Kinder der Dunkelheit
gehörte oder was „man“ von ihr erwartete. Doch was hatte es ihr gebracht? – Hämatome, eine gebrochene Nase, Platzwunden, nichts als Ärger und einen kaputten Magen. Ab sofort war Schluss damit! Wenn sie nicht träumen sollte und wenn sich jetzt bald diese herrliche, antike Zimmertür mit den wundervollen Intarsien öffnete und Luca hereinkäme, dann würde sie genau das tun, was sie nie von sich erwartet hätte: Sie würde ihr altes Leben über Bord werfen, samt aller Vernunft! Ja, sie würde mit einem Vampir leben! Würde sie?
„Oh Gott, warum muss alles, was schön ist, auch so kompliziert sein?“ Sabine rollte sich auf den Bauch und drückte ihr Gesicht ins Kissen, was sie sofort erschrocken zurückzucken ließ. Sie hatte überhaupt nicht mehr an ihre Nase gedacht, die ja noch immer schmerzte, sobald sie irgendetwas damit berührte, sei es ein Kissen im Bett, ein Taschentuch oder was auch immer. Verwirrt hielt Sabine inne. Da tat nichts weh, rein gar nichts, obwohl sie bei der dämlichen Aktion von gerade eben, einen stechenden Schmerz erwartet hätte. Überhaupt, sie fühlte sich so gut wie … Sabine dachte krampfhaft nach, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, wann es ihr schon einmal auch nur annähernd so gut gegangen war. Ihr Verstand funktionierte mit unglaublicher Schnelligkeit, kein einziger Knochen tat weh und sie war einfach nur – glücklich.
Es stimmte also, was Luca erzählt hatte. Das Blut der „Kinder der Dunkelheit“ hatte nicht nur die schweren Wunden der letzten Nacht geheilt. Nein, ihr ganzer Körper schien komplett gesund zu sein. Es gab wohl doch Wunder und ausgerechnet sie durfte eines erleben! Sabine glitt zurück und genoss das kuschelig-warme Bett und die Gewissheit, dass hier irgendwo auch Luca sein musste. Wo steckte der eigentlich? Er konnte sie doch nicht ei nfach mit den anderen Bewohnern hier alleinlassen! Wer wusste das schon, vielleicht waren ja nicht alle der Vampire hier im Haus von der guten Sorte? Normalerweise hätte sie jetzt wahrscheinlich Angst bekommen, doch nun musste sie mit einem Grinsen im Gesicht feststellen, dass sie überhaupt keine Furcht verspürte. Sie war unbesiegbar!
Mit leisem Knarzen öffnete sich genau in diesem Moment die Zimmertür. Luca trat leise ein und mit ihm strömte ein solch köstlicher Duft nach gebratenem Speck, Eiern und frischem Kaffee herein, dass Sabines Magen sich spontan zu Wort meldete. Als Luca sah, dass sie erwacht war, strahlte er übers ganze Gesicht.
„Prinzessin, du bist schon wach? Das ist schade, ich hätte dich gerne wachgeküsst.“
Sabine erwiderte sein himmlisches Lächeln. „Das hättest du wohl nicht geschafft; bei dem Duft, der hier mit dir ins Zimmer weht, würden allerdings Tote aufwachen.“ Neugierig setzte sie sich auf und sah ihn erwartungsvoll an. Er balancierte ein großes Tablett in seinen Händen, auf dem sie auch tatsächlich Eier mit knusprigem Bacon, duftendes Weißbrot, Butter, Marmelade und eine silberne Kanne entdeckte, aus der es exquisit nach gutem Kaffee roch. „Du kannst kochen? Seit wann kochen Vampire?“
Luca zog tadelnd die Augenbrauen hoch. „Na hör mal, was glaubst du denn? Erstens war ich ja schließlich einmal ein Mensch, auch wenn das tatsächlich schon eine Weile her ist. Zweitens sind wir eine hochzivilisierte Spezies, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest. Dazu gehört auch der respektvolle Umgang mit exzellenten Lebensmitteln. Und jetzt setz dich auf und genieße dein Frühstück, solange es heiß ist.“
Das Tablett erwies sich als höchst nobles Möbelstück, das sich ausklappen ließ, und so hatte sie, ehe sie es sich versah, ein kleines Tischchen über der Bettdecke stehen und eine Gabel in der Hand.
„Guten Appetit, meine Prinzessin!“ Luca setzte sich ans Fu ßende des Bettes und nickte ihr aufmunternd zu.
Sabine konnte nicht widerstehen. Sie probierte die Eier und sie w aren einfach köstlich, ebenso wie alles andere, was er ihr vorgesetzt hatte. Während sie sich das liebevoll zubereitete Frühstück schmecken ließ, bombardierte sie ihn, in der kurzen Zeit, die ihr Mund nicht voll war, mit all den Fragen, die ihr in den Kopf schossen.
„Wann hast du denn Kochen gelernt?“
„Nun, in über fünfhundert Jahren lernt man so einiges. Den Anfang aber hat meine Mutter gemacht, sie hat mich in die Kunst eingeweiht, die Gerichte unserer wahren Heimat zuzubereiten. Da fällt mir ein, magst du Couscous?“
„Ja, mag ich, sehr sogar. Deine
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