Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
hölzernen Balken verriegelt. Raggin ließ die beiden Frauen vor der Kneipe stehen und verschwand im Hof, um das Haus durch, wie er es nannte, seinen „Geheimgang“ zu betreten. Nachdem er die Tür von innen geöffnet hatte, sagte er: „Ich muß gut abschließen, es gibt eine Menge finsterer Gestalten in dieser Gegend. Ich habe vielleicht eine Kundschaft, kaum zu glauben. Flieger natürlich.“
    Sie hörten kaum zu. S’Rella rannte sofort die Treppe hinauf zu dem Zimmer, das sie sich manchmal mit Val geteilt hatte. Maris folgte ihr. Oben angekommen, entzündete S’Rella eine Kerze.
    Flackerndes rötliches Licht erleuchtete den kleinen Raum. Unter einer Decke bewegten sich die Umrisse eines Körpers, der Laute ausstieß, die dem Wimmern eines kleinen Tieres glichen.
    S’Rella stellte die Kerze ab und zog die Decke zurück.
    Val erblickte sie. Er schien sie zu erkennen. Mit dem linken Arm bemühte er sich verzweifelt, ihre Hand zu erreichen. Aber als er etwas sagen wollte, brachte er nur ein ersticktes, schmerzverzerrtes Schluchzen hervor.
    Maris wurde übel. Man hatte ihm brutal auf Kopf und Schultern geschlagen. Sein Gesicht war eine kaum wiederzuerkennende Masse von Schwellungen und Quetschungen. Eine Schnittwunde auf seiner Wange blutete immer noch, und auf seinem Hemd und seinem Kinn klebte getrocknetes Blut. Auch aus seinem Mund trat Blut, als er ihn öffnete, um zu sprechen.
    „Val“, rief S’Rella mit tränenerstickter Stimme. Sie versuchte seine Stirn zu streicheln, aber er zuckte unter ihrer Berührung zurück und versuchte etwas zu sagen.
    Maris trat näher an ihn heran. Val zog S’Rella mit seiner linken Hand an sich, aber der rechte Arm lag unbeweglich an seiner Seite. Da stimmte etwas nicht. Auch auf dem Laken waren Blutflecken. Der Winkel des Armes war vollkommen unnatürlich. Auch seine Jacke war zerrissen und blutig. S’Rella kniete an der rechten Seite des Bettes nieder und berührte vorsichtig den Arm. Val schrie so laut auf, daß sie erschreckt aufsprang. Erst jetzt sah Maris, daß ein Stück Knochen durch die Haut und die Kleidung herausstach.
    Raggin beobachtete sie von der Tür aus. „Sein Arm ist gebrochen, nicht berühren“, sagte er hilfsbereit. „Er schreit, wenn man ihn anfaßt. Ihr hättet ihn hören sollen, als ich ihn die Treppe hinaufgetragen habe. Ich glaube, auch sein Bein ist gebrochen, aber ich bin mir nicht sicher.“
    Val hatte sich beruhigt, aber er atmete in kurzen schmerzvollen Stößen. Maris war außer sich. „Warum hast du keinen Heiler geholt?“ fragte sie Raggin vorwurfsvoll. „Warum hast du ihm nichts gegen die Schmerzen gegeben?“
    Raggin wich erschrocken zurück. Solche Gedanken waren ihm nicht gekommen. „Ich habe euch geholt. Wer soll den Heiler bezahlen? Er jedenfalls nicht, das ist klar. Er hat nicht genug Eisen. Ich habe seine Sachen schon durchsucht.“
    Maris ballte eine Faust, um nicht zu explodieren. „Du machst dich sofort auf den Weg und holst einen Heiler“, sagte sie. „Mir ist es auch ganz gleich, ob du zehn Kilometer weit laufen mußt, du wirst jetzt losgehen. Falls du das nicht tust, werde ich es dem Landmann sagen und dafür sorgen, daß man diesen Laden hier schließt.“
    „Fliegerin“, sagte der Barmann verächtlich. „Spiel dich nicht so auf. Na gut, ich werde gehen. Aber wer bezahlt den Heiler? Das möchte ich wissen, und den Heiler wird es sicherlich auch interessieren.“
    „Zum Teufel mit dir“, sagte Maris. „Ich werde bezahlen, verflixt noch mal. Ich werde bezahlen. Er ist ein Flieger. Wenn seine Knochen nicht wieder richtig zusammenwachsen, wenn er nicht die beste Pflege bekommt, wird er nie wieder fliegen. Und jetzt beeil dich.“
    Raggin warf ihr einen letzten verärgerten Blick zu und wandte sich um. Maris ging zu Val zurück. Er gab klagende Laute von sich und versuchte sich zu bewegen, aber jede Bewegung schien ihn vor Schmerz zu zerreißen.
    „Können wir ihm nicht helfen?“ sagte S’Rella und blickte Maris flehend an.
    „Doch“, sagte Maris. „Schließlich sind wir in einer Kneipe. Geh nach unten in den Vorratskeller und hole ein paar Flaschen herauf. Das wird gegen die Schmerzen helfen, bis der Heiler da ist.“
    S’Rella nickte und wandte sich der Tür zu. „Was soll ich holen?“ fragte sie. „Wein?“
    „Nein, wir brauchen etwas Stärkeres. Such etwas Brandy oder Schnaps von Poweet, wie nennen sie ihn doch gleich, sie machen ihn aus Getreide und Kartoffeln …“
    S’Rella nickte erneut und war

Weitere Kostenlose Bücher