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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Mutter, ist sie auch ein Va mpir?“
    Sabine merkte rasch, dass Luca diese Frage nicht mit der übl ichen Leichtigkeit beantwortete, sondern dass ein dunkler Schatten über sein Gesicht zog.
    „Nein, meine Mutter ist seit vielen Jahrhunderten tot. Sie kam im Zuge der Reconquista um, als die Spanier die Mauren aus Andalusien verjagt haben. In einer jener blutigen Nächte starb meine ganze Familie, bis auf meine kleine Schwester, die von einem barmherzigen Soldaten in Sicherheit gebracht wurde.“
    „Deine Schwester lebt?“
    „Sie hat gelebt. Eine gute Familie hat sie aufgenommen und ist mit ihr nach Frankreich geflohen. Sie wurde gänzlich gesund, mit etwas magischer Hilfe, und hatte ein erfülltes und langes Leben. Sie wurde über siebzig Jahre alt, was für damalige Verhältnisse ein äußerst respektables Alter darstellte. Sie starb vor über vierhundert Jahren. Noch heute sehe ich ab und zu nach ihren Nachkommen. Es ist schön, zu sehen, was aus ihren Ururenkeln und deren Kindern so wurde.“
    Sabine hatte fasziniert die Gabel sinken lassen. „Dass du so viel Kummer erleben musstest, ist traurig, aber dass am Ende deine Schwester überlebt hat und du sogar jetzt noch ihre Nachkommen siehst, ist wunderschön.“
    Luca seufzte leise. „Ja, wo Licht ist, da ist immer auch Schatten, das muss wohl so sein.“
    Sabine hatte ihren Teller vollkommen leer gegessen und gönnte sich gerade einen Schluck des herrlichen Kaffees, als ihr etwas einfiel. „Sekunde, sagtest du nicht, dass ich zu Beginn keinen Hunger haben würde?“ Ihr Blick wanderte über das ziemlich leer geräumte Tablett. „Das würde ich jetzt nicht gerade als mangel nden Appetit bezeichnen.“
    „Es wundert mich ehrlich gesagt nicht, meine Schöne, nach über vierundzwanzig Stunden Schlaf verlangt jeder vernünftige Magen etwas Nahrung.“
    „Sagtest du vierundzwanzig Stunden? Ach du heiliger Strohsack, Sigñora Martin wird mittlerweile halb Venedig rebellisch gemacht haben! Sicherlich macht sie sich fürchterliche Sorgen!“ Sabine warf die Decke zurück und wollte aus dem Bett springen. Gerade noch rechtzeitig erkannte sie, dass sie ja nur noch Lucas Hemd trug und ansonsten nackt war.
    „Immer mit der Ruhe. Es ist alles in Ordnung. Raffaele hat Sigñora Martin besucht. Dieses Problem ist erledigt.“
    „Wie meinst du das, ihr habt sie doch nicht etwa  .. ? Nein, das habt ihr nicht, oder?“
    Luca versuchte verzweifelt ernst zu bleiben, doch bei Sabines entsetztem Gesichtsausdruck musste er laut losprusten. „Also, was glaubst du eigentlich? Raffaele ist doch nicht Graf Dracula! Nein, die Sigñora erfreut sich allerbester Gesundheit. Er hat ihr einen Besuch abgestattet und ihr mitgeteilt, dass du in deiner romantischen Begeisterung für diese Stadt in einen Kanal gefallen bist, weil du unbedingt eine der geschmückten Gondeln sehen wolltest. Um zu verhindern, dass du dir eine Lungenentzündung holst, haben wir dich zu uns gebracht und du erholst dich hier.“
    Sabine sank erleichtert in ihre Kissen zurück. „Dankeschön, aber wie hat dein Freund das bitte hinbekommen? Sigñora Martin ist eine höchst misstrauische Dame.“
    „Und mein väterlicher Freund ist ein sehr überzeugender Mann. Warte nur, bis du ihn siehst.“ Damit war das Thema für Luca erledigt.
    „Es ist zwar jetzt kurz vor dem Morgengrauen, aber bei dem miserablen Wetter dort draußen könnte ich es wagen, einen mo rgendlichen Spaziergang mit dir zu machen, wenn du möchtest.“
    Ihr war zwar eigentlich gar nicht danach, die Geborgenheit des Bettes aufzugeben, aber irgendwann würde sie es tun müssen. Und dann war da noch ein ganz anderes Problem. „Ja, ich würde gern etwas mit dir unternehmen, sehr gern, aber ich habe da ein kleines Problem. Ich scheine nichts mehr zum Anziehen zu haben.“
    Luca schüttelte den Kopf. „Typisch Frau, wenn das alles ist. Ich kümmere mich darum. Sonst noch ungelöste Probleme oder einen Wunsch?“
    Sabine zögerte ein wenig, denn es war ihr etwas unangenehm. „Ja, einen ziemlich dringenden sogar. Ich glaube langsam brauche ich eine heiße Dusche. Das wäre sicher nicht schlecht.“
    „Nichts leichter als das, komm mit.“ Luca stand auf und sie folgte ihm zu einer kleinen Tür, die er öffnete, bevor er ihr mit einer formvollendeten Verbeugung den Vortritt ließ.
    „Bitte, das Badezimmer gehört dir. Handtücher findest du im Regal, Duschprodukte ebenfalls, und alle möglichen Pflegeutensilien im Spiegelschrank. Ich sorge inzwischen

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