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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nicht viel zu sagen ... die sind in Europa.«
    Die Scheinwerfer des Landrover strahlten die dunkle Garage, den Durchgang und einen Teil der Veranda an, als sie auf die leicht schräge Einfahrt fuhren. Tom machte die Scheinwerfer aus und wartete eine ganze Minute ab. »Die Torsicherung hat funktioniert«, sagte er. »Ich weiß nicht mehr, hat sie eine Art Notstromgenerator oder so?«
    »Keine Ahnung«, sagte Kate. Julie hätte uns hören müssen, dachte sie. Sie hätte zur Tür kommen müssen. Drinnen war keine Spur von Kerzenlicht hinter den Fenstern von Erdgeschoß und erstem Stock auf dieser Seite des Hauses zu erkennen. Julie arbeitet im Arbeitszimmer neben meinem Zimmer -  Joshuas Zimmer -, bis ich nach Hause komme. Wenn sie bei Joshua geblieben wäre, könnten wir das Kerzenlicht von hier nicht sehen.
    »Bleib hier«, sagte Tom schließlich.
    »Von wegen«, sagte Kate und machte die Autotür auf.
    Tom murmelte etwas, kramte aber die Schlüssel hervor. Sie waren noch drei Schritte von der Eingangstür entfernt, als Julies verängstigte Stimme rief: »Keinen Schritt näher! Ich habe eine Waffe!«
    »Julie!« rief Kate. »Wir sind es. Was ist denn los? Mach die Tür auf.«
    Als die Tür aufging, herrschte völlige Schwärze dahinter, und der Strahl einer Taschenlampe leuchtete zuerst in Kates und dann in Toms Gesicht. »Schnell ... kommt rein!« sagte Julie.
    Tom schlug die Tür zu und schloß hinter sich ab. Julie drückte Joshua an sich, während sie die Taschenlampe in der linken und die Browning-Automatik in der rechten Hand balancierte. Tom nahm ihr die Waffe ab, während die junge Frau aufgeregt flüsterte: »Vor etwa zwanzig Minuten ... ich habe am Computer gearbeitet ... sind alle Lichter ausgegangen ... ich habe im Eßzimmer nach Taschenlampe und Kerzen gesucht, als ich Schatten auf der Veranda gesehen ... und Männer flüstern gehört habe ...«
    »Wie viele Männer?« fragte Tom mit sehr leiser Stimme. Kate hatte das Baby genommen, Julie hatte die Taschenlampe ausgeschaltet, und jetzt standen die drei Erwachsenen dicht beieinander in der dunklen Diele.
    Julie, die den Kopf schüttelte, war nur als Umriß zu erkennen. »Keine Ahnung ... drei oder vier mindestens. Einen Augenblick habe ich gedacht, es wären vielleicht die Jungs vom Elektrizitätswerk, die gekommen sind, um den Schaden zu beheben ... aber dann haben sie angefangen, an der Verandatür zu rütteln.« Ihre Stimme klang abgehackt; Kate berührte Julie an der Schulter, während diese Luft holte. »Wie auch immer, ich lief ins Kinderzimmer und holte Josh und die Pistole und kam wieder heraus, als die Jungs gerade die Scheibe der Verandatür einschlugen. Ich rief hinaus, daß ich eine Waffe hätte, und auf einmal waren sie verschwunden. Ich lief durch das ganze Haus und vergewisserte mich, daß alle Fenster verschlossen waren ... es ist tot, Tom, das habe ich schon versucht.«
    Er war zum Telefon in der Diele gegangen. Jetzt lauschte er einen Moment, nickte und legte den Hörer wieder auf.
    »Wie auch immer«, sagte Julie, »nur eine oder zwei Minuten später hörte ich den Wagen und sah die Scheinwerfer. Er hat sich nicht wie der Cherokee angehört und ... mein Gott, bin ich froh, daß ihr hier seid.«
    Tom hielt die Waffe, nahm Julie die Taschenlampe ab und ging, von den beiden Frauen gefolgt, von Zimmer zu Zimmer. Er schaltete das Licht jeweils nur Sekunden an und gleich wieder aus. Kate sah die Glasscherben der Verandatür, aber die Tür selbst war noch verschlossen. Sie gingen an der Küche vorbei ins Arbeitszimmer, vom Arbeitszimmer ins Schlafzimmer.
    »Hier«, sagte Tom und gab Kate die Browning. Er verschwand einen Moment im begehbaren Kleiderschrank und kam mit der Schrotflinte und der Munitionsschachtel heraus. Er ließ Patronen in die Taschen seiner Tweedjacke fallen und lud die Schrotflinte einmal durch. »Kommt mit«, sagte er. »Wir verschwinden von hier.«
    Auf beiden Seiten der Einfahrt befanden sich Büsche und Felsblöcke, und Kate war sicher, daß sich hinter jedem etwas bewegte, als sie Tom nachsah, der die zehn Schritte zum Landrover zurücklief. Sie sah in dem Augenblick, daß die Haube leicht nach oben stand, als sie Tom »Gottverdammt« sagen hörte. Er setzte sich trotzdem ans Steuer, aber der Anlasser rührte sich nicht; nicht einmal die Scheinwerfer gingen an.
    Er kam zu ihnen auf die Veranda zurückgespurtet, wobei er die Schrotflinte im Arm hielt.
    »Moment mal«, sagte Kate. »Hört doch.« Von hinter der Küche

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