Kinder der Nacht
Development Research Foundation.«
Kate schüttelte den Kopf. Vibration und Motorenlärm verursachten ihr Kopfschmerzen. »Davon habe ich nie gehört.«
»Aber ich«, sagte O'Rourke. »Sie haben vor fast zwei Jahren meinen Vorgesetzten in der Erzdiözese angerufen und gefragt, ob die Kirche jemanden vorschlagen könnte, der an einer Rundreise durch Rumänien teilnehmen sollte, die sie finanziert haben. Der Erzbischof hat mich ausgesucht.« Er beugte sich aus dem Seitenwagen, damit Kate besser hören konnte. »Die Stiftung wurde von dem Milliardär Vernor Deacon Trent gegründet. Lucian besuchte die Vereinigten Staaten viermal auf Einladung von Trents Gruppe - möglicherweise sogar auf persönliche Einladung des alten Mannes.«
Kate fand eine Stelle am Straßenrand, die breit genug zum Parken war, und hielt an. Rechts von ihnen rauschte der Fluß. »Willst du damit sagen, Lucian kennt Trent? Und Trent ist wahrscheinlich der Anführer der Strigoi -Familie? Eventuell sogar ein direkter Nachkomme von Vlad Ţepeş?«
O'Rourke blinzelte nicht. »Ich sage dir nur, was das Büro von Senator Harlen herausgefunden hat.«
»Und was beweist das?«
Er zuckte die Achseln. »Zumindest beweist es, daß Lucian dich belogen hat, als er sagte, er hätte mit seinen Eltern die Staaten bereist. Und im schlimmsten Fall ...«
»Heißt es, daß Lucian ein Strigoi ist«, sagte Kate. »Aber er hat uns den Bluttest gezeigt ...«
O'Rourke verzog das Gesicht. »Ich fand, daß er große Mühe auf sich genommen hat, um etwas zu entkräften, das wir nicht einmal behauptet hatten. Bluttests können gefälscht werden, Kate. Das solltest ausgerechnet du wissen. Hast du genau zugesehen, als er den Test durchgeführt hat?«
»Ja. Aber er hätte die Objektträger oder Proben vertauschen können, als ich abgelenkt war.« Ein Schwerlaster donnerte vorbei. Kate wartete, bis das Dröhnen abgeklungen war. »Wenn er ein Strigoi ist, warum hat er uns dann Unterschlupf gewährt und uns zur Insel Şnagov gebracht, damit wir einen Teil des Rituals sehen können, und ...« Sie holte tief Luft und sprach es aus. »Es wäre für die Strigoi ein einfacher Weg gewesen, uns im Auge zu behalten, richtig?«
O'Rourke sagte nichts.
Kate schüttelte den Kopf. »Es ergibt immer noch keinen Sinn. Warum ist Lucian weggelaufen, als die Securitate oder wer auch immer uns in Bukarest verfolgt haben? Und warum hätte er zugelassen, daß wir getrennt werden, wenn es seine Aufgabe war, uns im Auge zu behalten?«
»Ich glaube nicht, daß wir die Machtkämpfe wirklich begreifen, die hier stattfinden«, sagte O'Rourke. »Wir haben die Regierung gegen die Demonstranten gegen die Bergarbeiter gegen die Intellektuellen, und die Strigoi scheinen auf beiden Seiten die meisten Fäden zu ziehen. Vielleicht bekämpfen sie sich untereinander, ich weiß es nicht.«
Kate stieg wütend von dem Motorrad und sah über den Fluß. Sie hatte Lucian gemocht ... mochte ihn noch. Konnten ihre Instinkte sich so getäuscht haben? »Einerlei«, sagte sie laut. »Lucian weiß nicht, wo wir sind, und wir wissen nicht, wo er ist. Wir werden ihn nie wiedersehen. Wenn es seine Aufgabe war, uns zu überwachen, dann haben sie ihn wahrscheinlich gefeuert.« Oder Schlimmeres.
O'Rourke hatte sich aus dem Seitenwagen gefaltet und überprüfte den Benzintank. Auf dem schmalen Armaturenbrett zwischen der Lenkstange befand sich eine Benzinanzeige, aber die hatte keine Nadel und das Glas war zerbrochen. »Wir brauchen Benzin«, sagte er. »Möchtest du nach Braşov fahren?«
»Nein«, sagte Kate.
Sie bekamen kein Benzin in Braşov.
Ausländer konnten - zumindest theoretisch - mit rumänischen Lei kein Benzin an gewöhnlichen Tankstellen kaufen. Die Gesetze verlangten immer noch, daß Touristen mit ihren Devisen Benzingutscheine in Hotels, bei wenigen Autovermietungen und den Zweigstellen des Nationalen Tourismusbüros erstanden - jeder Gutschein galt für zwei Liter - und diese an speziellen ComTourist-Zapfsäulen einlösten, die die wenigen und weit verstreuten Tankstellen reserviert hatten.
Soweit die Theorie. In der Praxis, erklärte O'Rourke, standen die ComTourist-Zapfsäulen meist unbeachtet im Hintergrund, während der Tankstellenbesitzer die Touristen zum vorderen Ende der unvermeidlichen Warteschlange vor den normalen Zapfsäulen winkte. Das löste haßerfüllte Blicke der Leute in den langen Schlangen aus, während die zeitraubende Prozedur der Gutscheinverrechnung über die Bühne ging, und
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