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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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versäumen.
    Mohammeds Hände ballten sich langsam zu Fäusten. Sein bl utender Oberkörper straffte sich so sehr, dass einige der Männer überraschte Rufe ausstießen. Mit aufgeplatzten Lippen murmelte er nur ein einziges Wort: „Rache!“
    „Welch exzellenter Scherz, mein junger Freund, wahrlich e xzellent! Ich werde bereit sein für deine Rache. Wann immer du möchtest, lass es mich wissen, sobald du dich kräftig genug dafür fühlst. Doch warte, ich glaube, es könnte schwer für dich werden. Lass mich sehen.“
    Ricardo ließ die Gerte fallen und nahm einem seiner Männer eine Peitsche aus den Händen. Er holte aus und ließ sie mit aller Kraft auf Mohammed niedersausen. Der zuckte von dem erneuten, unerwarteten Hieb zurück, trotz aller Schwellungen schrie er dieses Mal vor Schmerz auf. Ricardo zuckte nachlässig die Schultern. Er warf die Peitsche, die tiefe, blutende Striemen auf Mohammeds Körper hinterlassen hatte, zurück zu seinem Gefolgsmann und wandte sich an den mittlerweile kreidebleichen Herzog.
    „Kommt, Herzog, wir wollen ihn ein wenig in Ruhe lassen. Vielleicht kommt er zu Kräften, während wir uns ein gutes Frü hstück sowie ein gepflegtes Glas Wein gönnen. Lasst uns gehen!“ Ohne einen weiteren Blick auf den in sich zusammengesunkenen Mohammed zu werfen, verließ er in sichtlich hervorragender Stimmung die Stallung und trat hinaus ins Sonnenlicht, gefolgt von seinem baldigen Schwiegervater, dem man ansah, wie gern er diesen Ort hinter sich ließ.
    „Wir kommen vor der Abenddämmerung zurück. Seht zu, dass er solange noch am Leben bleibt! Ich möchte mir mit unserem Freund hier noch eine allerletzte Freude gönnen“, rief der Don über die Schulter zurück.
     
    Tatsächlich stand bereits das Abendrot am Himmel, als Ricardo und seine Leute zurückkehrten in die Folterkammer, in der M ohammed um sein Leben kämpfte, denn das tat er. Obwohl er aus unzähligen Wunden blutete, obwohl sein Körper eine einzige blutige Ansammlung von langsam verkrustenden und wieder aufbrechenden Striemen war, atmete er noch; genährt von einem schier unglaublichen Hass, war noch immer Leben in ihm. Zwar war er nicht einmal mehr in der Lage, die Augen zu öffnen, lediglich auf dem linken Auge blieb ihm ein schmaler Schlitz, durch den er seine Peiniger noch ein wenig sehen konnte, doch sein Geist und sein Körper kämpften verzweifelt. Mochte auch sein Körper zerschlagen sein, sein Geist war es noch nicht.
    Was er gehört hatte, war so ungeheuerlich! Seine Familie get ötet, völlig sinnlos und nur zu dem Zweck, sich ihr Land und ihren Besitz anzueignen? Warum? – Sie hatten doch dieses gottlose Land verlassen wollen, in dem Gerechtigkeit nicht mehr existierte! Alles wäre zurückgeblieben und in die Hände der Christen gefallen . Weshalb hatte er sie getötet? Es ergab keinen Sinn. Es gab nur eine Erklärung und die gefiel Mohammed gar nicht: Seine Familie hatte wegen seiner Liebe zu Ana sterben müssen. Ihrer aller Tod war die Rache Don Ricardos dafür, dass Ana sich offen zu ihm bekannt hatte, ihm ihre Zuneigung bewiesen hatte und zu guter Letzt sogar Willens gewesen war, alles aufzugeben, um ihm zu folgen.
    Der Schmerz in seinem Herzen übertraf sogar die Schmerzen, die ihm von Ricardos Männern zugefügt worden waren. Seine Mutter, sein Vater, sein Bruder und die süße kleine Asma, sie alle hatten ihr Leben lassen müssen, weil er geliebt hatte! Es war gut, dass er sterben würde, denn mit dieser Schuld zu leben, wäre unmöglich. Das Wissen aber, dass Don Ricardo weiterleben würde, mit Ana an seiner Seite, und dass er es sein würde, dessen Schritte auf dem Marmor des Innenhofes widerhallen würden, brachte Mohammed an den Rande des Wahnsinns.
    Als nun Don Ricardo auf ihn zutrat und seine Stimme erhob, tobte in Mohammed ein unvorstellbarer Sturm der Gefühle. Hass, Zorn – so vieles, was sich keinen Weg mehr bahnen konnte, fand nur noch mehr Nahrung in den letzten Worten, die der Grande an sein Opfer richtete.
    „Nun denn, mein Freund, wie ich sehe, bist du für einen Kampf nicht gut gerüstet. Doch ich will dir einen würdigen Tod ermögl ichen . Warte mit dem Sterben, ich möchte, dass du das noch mitbekommst.“
    Der Don lachte, als habe er einen besonders guten Scherz g emacht, und die Umstehenden fielen in das Gelächter ein. Was konnte er denn jetzt noch ersonnen haben?, fragten sich einige jedoch im Stillen. Hatte er den Mauren denn nicht schon auf jede erdenkliche Weise gequält und

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