Kinder des Donners
hendes Magengeschwür zu verschaffen — es gibt alle möglichen natürlichen Auslöser dafür, die man demje-
nigen ins Essen schmuggeln kann, und zwar in einer Kapsel, die sich im richtigen Moment im Verdauungs-
trakt auflöst —, und dann für eine falsche Diagnose und
damit eine falsche Behandlung zu sorgen, durch die sich im Idealfall der Zustand des Kranken noch verschlim- mert. Nach einer oder zwei Wochen ...«
Peter war aufgesprungen. »Herr im Himmel! Wir
müssen sie unbedingt darüber aufklären!«
»Hast du vergessen, daß sie Ausländerin ist, die in ei- nem Krankenhaus des Staatlichen Gesundheitswesens
behandelt wird, ein seltenes Privileg für jemanden aus einem Nicht-EG-Land, und ...?«
»Und sie ist krank und leidet!«
»Du willst also dort hineinspazieren und dem Arzt erklären, daß er entweder blöd oder gekauft ist?«
»Aber wie kann ein Arzt...?«
»Menschen lassen sich hinbiegen«, sagte Bernie knapp und leerte seinen Bierkrug.
»Du meinst im Ernst...«
»O Mann, werd endlich erwachsen, ja? Ich bin ein
paar Jahre jünger als du, aber ich komme mir wesentlich älter vor, das kann ich dir sagen. Du solltest doch am besten wissen, wohin dieses Land steuert!«
Peter sackte wieder in seinen Sessel zurück, wobei er seinen Bierkrug fest umklammert hielt.
»Ja, ich glaube, ich weiß es«, murmelte er und blickte
Ellen an. »Ich habe ... na ja, vor dem Essen habe ich mir so ähnliche Gedanken gemacht. Was tun wir jetzt?«
»Du mußt Claudia morgen früh besuchen«, sagte El- len in bestimmendem Ton. »Und bestehe darauf, mit ih- rem Arzt zu sprechen.«
»Ellen, meine Liebe«, sagte Bernie, während er auf- stand, um seinen Krug neu zu füllen, »es ist wunder- voll, jung und idealistisch zu sein. Aber ich befürchte, wenn unsere selbstgestrickte Abart der Gestapo diesen Typen bereits in den Klauen hat...«
»Warum?« brach es aus Peter heraus.
»Das weiß ich nicht. Aber das ist genau der Punkt, über den ich in erster Linie reden wollte, deshalb bin ich gekommen.« Nachdem er seinen Krug randvoll gegos- sen und einen ausgiebigen Schluck genommen hatte, sah ihm Bernie fest in die Augen.
»Ich steige aus der Sache aus.«
»Aber. ..«
»Sag nicht, das kann ich nicht! Ich kann, so sicher wie das Amen in der Kirche, und du hast jetzt den letzten Fetzen mit Daten bekommen, den ich liefere. Nenn mich einen Feigling, wenn du willst, aber ich sage es dir
ehrlich: Die Tatsache, daß sie so schwere Geschütze auf- fahren, um Claudia davon abzuhalten weiterzugraben, läßt mich um meine eigene Sicherheit bangen. Tut mir leid. Morgen früh werde ich es Jake sagen ... es hat kei- nen Sinn, ihm Kummer zu bereiten, wenn er gerade versucht, mit einer neuen Ausgabe zu Potte zu kom- men.«
Nach einem weiteren Schluck Bier fügte er etwas kleinlauter hinzu: »Außerdem habe ich das Gefühl, ge-
gen eine Mauer anzurennen. Louis Parker ist zu clever für mich.«
»Ich wollte dich gerade fragen ...«
»Ich wollte dir gerade noch etwas sagen. Entschuldi- ge, das Papier, das du vorhin bekommen hast, ist doch noch nicht das letzte bißchen an Information, das ich dir schulde.«
»Herrje, dann gib mir doch endlich den Rest auch noch!« schrie Peter ihn an. »Du suchst Louis Parker jetzt schon seit scheißvielen Wochen und hast noch nicht ein- mal eine Spur von ihm gefunden!«
»Ich habe tatsächlich immer noch keine gefunden. Aber ich bin zu einem Schluß gekommen.«
Peter spürte, wie sich seine Fingernägel schmerzhaft in die Handfläche bohrten. »Heraus damit!« knirschte er.
»Ich bin zu der felsenfesten Ansicht gelangt«, sagte Bernie und wich dabei dem Blick des anderen aus, »daß du recht hast in bezug auf Parker. Und er weiß es, und er weiß, daß du hinter ihm her bist, und er hat... nun ... die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.«
»Du meinst, der Schweinehund hat Special Branch in
die Tasche gesteckt, ganz zu schweigen von den Ärzten des Staatlichen Gesundheitswesens?«
»Es sieht ganz danach aus. Hör zu!« Er beugte sich in seinem Sessel weit nach vorn. »Ich habe dieses äußerst aufwendige Suchprogramm laufen lassen, von dem ich dir erzählt habe — habe es mit so großer Reichweite und so lange laufen lassen, wie es das Geld erlaubt. Ich finde nicht die geringste Spur von Louis Parker. Du hast mir ein wenig über seinen Hintergrund erzählt, daß sei-
ne Familie aus Armenien stammt und so weiter, und du sagtest, er hat Samen gespendet und in der Computer- branche gearbeitet
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