Kinder der Dunkelheit
Fleischwunde zuzufügen. Luca schenkte dem jedoch weiter keine Beachtung, denn er war stark und ansonsten noch unverletzt, daher würde sich die Wunde rasch schließen. Etwas in Alexandres Blick bewog ihn aber doch, einen Blick auf den Schnitt auf seiner Brust zu werfen. Die Ränder klafften weit auseinander. Was ihn viel mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass alles um die Wunde herum begann, taub zu werden, anstatt zu heilen. Luca versuchte, die Taubheit zurückzudrängen, doch es wollte nicht gelingen. Nur knapp entkam er einem weiteren Hieb, den er allerdings gut erwiderte und nun blutete auch Alexandre. Nur leider geschah bei ihm genau das, was bei Luca auch einsetzen sollte. Die Wunde hörte rasch auf zu bluten und begann, sich zu schließen.
Luca nahm seine ganze Kraft zusammen und trieb den sich he ftig wehrenden Feldherrn auf die Burgmauer zu, um ihn zumindest in der Falle zu haben. Der Plan ging auf. Alexandre kämpfte nun mit dem Rücken zur Mauer und wäre Luca im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, so hätte Alexandre dem Zorn des Hüters nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen gehabt. Doch dass mit ihm selbst etwas nicht stimmte, war Luca bewusst. Fast hatte er das Gefühl, als verlangsame sich seine Bewegungsfähigkeit, nur mit äußerster Mühe konnte er noch schnelle Schläge durchführen und die des Gegners abwehren. Was hatte dieser Mistkerl mit ihm angestellt? Erst, als er das gehässige Lächeln auf Alexandres Gesicht sah, war es ihm klar: Gift! Der gewiefte Soldat hatte auf eines der einfachsten Mittel in der Kriegsführung zurückgegriffen. Alexandres Schwertklinge war vergiftet.
„Scheiße! Du miese Ratte, so viel zu einem fairen Kampf, was? Ich habe immer noch genug Kraft, dich umzubringen.“ Wütend wollte Luca sich auf ihn stürzen, als ihm von einer Sekunde auf die andere seine Beine den Dienst versagten. Der Schmerz, der ihm in diesem Augenblick durch den Körper schoss, konnte nur eines bedeuten: Alexandre hatte ihn mit dem Schwert durchbohrt.
„Verehrter Luca de Marco, ich bezweifle, dass Ihr noch die Kraft habt, mich zu töten. Mich tötet man nicht so einfach.“ Alexandres Lächeln war grausam.
„Das nun wieder bezweifle ich. Los, komm her, du antikes Arschloch, ich werde dich lehren, was es heißt, dem Tod ins Auge zu sehen!“
Alexandres Blick glitt beim Klang der tiefen, dunklen Stimme hektisch über den Hof vor ihm.
„Falsche Richtung, du Drecksack! Weißt du denn nicht, dass es heißt ‚Alles Gute kommt von oben?‘“
Luca und der nun doch erschrockene Grieche sahen gleichzeitig gen Himmel und dort auf der Mauer stand er. Seine schwarzen Haare wehten im Wind und sein langer, offener Ledermantel bauschte sich hinter ihm zu riesigen schwarzen Flügeln. In seinen Händen hielt er ein schimmerndes Schwert, das er in einer blitzschnellen Bewegung zuerst durch eine Benzinlache und dann durch eine lodernde Fackel zog. Mit dem brennenden Schwert in den Händen ließ sich Stefano in den Hof fallen und kam direkt vor Alexandre mühelos auf.
60 .
Der Feldherr starrte den riesenhaften, vor Zorn bebenden Vampir fassungslos an. „Der schwarze Engel mit dem Flammenschwert. Nun bist du also doch gekommen! Aber ich bin nicht bereit, zu sterben! Was sagst du nun, du Kreatur aus der Unterwelt?“
Stefano schmunzelte. „Was ich dazu sage? Vor dir steht der sechste Hüter der Dunkelheit und heute werde ich die Prophezeiung erfüllen. Ich schicke dich jetzt dorthin, wo du seit über zweitausend Jahren sein solltest. Grüß meinen alten Freund Hades auf deinem Weg in die ewige Finsternis.“
Stefano ließ Alexandre keine Chance. Er kämpfte mit einer Schnelligkeit und mit einem Geschick, dem der Grieche nicht gewachsen war. Mit einem letzten wütenden Schrei schwang Stefano das Schwert, stieß es mit brachialer Gewalt in Alexandres Brustkorb und zog es durch das Herz dessen, der ihnen allen so viel Leid zugefügt hatte, der so viele unschuldige Leben auf dem Gewissen hatte. Den Blick noch immer ungläubig auf Stefano gerichtet, sank der einst so große Perdikkas, der die Welt hatte erobern wollen und dem dies auch um ein Haar gelungen wäre, auf die Knie.
Stefano würdigte den sterbenden Ex-Feldherrn keines weiteren Blickes. Mit einem Satz war er an Lucas Seite. „Luca, hörst du mich? Hey, du machst jetzt keinen Scheiß, nur dass das klar ist, oder?“ Er fasste Luca an den Schultern und schüttelte ihn sachte. „Ich versuche es ja, aber der Kerl hat sein Schwert
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