete er sich mit einer angedeuteten Verbeugung.
    Fünf neugierige Augenpaare richteten sich schweigend auf die junge Frau, die in ihrem Zorn jetzt erst wirklich realisierte, dass sie nicht allein war.
    „Oh, ähm, hallo.“
    „Selber hallo, wer bist denn dann du, bitteschön?“ Selda war wieder einmal diejenige, die ihre Überraschung am schnellsten im Griff hatte.
    Die Frau sah sich verwirrt im Raum um und nahm jede Kleinigkeit in sich auf. „Ich heiße Sabine und bin vor zwei Tagen – wie ich schätze, denn ich habe jedes Zeitgefühl leider vollkommen verloren – in Venedig am Bahnhof entführt worden. Weil ich eine echte Idiotin sein kann, wenn ich will“, fügte sie leise hinzu.
    „Tröste dich, die, denen du da in die Hände gefallen bist, sind nicht irgendwelche Straßenräuber, die hätten dich, wenn sie es darauf angelegt hätten, eh irgendwann bekommen. Was mich eher interessiert, warum haben sie dich geholt?“ Audrey hatte sich aufgesetzt und blickte mit großem Interesse zu der aufgeregten Frau an der gegenüberliegenden Wand hinüber.
    Die hob mit unglücklichem Gesichtsausdruck die Arme. „Wenn ich das so genau wüsste, ich hab zwar eine Ahnung, aber das ist eher abenteuerlich. Augenblick mal, seid ihr etwa ...“ Sie brach etwas hilflos mitten im Satz ab.
    „Wir sind Selda, Audrey, Luisa, Carla – und du meine Liebe, dich kenne ich auch. Dein Bild war auf Lucas Display und er hat dich so perfekt beschrieben, dass ich dich wahrscheinlich im Dunklen erkennen würde. Du bist Lucas Prinzessin!“
    Große, staunende Augen waren die Antwort auf Samiras Erkl ärung.
    „Ich fasse es nicht, sie haben es geschafft, die Frau eines Hüters zu entführen? Hatte denn nicht Angel den Auftrag, auf dich au fzupassen? Mädel, wie hast du es denn geschafft, aus dem Schutz eines Hüters gekidnappt zu werden?“ Luisa war, gelinde gesagt, fassungslos.
    Sabine senkte schuldbewusst den Blick. „Ich bin aus dem P alazzo geflohen.“
    „Du bist – was? Bist du wahnsinnig?“ Audrey traute ihren Ohren nicht. „Angel wäre für dich gestorben, ist dir das klar?“
    Sabine wand sich unglücklich. Wie sollte sie den fünf übe rraschten Frauen erklären, was in ihr vor sich gegangen war, als sie diese fatale Entscheidung getroffen hatte? Die Stimme ihrer Nachbarin war so leise, dass sie zuerst gar nicht kapierte, dass sie mit ihr sprach. Erst, als die vorsichtig nachfragte, ob sie verstanden hätte, wandte sich Sabine der auf dem Bett liegenden Frau zu, die sich scheinbar mit Mühe auf die Ellbogen

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