Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
S’Rella liegt einen Stein zurück. Da Garth nicht fliegen kann, solltest du einen Ersatzmann für ihn aufstellen, der statt seiner die Flügel trägt. Wenn dieser Stellvertreter gewinnt, bleiben die Flügel Skulny erhalten, und du kannst sie geben, wem du willst. Wenn S’Rella jedoch gewinnt, kann ihr niemand verübeln, die Flügel mit in den Süden zu nehmen. Was hältst du davon?“
    Einen Augenblick dachte der Landmann darüber nach. „Nun“, sagte er, „das kann ich akzeptieren. Jirel kann an Garths Stelle fliegen. Wenn dieses Mädchen sie besiegt, hat sie die Flügel verdient, obwohl es mich nicht glücklich macht.“
    Shalli sah ungeheuer erleichtert aus. „Ein ausgezeichneter Vorschlag“, sagte sie lächelnd. „Ich wußte, daß wir uns auf Maris’ gesunden Menschenverstand verlassen können.“
    „Wir sind uns also einig?“ fragte die Richterin aus dem Osten geschwind.
    Alle, außer dem Richter von den Äußeren Inseln, nickten. Er schüttelte immer wieder den Kopf und grummelte: „Das Mädchen sollte die Flügel bekommen. Der Mann ist ins Meer gestürzt.“ Aber er widersprach nur ganz leise.
    Als sie die Hütte verließen und in die kühle Nachtluft hinaustraten, fiel ein feiner Regen. Sena hielt sie an. Sie sah besorgt aus. „S’Rella“, sagte sie und stützte sich auf ihre Krücke, „bist du sicher, daß du es so gewollt hast? Auf diese Weise könntest du die Flügel verlieren, denn Jirel ist als gute Fliegerin bekannt. Vielleicht hätten wir die Richter für uns gewinnen können, wenn wir länger mit ihnen geredet hätten.“
    „Nein“, sagte S’Rella ernst. „Nein, ich will es so.“ Sena blickte ihr lange Zeit in die Augen und nickte schließlich. „Gut“, sagte sie zufrieden. „Laßt uns nach Hause gehen. Morgen haben wir einen harten Tag vor uns.“
    Am dritten Tag der Wettkämpfe wachte Maris noch vor Sonnenaufgang auf. Sie war irritiert von der Dunkelheit und Kälte und spürte sogleich, daß etwas nicht in Ordnung war. Jemand klopfte an die Tür.
    „Maris“, sagte S’Rella von ihrem Bett aus. „Soll ich nachsehen?“ Maris konnte sie nicht sehen, es war noch dunkel, und keine Kerze brannte.
    „Nein“, flüsterte Maris. „Sei still.“ Sie hatte Angst. Ohne Unterbrechung ging das Klopfen weiter. Maris erinnerte sich an die toten Regenvögel, die man für sie zurückgelassen hatte. Sie überlegte, wer um diese Tageszeit vor der Tür stehen mochte und so wütend darauf drängte, eingelassen zu werden. Sie stieg aus dem Bett und tappte durch den Raum. Trotz der Dunkelheit gelang es ihr, ein Messer ausfindig zu machen. Es war nur ein kleines Messer, das zu einem Eßbesteck gehörte, keine Waffe, aber es gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Dann ging sie zur Tür. „Wer ist das?“ fragte sie. „Wer bist du?“
    Das Klopfen verstummte. „Raggin“, sagte eine tiefe Stimme, die sie nicht kannte.
    „Raggin? Ich kenne keinen Raggin. Was willst du?“
    „Ich bin von der Eisernen Axt“, sagte die Stimme. „Du kennst doch Val? Er wohnt bei mir.“
    Maris spürte die Angst allmählich weichen und beeilte sich, die Tür zu öffnen. Der Mann, der im Sternenlicht vor ihr stand, war hager und krumm. Er hatte eine Hakennase und einen ungepflegten Bart, aber er kam ihr plötzlich bekannt vor: der Barmann aus Vals Kneipe.
    „Was ist los? Ist etwas passiert?“
    „Ich wollte gerade schließen, und dein Freund war noch nicht heimgekommen. Ich dachte, er hätte eine nette Person gefunden, mit der er schlafen wollte. Aber dann habe ich ihn draußen gefunden, er lag im Hof. Jemand hat ihn böse zugerichtet.“
    „Val“, sagte S’Rella. Sie eilte zur Tür. „Wo ist er? Lebt er noch?“
    „Er ist in seinem Zimmer“, sagte Raggin. „Ich habe ihn die Treppe hinauf geschleppt, es war nicht ganz einfach. Dann fiel mir ein, daß er hier ein paar Leute kennt, deswegen bin ich herumgelaufen und habe mich erkundigt. Man hat mich zu euch geschickt. Könnt ihr mich begleiten? Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll.“
    „Worauf warten wir noch“, sagte Maris ungeduldig. „S’Rella, zieh dich an.“ Eilig suchte sie ihre eigenen Kleider zusammen und zog sich an.
    Kurze Zeit später eilten sie die Küstenstraße hinunter. Maris hatte eine Laterne bei sich. Die Küstenstraße verlief großenteils am Rand der Klippen. Ein Fehltritt in der Dunkelheit hätte somit fatale Folgen gehabt.
    In der Kneipe brannte kein Licht. Die Eingangstür war von der Innenseite her mit einem schweren

Weitere Kostenlose Bücher