Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
ältesten Fürsten dürfte das nicht so sein.
    Der Diener war sich bewusst, dass sie zu lange auf regelmäßige Nahrung hatte verzichten müssen. Behutsam nahm er Samiras Hand. „Hören Sie zu, bitte bleiben Sie jetzt einfach nur liegen und versuchen Sie, das Beste aus der Situation zu machen. Wenn meine Informationen richtig sind, wird sich Ihr Problem inne rhalb der nächsten Stunde von selbst erledigen.“
    „Warum? Weil dann wahlweise mein Kind oder ich sterben?“ Samira klang müde und resigniert.
    „Aber nein, bei allen Göttern, nein. Bitte, haben Sie jetzt Geduld. Ich darf nicht mehr tun, er würde es bemerken, ich kenne ihn lange genug und dann wäre ihr Kind tatsächlich in Gefahr. Mein Herr hat keinerlei Respekt vor dem Leben, leider auch nicht vor ungeborenem.“
    Andros Blick hatte etwas Beschwörendes und Samira vertraute ihm. Seufzend legte sie sich zurück auf das Bett, während Andro die beiden kleinen Flaschen, in denen er ihr die lebenswichtigen Flüssigkeiten gebracht hatte, sorgsam unter seinem Mantel verbarg.
    Noch einmal beugte er sich zu ihr hinunter. „Versprechen Sie mir, dass Sie kämpfen! Es wird gut, irgendwie, ich weiß es ei nfach.“
    Samira lächelte den Mann der ihr bis vor wenigen Tagen noch ein Fremder gewesen war, nun aber dabei half, ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes zu retten, freundlich an. „Gut, ich verspreche es.“
    Andro sah beruhigt aus. Nach einem letzten Blick auf die Frauen, verließ er eilig den Raum und zog geräuschlos die Tür hinter sich zu.
    „Wirst du aus dem Typen schlau?“ Carla sah ihm leicht ve rwirrt nach. „Er gehört doch eindeutig zu der Truppe, warum ist er dann so nett?“
    Luisa saß ebenfalls grübelnd auf ihrem Bett. „Keine Ahnung, aber wenn ich bedenke, wie seltsam dieser andere Kerl heute bei Selda reagiert hat  … Ich würde ja fast sagen, des Feldherrn Sohn hat seine Gefühle für unser Küken entdeckt.“
    „Sag noch einmal Küken zu mir und ich komm zu dir rüber“, schimpfte Selda, während sie frustriert auf die Eisenkette an der sie hing starrte. Wütend zerrte sie dann an der Kette.
    „Das, edle junge Dame, wird Euch nicht viel nützen. Lasst das lieber sein, Ihr fügt Euch nur noch mehr Schmerz zu.“ Ohne dass die Frauen es gehört hätten, war Alexandre in Begleitung zweier Diener eingetreten.
    „Spar dir dein salbungsvolles Geschwafel, du bist nicht mehr im dritten Jahrhundert vor Christus, falls du das irgendwie ve rpennt haben solltest.“ Selda war gerade mal wieder in Stimmung und ignorierte die warnenden Blicke ihrer Mitgefangenen.
    „Sieh einer an, die Dame hat keinen Hunger, das respektiere ich selbstverständlich. Gebt allen, bis auf der zornigen kleinen Dame dort hinten, zu trinken!“ Mit boshaftem Lächeln zog sich Alexandre wieder zurück und die Diener reichten einer jeden die bereits bekannten Kelche, die sie, auch wenn Alexandre sie anekelte, doch gern leerten, denn der Hunger nagte sehr unangenehm an ihren Eingeweiden. Alexandres Befehl entsprechend ließen die Diener Selda links liegen.
    Audrey versuchte ihr Glück trotzdem. „Nun seid nicht so. Sie hat das doch nicht so gemeint, sie ist jung und trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie braucht Nahrung, bitte, so gebt ihr doch zu tri nken.“
    „Wir werden uns der Anweisung von Herrn de  Thyra sicherlich nicht widersetzen. Ihr Pech, wenn sie ihren Mund nicht halten kann.“ Mit verschlossener Miene nahmen die Diener ihnen die Gläser wieder ab und zogen sich zurück, ohne Selda eines Blicke s zu würdigen.
    „Himmel, Selda, halt doch einfach mal im richtigen Moment die Klappe! Du wirst uns noch verhungern.“ Luisa sorgte sich sichtlich um die Jüngste in ihrem Kreis.
    „Würde ich ja gern, aber es ist schon draußen, wenn ich anfange darüber nachzudenken“, seufzte diese.
    „Samira, wie geht es dir?“ Selda richtete den Blick auf die Frau, die wieder zusammengekauert auf ihrem Bett lag.
    „Schon besser, aber es erleichtert die Lage eben leider nur ein wenig. Ich kann nur hoffen, dass dieser Andro recht behält und irgendwas passiert.“ Da die gekrümmte Haltung auf Dauer vielleicht dem Baby schadete, gab Samira sich einen Ruck und drehte sich auf den Rücken. Stöhnend streckte sie die Beine aus. Da keine wusste, was sie noch zu ihrem Trost hätten sagen können, schwiegen sie lieber und beobachteten die Freundin lediglich aufmerksam, um jede Veränderung in deren Befinden sofort registrieren zu können. Samira verfolgte den Lauf der

Weitere Kostenlose Bücher