Kinder der Dunkelheit
verabreichen. Ich habe meine Leute angewiesen, niemanden hineinzulassen. Wenn natürlich dein Vater antrabt, dann können wir nur die Segel streichen, das ist dir sicherlich auch klar.“
„Christo! Diese miese kleine Ratte! Ich bring ihn doch noch um, das wäre das einzig Vernünftige.“ In Ares brodelte wieder einmal der Zorn gegen den miesen, unterwürfig erscheinenden Verräter hoch.
„Vergiss ihn, komm lieber, die Zeit drängt.“
„Warum, was ist passiert?“
Rodrigo wandte sich, die Türknauf schon in Händen, zu ihm um. „Samira … sie … liegt im Sterben.“
Ares stockte der Atem. „Nein, das darf nicht sein! Los, hinein!“ Er stieß Rodrigo regelrecht durch die Tür, was dieser ihm aber nicht übelnahm, und stürzte neben Samiras Bett.
Samira sah entsetzlich aus. Ihr ganzer Körper war eine einzige offene Wunde. Flüssigkeit lief in aufgeplatzten Hautblasen zusammen und tropfte auf das bereits von Blut und Wundsekret starrende Laken. Ihre Augen waren geschlossen, die Lider flatterten hektisch und ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Aus ihrem Mund drang ein kaum hörbares Wimmern. Ares hörte das leise Weinen der anderen Gefangenen. Sie litten selbst fürchterliche Schmerzen, aber sie fühlten, dass Samira um ihr Leben kämpfte, jedoch hatte die Fürstentochter endgültig keine Kraft mehr.
Ares war zutiefst erschüttert. „Sie darf nicht sterben, das wird nicht geschehen! Hilf mir, auch wenn wir ihr kurz noch mehr Schmerz zufügen müssen. Halt sie fest, so vorsichtig wie mö glich.“
Rodrigo suchte verzweifelt nach einem heilen Stück Haut, doch vergebens. Daher nahm er eines der Tücher, die Andro bereitg elegt hatte, und umfasste mit den weichen, sauberen Tüchern ihre Schultern. Ares wartete, bis Rodrigo sie einigermaßen festhalten konnte. Dann riss er mit schnellem Griff Samira die blutbesudelte Kleidung vom Leib. Für falsches Schamgefühl war jetzt keine Zeit. Die Frau bäumte sich ob der zusätzlichen Schmerzen auf und man konnte es in Rodrigos Gesicht sehen, dass ihr Leid ihn tief im Herzen traf. Ares öffnete sich mit einem schnellen Biss die Pulsader. Nachdem er neben Samira auf die Knie gegangen war, ließ er sein Blut in die größten Wunden laufen Wo normalerweise sein Blut binnen Sekunden Verletzungen heilte, widersetzte sich der geschundene Körper der Fürstentochter. Nur langsam, viel zu langsam, begannen einige kleinere Wunden, sich zu schließen.
„Ares, du kannst dich nicht ausbluten lassen, lass mich dir he lfen!“ Rodrigo klang so verzweifelt, wie er sich fühlte.
„Du kannst erst helfen, wenn sie wieder in der Lage ist, zu tri nken.“ Gerade, als Ares erneut eine große nässende Wunde versorgte, schob sich die Tür auf und Andro stürzte in den Raum. In den Händen trug er eine ziemlich große, gut gefüllte Flasche. Ares runzelte die Stirn und hielt kurz inne. „Was ist das?“
„Das kostbare Blut deines Vaters. Es war anders verplant. Ich denke allerdings, dass wir darauf gerade keine Rücksicht nehmen sollten.“
Andro setzte sich schnell neben die stöhnende Verletzte, entkorkte die Flasche und begann, Alexandres Blut langsam über ihrem Körper zu verteilen, während Ares weiter die einzelnen Wunden behandelte. Andro hatte sich einen weichen Schwamm gegriffen, den er jetzt mit dem Blut des griechischen Feldherrn tränkte. Sachte drückte er diesen auf Samiras Körper. Tatsächlich, die ersten großen Brandwunden begannen, sich zu schließen. Allein dieser Prozess verursachte aber wieder Schmerzen, Haut zog sich zusammen, Fleisch wuchs erneut an sich zersetzende Muskelstränge.
Samira wand sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Tränen rannen aus ihren geschlossenen Augen und tropften zusammen mit Blut und Wundsekret auf das Kissen. Sie öffnete den Mund und kleine, erstickte Laute drangen aus ihrem Mund, was Ares dazu veranlasste, seine Pulsader zu verschließen und Rodrigo zuzunicken.
„Jetzt!“
Rodrigo sah etwas hilflos aus. „Ähm, was – jetzt?“
„Ich vergaß, streck deinen Arm zu mir und nimm es nicht pe rsönlich.“
Der Kämpfer tat, wie ihm geheißen, und Ares biss in sein Handgelenk, hielt es dann nahe an Samiras Mund und wartete, bis die ersten Blutstropfen auf ihre Lippen fielen. Doch die en tkräftete Fürstentochter reagierte nicht.
Rodrigo hatte verstanden. Er war jedoch nicht gewillt, so schnell aufzugeben, behutsam schob er die andere Hand unter ihren Kopf und hob ihn ein klein wenig an. Sein Blut tropfte nun
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