Kinder der Dunkelheit
Sergej, Saif und Abdallah stimmten ihm zu und selbst Luca und Angel, die dabei gewesen waren, als Stefano sein Zwiegespräch mit Ares geführt hatte, konnten ihren Argwohn nicht verbergen.
Stefano reagierte wie gewohnt kühl auf die Bedenken. „Ich kann nur sagen, was ich gehört und gespürt habe. Wenn es eine Falle sein soll, dann ist der Typ noch viel besser, als ich dachte, denn es war keine Lüge in seinen Gedanken. Aber natürlich müsst ihr entscheiden, was ihr ihm glaubt. Ich verstehe, dass ihr nach den endlosen Jahren, in denen ihr nur Mord und Totschlag aus dieser Richtung erfahren habt, misstrauisch seid.“
„Ja, und dieses Misstrauen kann ich auch leider so schnell nicht ablegen. Tut mir leid. Gerade geht übrigens die Sonne auf. Sobald sie wieder untergeht, schlagen wir zu. Ich bin es leid, zu warten. Was denkt ihr?“ Raffaele blickte fragend in die Runde, aus der von jeder Seite Zustimmung signalisiert wurde.
„Je früher, desto besser.“ Sergej wollte jetzt endlich diese S ache zu Ende bringen. Er war kein Mann für langes Zögern und Zaudern.
Saif hatte schon längere Zeit den Bildschirm des Laptops im Blick behalten und lenkte jetzt die Aufmerksamkeit aller auf die neue Datei, die sie soeben erreicht hatte. „Leute, es ist wieder mal so weit, wir dürfen eine Live-Show ,made by Perdikkas‘ sehen. Wollen wir?“
„Haben wir eine Wahl?“ Luca setzte sich neben Saif, der die Datei öffnete. Eine gigantische Kamerafahrt begrüßte die Zuschauer. Der Blick glitt über die gesamte Mauer, die Gräben davor, die alten, leicht verwitterten Schießscharten und selbst der wilde Wein, der sich hier und da malerisch die Steinmauer hochwand, wurde gebührend gewürdigt. Das Filmchen verlor jedoch rasch an Schönheit, als die Kamera hinaufschwenkte und man in der aufgehenden Sonne erneut die Frauen an den Pfählen stehen sah.
„Das Schwein hat ihnen die Pullover ausgezogen, seht euch das an! Sie stehen nur mit winzigen Tops in der Sonne! Wenn er sie so lange genug stehen lässt, dann genügt das, um ihnen bestialische Schmerzen zuzufügen. Das wäre eine gute Gelegenheit für seinen Sohn, mal seine Ritterlichkeit zu beweisen und die Mädels zu schützen!“ Raffaele war in Rage. Sie so ungeschützt der Morgensonne auszusetzen, nachdem sie noch dazu so viel altes Blut in sich hatten, war bösartigste Folter!
Jeder im Raum versuchte, einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen, und wollte sehen, ob die Gefangenen einen Weg fä nden, sich zu schützen. Doch es gab keinen. Ihre Hände steckten diesmal in eisernen Ringen und ihre Beine waren an den Pfählen fixiert. Links und rechts neben ihnen waren menschliche Wächter positioniert. Sie hatten keine Chance!
„Gut, dass Janan das nicht sehen muss.“ Abdallah konnte se inen Blick nicht von Samira wenden, die ihre Haare vor das Gesicht geschüttelt hatte, um zumindest dieses ein wenig zu schützen, doch ihre Arme, Schultern und der Nacken waren der von Minute zu Minute stärker werdenden Sonne schutzlos ausgeliefert. Den anderen erging es kaum besser. Eine jede versuchte ihr Möglichstes, um das Gesicht und Teile der Schultern unter den Haaren zu verbergen. Selbst auf dem kleinen Bildschirm konnte man erkennen, wie sich die Haut der Frauen rötete. Am besten kam anfangs noch Sabine weg, doch auch bei ihr begann die Haut nach einiger Zeit zu reagieren.
Inzwischen war fast eine halbe Stunde vergangen, alles war aufgezeichnet worden, die Qualen der Gefangenen mussten jetzt schier unerträglich geworden sein. Plötzlich sahen die Freunde, wie Samira den Kopf zurückwarf und zu schreien begann. Ihr Körper zuckte und bebte, als stünde sie unter Strom, bis sie wie eine haltlose Gliederpuppe zusammensank und mit den bereits blutenden Handgelenken in den Ketten hing.
Luca sprang aus dem Sitz hoch. „Ich sehe mir das nicht länger mit an! Wir haben doch abgedunkelte Scheiben an den Wagen, ich muss dorthin!“
Angel hielt ihn am Oberarm fest. „Und dann? Dann siehst du es dir aus der Nähe an, oder wie? Wie stellst du dir das vor? Wenn es regnen würde, wäre das vielleicht kein Problem! Aber so? Mann, das ist helllichter Tag und wir haben strahlenden Sonne nschein!“
„Leute, hört auf“, wurden sie unterbrochen. „Seht euch das an, da tut sich was! Da scheinen sich ein paar uneinig zu sein.“ Craigh deutete mit angespanntem Blick auf den Bildschirm.
Tatsächlich, dort waren Männer in schwarzer Kampfmontur, die sich ganz offensichtlich mit den
Weitere Kostenlose Bücher