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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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selbst wenn er … wie Val ist. Rachsüchtig, wütend und kalt.“
    Dorrel schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht akzeptieren.“
    „Ich wünschte, ich würde ihn besser kennen“, sagte Maris, „dann würde ich vielleicht verstehen, was ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Meiner Meinung nach haßte er die Flieger schon, bevor sie ihn Einflügler nannten.“ Sie faßte Dorreis Hand. „Er beschimpft sie immer oder macht boshafte Scherze über sie, wenn er nicht gerade einen Eisblock mimt. Vals Ansicht nach bin auch ich ein Einflügler, selbst wenn ich behauptete, es nicht zu sein.“
    Dorrel sah ihr in die Augen und drückte ihre Hand, die in seiner lag. „Nein“, sagte er. „Du bist ein Flieger, Maris. Fürchte dich nicht.“
    „Bin ich das wirklich?“ fragte sie. „Ich bin mir nicht sicher, was es heißt, ein Flieger zu sein. Es ist mehr, als nur Flügel zu besitzen oder gut zu fliegen. Val hatte Flügel, und er fliegt gut genug, aber du selbst sagtest, er sei nur ein halber Flieger. Nun, wenn es bedeutet, alles so zu akzeptieren, wie es ist, auf die Landgebundenen herabzusehen und den Holzflüglern keine Hilfe anzubieten, weil man befürchtet, daß sie einen Fliegerkameraden, einen richtigen Flieger, kränken könnten, wenn es das bedeutet, dann bin ich wohl kein Flieger. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich Vals Meinung über die Flieger bereits übernommen.“
    Dorrel ließ ihre Hand los, aber sein Blick ruhte auf ihr. Trotz der Dunkelheit konnte sie die Qualen fühlen, die sein Blick ausdrückte. „Maris“, sagte er leise. „Ich bin ein Flieger und für die Flügel geboren. Sicherlich verachtet Val Einflügler mich deswegen. Tust du es auch?“
    „Dorr“, sagte sie verletzt. „Du weißt, daß ich das nicht tue. Ich habe dich immer geliebt und dir vertraut. Du bist mein bester Freund. Aber …“
    „Aber?“ echote er.
    Sie konnte ihn nicht ansehen. „Ich war nicht gerade stolz auf dich, als du dich weigertest, nach Holzflügel zu kommen“, sagte sie.
    Der entfernte Lärm der Party und das melancholische Rauschen der Wellen schienen die Welt zu erfüllen. Endlich sagte Dorrel etwas.
    „Meine Mutter war eine Fliegerin und ihre Mutter ebenso. Seit Generationen gehören die Flügel, die ich trage, meiner Familie. Das bedeutet mir sehr viel. Und falls ich jemals ein Kind haben sollte, wird es ebenfalls fliegen.
    Du wurdest nicht in diese Tradition hineingeboren. Und für mich warst du der mutigste Mensch der Welt. Du hast immer wieder unter Beweis gestellt, daß du die Flügel ebenso verdienst wie jedes Fliegerkind. Es wäre eine schreckliche Ungerechtigkeit, wenn man dich dazu gezwungen hätte, auf die Flügel zu verzichten. Ich bin stolz darauf, daß ich dir helfen konnte.
    Ich bin stolz darauf, daß ich gemeinsam mit dir in der Versammlung für die Öffnung des Himmels kämpfen durfte. Aber nun scheint es so, als hätten wir nicht für dieselbe Sache gekämpft. So wie ich es sah, kämpften wir dafür, daß jeder ein Flieger werden konnte, der leidenschaftlich davon träumte und hart genug dafür arbeitete. Wir hatten es nicht darauf angelegt, die ehrwürdige Fliegertraditon zu zerstören und die Flügel vor den Landgebundenen und Möchtegernfliegern in die Luft zu werfen, damit sie sich deswegen wie Möwen um eine Handvoll Fische streiten.
    Wir versuchten, so dachte ich jedenfalls, den Himmel und Eyrie zu öffnen. Und den Stand der Flieger jedem zugänglich zu machen, der sich der Flügel als würdig erwies.
     
    Habe ich mich geirrt? Haben wir statt dessen dafür gekämpft, alles aufzugeben, was uns auszeichnet und uns von anderen abhebt?“
    „Ich weiß es nicht mehr“, sagte sie. „Vor sieben Jahren konnte ich nur daran denken, wie wundervoll es wäre, ein Flieger zu sein. Und dir ging es genauso. Wir haben uns nicht träumen lassen, daß es Leute gibt, die zwar unsere Flügel tragen wollen, sich aber gegen alles andere wenden, was einen Flieger ausmacht. Wir haben nicht an sie gedacht, aber es gibt sie. Und auch ihnen haben wir den Himmel geöffnet, Dorr. Die, Welt hat sich stärker verändert, als wir dachten. Aber nun dürfen wir ihnen nicht den Rücken kehren. Vielleicht sind wir mit den Ergebnissen unserer Handlungen nicht einverstanden, aber wir können sie nicht verleugnen. Val ist eines dieser Ergebnisse.“
    Dorrel stand auf und klopfte sich den Sand aus der Kleidung. „Dieses Ergebnis kann ich nicht akzeptieren“, sagte er, und seine Stimme klang eher besorgt als

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