Kinder der Stürme
und gesellte sich zu der großen Zahl von Wettkämpfern. Sie war ungeduldig und wurde immer nervöser.
Die Tore waren schon während der Nacht errichtet worden. Neun leichte Holzkonstruktionen, die einfach in den Sand gesteckt worden waren. In einem Kurs, der eine Vielzahl von schwierigen Wendemanövern verlangte. Das erste Tor lag genau der Fliegerklippe gegenüber. Es bestand aus zwei hohen Schwarzholzpfosten, jeder ungefähr vierzig Fuß hoch und fünfzig Fuß voneinander entfernt. Zwischen den Pfosten, an ihrer Spitze, war ein Seil gespannt. Um einen Punkt zu machen, mußte der Flieger durch dieses Tor gleiten. Das wäre nicht so schwer gewesen, aber das nächste Tor befand sich nur einige Meter weiter unten am Strand und es war nicht in gerader Linie zu erreichen. Der Flieger mußte vielmehr blitzschnell einen Winkel fliegen, bevor er es passieren konnte. Außerdem war das zweite Tor kleiner, die Pfosten waren weniger hoch und standen enger zusammen. Der Kurs verlief weiter über das seichte Wasser und bog dann in einer scharfen Kurve zurück zum Festland. Ein gewundener, schwieriger Kurs, bei dem jedes Tor kleiner war als das vorherige. Bis der Flieger schließlich das letzte, das neunte Tor erreichte. Seine Pfosten waren kaum acht Fuß hoch und standen genau einundzwanzig Fuß auseinander. Die Flügelspannweite eines Fliegers betrug zwanzig Fuß. Niemals hatte ein Flieger mehr als sieben Tore geschafft. Und selbst das war schwer genug. Die beste Leistung, die an diesem Morgen erbracht wurde, waren sechs Tore. Und es war der phänomenale Lane gewesen, der das erreicht hatte.
Traditionsgemäß flog der Herausforderer zuerst, dem Flieger wurde somit der Vorteil geboten, zu wissen, welche Punktzahl er schlagen mußte. Mit den Flügeln auf ihren Schultern beobachtete Maris die Holzflügler bei ihren Versuchen.
Sher tauchte direkt von der Klippe hinab durch das erste Tor und hätte dabei fast das Seil berührt. Er flog in einer Biegung auf das zweite Tor zu und verlor weiterhin sehr schnell an Höhe, zu schnell. Von Panik ergriffen, versuchte der junge Holzflügler wieder in die waagerechte Lage zu kommen, um nicht den Boden zu berühren. Dann stieg er jedoch plötzlich auf und überflog das zweite Tor, anstatt hindurchzufliegen. Der Flieger, den Sher herausgefordert hatte, durchflog nur zwei Tore, aber das reichte für den Sieg.
Leya, die Sher beobachtet hatte, wählte eine andere Strategie. Sie sprang so vom Felsen ab, daß sie in einem großen Bogen über den Strand glitt. Dann ließ sie sich allmählich fallen, so daß sie ohne weitere Höhe zu verlieren durch das erste Tor gleiten konnte. Sie hatte ihre Wende so angelegt, daß sie sich anmutig um den Pfosten schwingen konnte und schon dem nächsten Tor entgegenflog. Auch dieses Tor meisterte sie auf ihre Art und begann wieder frühzeitig mit der nächsten Wende. Dieses Mal jedoch nahm sie die Kurve sehr scharf und kam in einen Aufwind. Trotzdem gelang es ihr auch, das dritte Tor zu überwinden, aber sie hatte nicht mehr die Kraft, erneut die Richtung zu wechseln. Ruhig flog sie auf das Meer hinaus, verpaßte dann aber das vierte Tor, weil sie zuviel Schwung hatte. Trotzdem applaudierten einige der Zuschauer. Ihr Fliegerrivale bezwang lediglich zwei Tore, bevor er unsanft im Sand landete. Das war Leyas erster Triumph, obwohl er nicht ausreichte, um ein Flügelpaar zu gewinnen.
Jetzt wurden Damen und Arak vom Ausrufer angekündigt. Beide hatten Probleme. Damen nahm die Tore zu schnell und konnte sich nach dem zweiten Tor nicht rechtzeitig davon erholen, so daß er das dritte verfehlte. Arak durchflog das zweite Tor zu hoch. Die obere Kante eines Flügels streifte das Seil, dadurch verlor er das Gleichgewicht und kam vom Kurs ab. Aber selbst die zwei Tore reichten ihm, die Flügel zu behalten.
Überraschenderweise gelang es sogar Kerr, eine Schleife zu fliegen. Er imitierte Leya, indem er waagerecht durch das erste Tor glitt und frühzeitig mit der Kurve begann. Auch das zweite schaffte er mit Leichtigkeit. Aber wie Leya hatte er Schwierigkeiten, sich rechtzeitig vor dem dritten Tor im Aufwind zu drehen. Er schaffte es nicht rechtzeitig und schlug neben dem Tor im Sand auf. Sogleich kamen von allen Seiten Kinder der Landgebundenen gerannt, um ihm beim Ablegen der Flügel zu helfen. Jon von Culhall wollte Kerrs Fehler vermeiden, indem er weiter oben blieb, er glitt aber über das Tor hinweg und flog rechts um das dritte Tor herum.
„Corm von Klein
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