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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schubsten und sie in die Öffnung hinabließen, ohne die Fesseln ihrer qualvoll schmerzenden Arme zu lösen.
    Eine fast vertikale Holztreppe führte nach unten, aber sie verfehlte sie mit dem Fuß und fiel rund einen Meter tief auf den Steinboden. Der Aufprall verschlug ihr den Atem, sie konnte nichts tun, als sich auf die Seite zu rollen, als O'Rourke hinter ihr heruntergestoßen wurde.
    Radu Fortuna stand über ihnen, so daß sich Gesicht und Schultern als Silhouette in der offenen Falltür abhoben. »Unser Turm hat eine wunderbare Aussicht, unser bescheidenes Museum eine faszinierende Sammlung. Aber ich glaube, möglicherweise werden Sie keine Zeit haben, sie ausgiebig zu bewundern, ja? Machen Sie trotzdem das beste aus Ihren letzten gemeinsamen Augenblicken.«
    Er wich zurück, und die Falltür schlug mit einem Geräusch zu, das Kate nicht für möglich gehalten hätte, hätte sie es nicht selbst gehört. Von oben war das Scheppern und Einrasten eines Riegels zu hören.
    Die Dunkelheit war nicht vollkommen: die schwächste Andeutung eines Schimmers war zu erkennen, ein so spärliches Licht um die Ränder der Falltür herum, daß man fast glauben konnte, es wäre eingebildet. Sie arbeitete sich in eine sitzende Haltung und hob den Kopf zu dieser Verheißung von Licht.
    Stimmen und Gelächter ertönten von oben. Schwere Stiefel trampelten über die Falltür und entfernten sich dann auf Stein. Ein Lachen ertönte aus größerer Entfernung, dann war mehrere Minuten lang überhaupt kein Ton zu hören, obwohl Kate spürte, daß da oben jemand war, wartete, beobachtete. Sie drehte sich um, als sie neben sich eine verhaltene Regung spürte. »Mike?«
    »Ja.« Seine Stimme klang schmerzverzerrt. Er war schwerer gestürzt als sie. Kate fragte sich, ob seine Beinprothese beschädigt worden war.
    »Alles in Ordnung, O'Rourke?«
    »Ja.« Er atmete in der Dunkelheit tief durch. »Was ist mit dir, Neuman?«
    Sie nickte, überlegte sich, daß er das ja nicht sehen konnte, und sagte: »Ja.« Ihre Nase lief, sie drehte den Kopf und wischte sie an der Schulter ab. Ihre Handgelenke waren immer noch straff auf den Rücken gefesselt; sie konnte kaum mehr die Hände spüren.
    »Wir haben es versaut«, sagte der Priester.
    Kate sagte nichts. Sie rutschte näher hin, bis sie seinen gefesselten rechten Arm spüren konnte. Sie veränderte die Lage, bis sie Rücken an Rücken saßen und sie mit den Händen nach seinem Handgelenk greifen konnte. Sie hatte sich vorgestellt, sie könnte ihm die Fesseln lösen, während er ihre aufband, fand aber unnachgiebige Plastikstreifen, die mit einer Schnalle wie eine Krankenhausklammer befestigt waren.
    »Sinnlos«, flüsterte er. »In den Staaten verwenden Polizisten diese Plastikfesseln. Man kann sie nicht zerreißen oder aufbinden. Man kann sie nicht einmal mit einer Schere durchschneiden. Sie haben eine Spezialschere, die sie schneiden kann.«
    Kate ballte die Finger zu Fäusten. »Was werden sie mit uns machen?« Noch während sie sie aussprach, wurde ihr klar, wie dumm diese Frage war.
    O'Rourke beugte sich näher zu ihr. Es war feucht und klamm in der Grube, daher war ihr seine Wärme angenehm. »Nun, hat Lucian nicht gesagt, daß keiner der Strigoi bis zur letzten Nacht der Zeremonie Blut trinkt?«
    »Nein«, flüsterte Kate. »Er hat gesagt, der Legende zufolge trinkt der Fürst, der geweiht werden soll, erst in der vierten Nacht Blut.« Sie lachte laut heraus, ein Geräusch, das sich in der Dunkelheit seltsam und etwas furchteinflößend anhörte. »Obwohl ich sagen möchte, daß man Zweifel am Wahrheitsgehalt einiger Dinge haben könnte, die Lucian uns mitgeteilt hat. Herrgott ...« Ihr Lachen verstummte.
    »Andererseits«, flüsterte O'Rourke mit leiser und beherrschter Stimme, als wollte er sie beruhigen, »scheint es doch so zu sein, daß er einiges mehr über die Strigoi weiß, als er preisgeben wollte. Vielleicht ist seine Information ja doch zutreffend.«
    Kate versuchte wieder zu lachen, aber ihr Mund war plötzlich zu trocken, ihr Hals zugeschnürt. Sie sammelte Speichel im Mund und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Tut mir leid, daß ich dich da mit reingezogen habe, O'Rourke.«
    »Kate, du mußt nicht ...«
    »Nein, hör zu. Bitte. Es tut mir leid, daß ich dich mit hineingezogen habe, aber ich schwöre, ich werde uns rausbringen. Und Joshua.«
    O'Rourke sagte nichts. Plötzlich konnte man aus mehreren Richtungen ein Kratzen hören.
    »O Scheiße«, hauchte Kate, die eine

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