Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
konnte es kaum fassen, doch nach vielen Hundert Jahren fühlte er endlich wieder wahre Leidenschaft, sprach endlich wieder sein Herz zu ihm, so wie einst bei Ana. Mit Sabine in den Armen konnte er sich diesen Namen ins Gedächtnis rufen, ohne die Pein zu verspüren, die ihn immer wieder gequält hatte, sobald er in den vergangenen Jahren an die junge Herzogin dachte. Diese Frau hier würde er zu beschützen wissen, koste es, was es wolle. Ihm war wohl bewusst, dass das schwierig sein würde – die Welt war nach wie vor gefährlich, darüber gab es keinen Zweifel –, aber er würde es schaffen. Luca hoffte nur inständig, dass Sabine mit der neuen Situation auch wirklich klarkommen würde.
    In dieser Nacht war so vieles passiert, die Ereignisse hatten sich überschlagen und er war der Retter aus dem Reich der Magie – wie würde es nach Sonnenaufgang aussehen? Würde sie es verkraften, dieses Leben mit ihm zu teilen? Hatte sie irgendwo eine Familie, der sie wohl oder übel würde klarmachen müssen, welches Leben sie nun vor sich haben würde? Fragen über Fragen schossen Luca durch den Kopf, doch wenn er ehrlich zu sich war, so wollte er im Augenblick gar nicht darüber nachdenken, er wollte nur das Gefühl genießen, sie so nahe bei sich zu haben, wollte weiter in ihr Gesicht schauen und einfach nur diesen unglaublichen Glücksmoment auskosten. Folglich entschied er sich, alle Zweifel vorerst schlicht zu ignorieren. Aus der langen Erfahrung seines Lebens wusste er sehr wohl, dass Probleme noch früh genug und ganz von allein auftauchten. Also war er dankbar für den Augenblick und genoss es, zärtlich ihr Haar zu küssen und sich in der Wärme ihres Körpers zu verlieren.

14.
     
     
    Dieses Bett war einfach unverschämt bequem! Die „Pension Martin“ hatte schöne Betten, aber das hier war höchst exquisit. Sabine schoss hoch wie von der Tarantel gestochen. Falsch, ganz falsch! Sie war nicht in der Pension, nein, sie lag ja in Lucas Bett, im Bett eines Vampirs, eines verflixt schönen Vampirs! Ohne darüber nachzudenken, wanderte ihre Hand an ihre Kehle, doch lediglich, um sie sofort schuldbewusst wieder sinken zu lassen. So ein Blödsinn! Glaubte sie etwa, Luca hätte sie zuerst gerettet, um sie dann klammheimlich des Nächtens auszusaugen? Schließlich war sie ja nicht in einem Horrorstreifen gelandet, hoffte sie zumindest.
    Wie im Zeitraffer liefen der letzte Abend und die letzte Nacht noch einmal vor ihrem inneren Auge ab. Thomas, der ihr ein Messer ins Herz rammte, Luca, der sie in seine Arme nahm und hochhob. Doch ein ganz entscheidender Abschnitt der letzten Nacht fehlte – und zwar exakt der, in dem sie von den Toten zurückgeholt worden war. Raffaele hieß der Vampir, der sie gerettet hatte, das war alles, was sie dazu wusste. An den Rest erinnerte sie sich dafür umso deutlicher und der Nachhall in ihr ließ ihre Wangen rot anlaufen und ihr Herz schneller schlagen. Was für ein Chaos!
    Sabine rutschte langsam wieder zurück unter die Decken und kuschelte sich hinein. Wie sie jetzt feststellte, war das kunstvoll geschnitzte Bett riesengroß, aus fast schwarzem Holz und wurde von einem roten Himmel überspannt. Vorsichtig spähte sie über den Rand des Luxuslagers hinaus und erblickte zu ihrer großen Freude wunderschönes, dunkel glänzendes Parkett, auf dem einige Felle dekorativ verteilt lagen. Neben dem Fenster stand eine fast schon gigantische in Braun und Rot gehaltene Couch mit zahllosen Kissen, was höchst bequem aussah. Ein großer offener Kamin vervollständigte den eindrucksvollen Gesamteindruck. Sie schämte sich fast ein wenig für ihre Neugierde, aber einen gewissen Überblick musste man sich ja wohl verschaffen. Was sie sah, gefiel ihr sehr und wenn sie an den dachte, der hier lebte, dann passten das Interieur und der Bewohner zusammen wie die Faust aufs Auge. Wenn all das hier doch nur irgendein Fieberwahn oder ein skurriler Traum sein sollte, dann sollte er bitte noch ein wenig anhalten, er war einfach zu aufregend!
    „Sabine, du benimmst dich wie ein unreifer Teenager, du bist eine erwachsene Frau, du hast Verpflichtungen, außerdem kann all das gar nicht real sein. Sei bitte vernünftig!“, dröhnte es dann in ihr. Stopp! Augenblick mal! Dieses bescheuerte Unterbewuss tsein sollte sich sofort wieder ausklinken und seine Weisheiten für sich behalten! Sabine war verärgert. Ihr Leben lang war sie vernünftig gewesen, hatte immer alles durchdacht und stets das getan, was sich

Weitere Kostenlose Bücher