Kinder der Nacht
und in die Garage zerrten.
Die Schrotflinte donnerte wieder. Ein Mann schrie etwas in einer fremden Sprache. Kate stolperte rückwärts in den Korridor, wobei sie Joshua immer noch von dem Gewoge dunkler Gestalten, knirschender Glasscherben und plötzlich aufzüngelnder Flammen abschirmte, die von der offenen Küchentür zu sehen waren. Sie beugte sich in die Garage, streckte die Browning aus und versuchte, die dunkle Gestalt des Eindringlings von dem zappelnden Schatten zu trennen, der Julie sein mußte.
»Julie!« schrie Kate. »Fallen lassen!«
Der kleinere Schatten verschwand. Das weiße Gesicht eines Mannes, der sich zum Durchgang umdrehte, war zu sehen. Kate feuerte dreimal, wobei sie jedesmal spürte, wie die Automatik sich heftiger in ihrer Hand aufbäumte. Joshua stieß einen gellenden Schrei aus, und sie drückte ihn fester an sich, während sie sagte: »Julie?«
Hinter ihr ertönte die Schrotflinte wieder, und sie wurde plötzlich in die Ecke des Durchgangs geschleudert, als mehrere Gestalten mit ihr zusammenstießen. Toms Gesicht ragte einen Moment auf, aber sie sah, daß mindestens drei schwarzgekleidete Männer mit ihm rangen und ihm die Schrotflinte aus den Händen wanden, und bevor sie den Mund aufmachen konnte, um zu sprechen oder kreischen oder schreien, rief er: »Lauf, Kat«, und dann verschwanden die kämpfenden Gestalten durch die offene Tür.
Mindestens drei weitere dunkle Gestalten, deren Umrisse sich im schwachen Licht der Flammen in der Küche abzeichneten, richteten sich in dem Durchgang auf.
Etwas bewegte sich in der Garage, aber Kate konnte nicht erkennen, ob es Julie war oder nicht. Einer der Männer in Schwarz griff nach ihrer Pistole.
Kate feuerte dreimal, der dunkle Scheinen fiel und wurde von einer anderen stürmenden Gestalt ersetzt. Sie richtete die Browning direkt auf das weiße Gesicht, vergewisserte sich, daß es nicht Tom war, und gab noch zwei Schüsse ab. Das Gesicht kippte nach hinten weg, als wäre es von einer unsichtbaren Faust geschlagen worden.
Zwei weitere Männer erhoben sich vom Boden. Keiner war Tom. Die Hand eines Mannes tastete um den Türrahmen der Garage.
Kate hob die Pistole und drückte ab, hörte aber den Hahn vergeblich auf Metall klicken. Eine kräftige Hand legte sich um ihren Knöchel.
»Tom!« keuchte sie, und dann schlang sie ohne nachzudenken beide Arme um Joshua und warf sich durch das zerschmetterte Fenster. Dunkle Gestalten regten sich hinter ihr.
Kate landete schwerfällig im Blumenbeet und spürte, wie ihr die Luft wegblieb. Das Baby hatte noch genügend Luft zum Schreien. Dann sprang sie auf und rannte hakenschlagend durch den Garten, wobei sie versuchte, hinter die Garage und weiter zu kommen, unter die Espen beim Zufahrtsweg.
Zwei Männer in Schwarz traten vor und versperrten ihr den Weg.
Kate kam schlitternd in krumiger Erde zum Stillstand, warf sich herum und lief zum Balkon und den Türen zum Untergeschoß.
Drei Männer in Schwarz standen zwischen ihr und dem Haus oder dem Durchgang.
Die Fenster dessen, was einmal das Kinderzimmer war, wurden von den Flammen im Innern orange gefärbt. Von Tom und Julie war keine Spur zu sehen.
»O Gott, bitte«, flüsterte Kate und wich zum Rand der Felsklippe zurück. Joshua weinte leise. Sie legte ihm die freie Hand auf den Hinterkopf.
Die fünf Gestalten kamen näher, bis sie einen Halbkreis bildeten, und drängten sie rückwärts, bis sie mit den Fersen auf dem bloßen Granit am Felsrand stand. In der plötzlichen Stille konnte Kate das Prasseln von Flammen und das Plätschern des Bachs zwanzig Meter unter sich hören.
»Tom!« schrie sie. Sie bekam keine Antwort.
Einer der Männer trat nach vorn. Kate erkannte das schmale, grausame Gesicht des Eindringlings. Dieser schüttelte fast traurig den Kopf und streckte die Arme nach Joshua aus.
Kate wirbelte herum und bereitete sich auf den Sprung vor, wobei ihr einziger Gedanke war, Joshua mit dem eigenen Körper vor dem Sturz abzuschirmen und zu hoffen, daß sie auf Zweige fallen würden. Sie machte einen Schritt ins Leere ...
... und wurde zurückgezogen, als sich eine Hand im Handschuh in ihr Haar krallte. Kate schrie und schlug mit der freien Hand um sich.
Jemand entriß ihr das Baby.
Kate stieß einen Laut aus, der mehr Stöhnen als Schrei war, und drehte sich zu dem Angreifer um. Sie trat um sich, schlug, kratzte und versuchte zu beißen.
Der Mann in Schwarz hielt sie einen Moment auf Armeslänge von sich, und sein Gesicht war
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